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Hoch interessantes Projekt

Wegen angespanntem Mensch-Tier-Verhältnis: Tromsø baut Möwenhotels

In der norwegischen Stadt Tromsø sorgen Möwen zunehmend für Ärger: Sie nisten an Fenstern, machen Krach und hinterlassen Kot an Stellen, wo ihn sich die Bürger nun wirklich nicht wünschen. Besonders die sogenannte Dreizehenmöwe hat sich in der Stadt niedergelassen.

Möwenhotel Tromso 1
Erfolgreiche Tests: ein Möwenhotel in der Stadt. (Foto: Karl-Otto Jacobsen / NINA)

Laut Experten hat auch der einsetzende Klimawandel die Tiere aus ihren ursprünglichen Lebensräumen vertrieben. Denn steile Küstenklippen bieten ihnen wegen Nahrungsmangels und rauer Wetterbedingungen so gut wie keinen Schutz mehr.

Die Stadt Tromsø hingegen ist für die Vögel ein sicherer Zufluchtsort. Hier finden sie Schutz vor starken Winden und Raubtieren wie dem Seeadler. Perfekt, um die eigene Population zu vergrößern, womit hingegen auf menschlicher Seite der Ärger anfängt.

Um den Konflikt zwischen Mensch und Tier zu lösen, haben Forscher und Künstler für die Stadt eine kreative Idee entwickelt: Möwenhotels, die den Vögeln neue Brutplätze bieten sollen. Und zwar an Orten, wo es für alle Beteiligten passt.

Diese Hotels werden zunächst nah an den bestehenden Nestern der Dreizehenmöwen aufgestellt. Später können sie mithilfe von Schlitten an ruhigere Orte verlegt werden. Tone Reiertsen vom Norwegischen Institut für Naturforschung erklärt, dass Dreizehenmöwen stark an ihre Brutplätze gebunden sind. Das macht eine gezielte Steuerung notwendig.

Erste Erfolge zeigen, dass die Vögel die Möwenhotels annehmen, wenn diese gut positioniert sind. Die Forscher sind optimistisch, was die langfristige Funktionsweise der Methode betrifft. Die Lösung soll natürlich nicht nur den Menschen in Tromsø helfen, sondern auch die Vögel schützen.

Ein innovativer Ansatz für Tromsø – und ein Gewinn für alle Beteiligten

Denn Dreizehenmöwen gehören zu den gefährdeten Arten in Norwegen. In die Stadt Tromsø kamen sie erstmals 2016. Seitdem hat der zunehmend spürbare Klimawandel ihre Anpassungsfähigkeit auf die Probe gestellt und sie immer weiter unter die Menschen getrieben.

Möwenhotel Tromso 2
Möwen überall. Leider ein Ärgernis für viele Anwohner. (Foto: Karl-Otto Jacobsen / NINA)

Raue Wetterbedingungen und ein Rückgang an Nahrung in den Bergen zwingen die Vögel, neue Lebensräume zu suchen. Städte bieten ihnen da eine Alternative zum Überleben. Dort liegt viel rum, man wird hier und da bewusst von Menschenhand gefüttert. Passt.

Die Forscher planen laut Science Norway, die Hotels im nächsten Schritt nach und nach in weniger störende Gebiete zu verlegen. So könnten die Vögel ihren Platz finden, ohne den städtischen Alltag zu beeinträchtigen.

Tone Reiertsen ist überzeugt, dass solche Maßnahmen ein friedliches Zusammenleben ermöglichen. „Wir brauchen Lösungen, die beiden Seiten gerecht werden“, sagt sie. Die Dreizehenmöwen, einst Meister des Überlebens an steilen Klippen, haben gelernt, sich anzupassen.

Städte wie Tromsø sind ein Beweis für ihre Resilienz. Die Idee der Möwenhotels bietet nun Hoffnung für eine bessere Koexistenz zwischen Mensch und Tier in der Zukunft. Ein sehr spannendes Projekt, das auch andernorts auf Interesse stoßen dürfte.

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