Wenig Interesse, ihre Gülle abzugeben
Dänemark fehlt Gülle für die Erzeugung von Biogas
Früher haben landwirtschaftliche Betriebe dafür bezahlt, um ihre Gülle loszuwerden, heutzutage ist es ein begehrter Rohstoff. Dänische Bauern zögern oft mit der Abgabe ihrer Gülle. Die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Erzeugung von Biogas soll die Bauern motivieren, ihre Gülle mit der Gesellschaft zu teilen.
Eine neue dänische Initiative unter der Leitung der Universität Aarhus hat 11 Millionen DKK (rund 150 T. Euro) vom Agraministerium für ein ehrgeiziges Projekt zur Entwicklung einer neuen Methode zur Verarbeitung von Biomasse erhalten. Ziel ist es, es für Landwirte attraktiver zu machen, Gülle für die Biogaserzeugung zu liefern. Das meldet das dänische Landwirtschafts- und Fischereiministerium heute.
In Dänemark nutzen Biogasanlagen Gülle aus der Landwirtschaft, die durch einen biologischen Prozess in entgaste Biomasse umgewandelt wird. Dabei wird der Kohlenstoff in der Biomasse zu Biogas verarbeitet, das anschließend gereinigt und ins Gasnetz eingespeist wird.
Die verbleibenden Gärreste dienen als hochwertiges Düngemittel, da der darin enthaltene organische Stickstoff von Pflanzen effizienter aufgenommen werden kann. Dadurch wird Gülle zu einer wertvollen Ressource, die sowohl zur Gasproduktion für Verbraucher als auch als Düngemittel für landwirtschaftliche Betriebe genutzt wird.
Erhöhte Nachfrage nach Gülle
Die steigende Nachfrage nach Gülle für die Gasproduktion hat dazu geführt, dass nicht genug Gülle auf dem Markt zu haben ist. Biogasanlagen weichen dann auf festere Biomassen wie Stroh und Tiefstreu aus, was die Düngequalität der entgasten Biomasse mindert, so Torkild Birkmose, Projektleiter bei SEGES Innovation, gemeinnütziger, privater Co-Leiter des Projektes:
„Die effiziente Aufspaltung der Trockensubstanz in Tiereinstreu ist schwierig, da gröbere Biomasse zurückbleibt, die weniger gut im Boden durchsickert. Bleibt die Biomasse an der Bodenoberfläche, verdunstet ein Großteil des Stickstoffs als Ammoniak.“
Bauern haben wenig Interesse, ihre Gülle abzugeben
Ein entscheidender Faktor für die Biogaserzeugung ist der Anreiz für Landwirte, Gülle zur Verfügung zu stellen. Verschlechtert sich jedoch die Düngequalität der Gärreste, kann dies sowohl die Bereitschaft zur Gülleabgabe als auch zur Nutzung der Gärreste als Dünger beeinträchtigen.
Zudem ist es aus klimatischer Sicht problematisch, wenn der Stickstoff als Ammoniak von der Bodenoberfläche verdunstet, anstatt in den Boden einzusickern.
Effizientere Entgasung für nachhaltigeres Biogas
Das Projekt soll die Fördermittel von 11 Mio. DKK dazu verwenden, eine innovative Lösung zur effizienten Trennung der feuchten und trockenen Teile der entgasten Biomasse nach der Biogasproduktion zu entwickeln.
Geplant ist, die trockene Fraktion der Biomasse an Pyrolyseanlagen zu liefern, die daraus Biokohle produzieren. Diese kann als Kohlenstoffspeicher und zur Bodenverbesserung auf die Felder zurückgeführt werden.
Der nasse Teil der Reste soll als hochwertiges Düngemittelprodukt auf die Felder ausgebracht werden. Diese Trennung löst das Problem, dass die entgaste Biomasse nicht ausreichend in den Boden einsickert.
Das Projektteam erwartet eine Steigerung der Gesamtentgasung der jährlich in Dänemark anfallenden 38 Millionen Tonnen Gülle um 5 %. Das entspricht einer Reduktion von 136.800 Tonnen CO2, vergleichbar mit den jährlichen Emissionen von über 20.000 Dänen.
Torkild Birkmose erläutert, dass mehr Landwirte motiviert sein dürften, Biomasse zu liefern, wenn sie ein verbessertes Düngemittel erwarten können:
„Wir hoffen, die Zurückhaltung mancher Landwirte zu überwinden und eine Barriere abzubauen, um sie zur Lieferung der Biomasse zu ermutigen.“
Neben der Erhöhung der entgasten Biomasse zielt das Projekt auch darauf ab, die Ammoniakemissionen zu senken.
Das Projekt hat bis Ende 2027 Zeit, die neue Trennlösung zu entwickeln.