„Sehr typisch für diese Periode“
Wikinger-Langhaus nahe bedeutendem Schlachtfeld entdeckt?
Archäologen haben im westnorwegischen Hjørungavåg wohl die Überreste eines wikingerzeitlichen Langhauses und ein Wikingergrab gefunden. Und zwar nur wenige hundert Meter vom Ort einer historisch wegweisenden Schlacht entfernt.
Bilder 1 bis 5: Arve Eiken Nytun
Blick zurück: Um das Jahr 986 nach Christus setzten sich in der Schlacht bei Hjørungavåg der norwegische Anführer Håkon Jarl und seine Krieger gegen eine dänische Flotte unter mutmaßlicher Führung der legendären Jomswikinger zur Wehr.
Im Verlauf des in Snorri Sturlusons Königssagas beschrieben Gemetzels behielt Håkon Jarl die Oberhand, was nicht nur seine eigene Macht zementierte, sondern in der Folge auch die Unabhängigkeit Norwegens sicherte.
Ein Denkmal für die Schlacht steht quasi direkt neben dem vor wenigen Tagen bekanntgewordenen Fundort. Verständlicherweise hoffen die beteiligten Archäologen, durch den Fund neue Erkenntnisse über das wikingerzeitliche Leben in der Region Møre og Romsdal zu gewinnen.
„Das Radar hat uns ein völlig neues Bild von der Gegend vermittelt“
Ermöglicht wurden die Entdeckungen durch Bodenradar, das Projektleiter Arve Eiken Nytun gezielt in dem Suchgebiet einsetzen ließ. Dabei kamen unter anderem Pfostenlöcher zum Vorschein, die eindeutig auf eine Langhaus-Bautechnik hindeuten.
„Das Radar hat uns ein völlig neues Bild von der Gegend vermittelt und uns dabei geholfen, Prioritäten für die Ausgrabungen zu setzen. Mit dem Radar konnten wir den Untergrund sehen, ohne Strukturen zu beschädigen“, sagte Nytun in einem Pressestatement.
„Wir können zwar noch nicht zu 100 Prozent sicher sein, dass das Langhaus aus der Wikingerzeit stammt. Aber die Art, wie die Pfostenlöcher mit Steinfassungen zur Stabilisierung konstruiert sind, ist schon sehr typisch für diese Periode“, fuhr der Forscher fort.
Ob das Langhaus direkten Bezug zur Schlacht hatte, soll noch erforscht werden
Ob das Langhaus einen direkten Bezug zur Schlacht bei Hjørungavåg hatte, wird Kernbestandteil der nächsten Erforschungen der Stätte sein. In jedem Fall befand sich das Gebäude am Eingang zu einer Bucht, die viele Historiker für den Ursprung der Kampfhandlungen halten. Sehr spannend.
Als weiteres Indiz wurde auf der Stätte ein Wetzstein gefunden, der ebenfalls der Wikingerzeit zugeordnet wird. Eine C14-Datierung soll dies in den kommenden Wochen bestätigen. Damit nicht genug: Die Ausgrabungen förderten auch steinzeitliche Artefakte zu Tage.
Manche Funde sind wahrscheinlich bis zu 7.000 Jahre alt. Auch Spuren von Häusern aus der frühen Bronzezeit, entstanden vor etwa 3.500 Jahren, konnten identifiziert werden. „Das zeigt, wie lange hier schon Menschen gelebt haben. Es dürfte früher ein regelrechtes Machtzentrum gewesen sein“, sagt Nytun.