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Parallelen zu anderen Vorkommnissen erkennbar

Flugzeugabsturz in Vilnius: Aussagen und mögliche Hintergründe

Am frühen Montagmorgen ist in Vilnius ein Frachtflugzeug abgestürzt, das im Auftrag des deutschen Logistikunternehmens DHL auf dem Weg von Leipzig in die litauische Hauptstadt unterwegs war. Der Einschlag der Maschine erfolgte gegen 5.30 Uhr direkt neben einem Wohnblock.

Absturz Vilnius DHL 1
Feuerball am Nachthimmel von Vilnius: der Moment des Aufschlags. (Foto: Screenshot Überwachungskamera)

Laut Medienangaben waren vier Menschen an Bord. „Ein Besatzungsmitglied wurde ohne Lebenszeichen aufgefunden“, sagte Vilmantas Vitkauskas, Leiter des Nationalen Krisenmanagementzentrums (NKVC) in Litauen.

Bei der Person handele es sich um einen spanischen Staatsbürger, gab die litauische Polizei am Montagmorgen zu Protokoll. Von den drei weiteren Besatzungsmitgliedern ist bekannt, dass sie aus Spanien, Deutschland und Litauen stammen. Sie sollen sich in medizinischer Behandlung befinden.

Nach ersten Erkenntnissen der Behörden verfehlte das Flugzeug nur knapp ein Wohnhaus, dessen 13 Bewohner „evakuiert und in Sicherheit gebracht“ werden konnten, teilte Valdas Benkunskas, Bürgermeister von Vilnius, inzwischen mit.

Im Netz kursieren Videos von Überwachungskameras, die den Feuerball des Einschlags zeigen. Die Unglücksmaschine, eine Boeing 737, wurde von Swiftair betrieben, einem in Spanien ansässigen Auftragnehmer der DHL.

Die Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des Absturzes galten als unkritisch

Laut Mindaugas Pivoriūnas, Geschäftsführer von DHL Lietuva, laufen die Ermittlungen zur Absturzursache auf Hochtouren. In litauischen Medienberichten ist nach ersten Einschätzungen die Rede von „technischen Problemen“. Die Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des Absturzes galten als unkritisch.

„Es gab keine außergewöhnlichen Herausforderungen für die Piloten“, erklärte Vincas Šnirpūnas, Dozent am Luftfahrtinstitut in Vilnius. Die Ermittler untersuchen verschiedene Szenarien, darunter technisches oder menschliches Versagen. Und noch eine weitere Variante…

Laut Arūnas Paulauskas, Leiter der litauischen Polizei, war das Flugzeug im Landeanflug, erreichte jedoch die Landebahn nicht. „Dies sind die Fakten“, so Paulauskas, der betonte, dass auch Terrorismus bzw. Sabotage nicht ausgeschlossen werden könne.

„Es ist eine von mehreren Hypothesen, die geprüft werden“, fügte er hinzu. Der litauische Geheimdienst hält es allerdings noch für verfrüht, konkrete Schlussfolgerungen in die eine oder andere Richtung zu ziehen.

„Wir werden niemals Entscheidungen treffen, die nicht auf Fakten basieren“

„Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage betrachten wir jeden Vorfall besonders sorgfältig“, sagte Darius Jauniškis, Leiter des litauischen Amtes für Staatssicherheit. Litauens Präsident Gitanas Nausėda rief die Bevölkerung in einer ersten Stellungnahme zu Besonnenheit auf.

„Wir werden niemals in Panik geraten oder Entscheidungen treffen, die nicht auf Fakten basieren“, betonte er in einer Social Media-Erklärung. DHL selbst gab bekannt, das Flugzeug habe etwa einen Kilometer vom Flughafen Vilnius entfernt eine Notlandung durchführen müssen.

Der Flughafen Vilnius setzt unterdessen seinen Betrieb fort, es könne aber zu Flugverspätungen kommen. Die litauischen Behörden haben laut LRT.lt auch den Plan, schnellstmöglich Kontakt zu den überlebenden Besatzungsmitgliedern zu suchen. „Sobald deren Zustand es erlaubt“, heißt es dazu.

Gleichzeitig laufen Untersuchungen an den Blackboxen des Flugzeugs. Bislang gebe es keine Hinweise auf Sabotage oder einen Terroranschlag, teilte auch Verteidigungsminister Laurynas Kasčiūnas mit. „Die Ermittlungen werden etwa eine Woche dauern“, erklärte er.

„Wir können bestätigen, dass Beamte der Terrorismusbekämpfung einen Vorfall untersuchen“

Trotz aller Vorsicht in der Bewertung soll an dieser Stelle noch auf zwei Vorfälle verwiesen werden, die – nennen wir es mal – gewisse Parallelen aufweisen. Vorfall 1: Im Juli 2024 hatte ein aus dem Baltikum verschickter Brandsatz im Leipziger DHL-Logistikzentrum Feuer gefangen.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) warnten daraufhin vor einer möglichen Mehrung „unkonventioneller Brandsätze“ im Zusammenhang mit Frachtladungen. Die Warnung wurde damals von beiden Behörden an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche verschickt.

Vorfall 2 spielte sich, ebenfalls im Juli, in England ab, als sich ein per Luftfracht verschickter Brandsatz in einem DHL-Lagerhaus in Birmingham entzündete. Ein Sprecher der Metropolitan Police sagte damals gegenüber dem Guardian:

„Wir können bestätigen, dass Beamte der Terrorismusbekämpfung einen Vorfall in einem Geschäftsgebäude in Minworth untersuchen.“ Britische Ermittler werteten den Brandsatz als Teil einer größeren Sabotage-Kampagne, die russische Spione möglicherweise in ganz Europa durchführen würden.

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