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Milch die Toilette runtergespült

Dänemark will Abgase von Kühen reduzieren

Die Wissenschaft hat gesprochen: Die Viehwirtschaft ist ein Klimakiller. Und weil man vieles unterlässt, was man eigentlich tun sollte, wird es diesmal ausnahmsweise getan: Die Abgase des Stoffwechsels von Wiederkäuern sollen reduziert werden.

Milchkühe Dänemark
Im Bild: Angehende Milchkühe aber Klimakiller schon im jungen Alter. (Symbolbild: Annie Spratt)
Anders ausgedrückt: Dänemark ist das erste Land der Welt, das nationale Vorschriften für die Fütterung seiner Rinder einführt, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, das berichtet der dänische Rundfunk auf seiner Website.

Ab dem 1. Januar heißt es für die Kühe: Pulver fressen. Oder fettiges Futter, je nach Vorliebe. Aber Methan, dieses unsichtbare, geruchlose Gas, soll nicht mehr ungebremst in die Atmosphäre entweichen.

„Das ist eine große Sache“, sagt Professor Peter Lund von der Universität Aarhus.

Denn Dänemark ist ein Pionierland. Es reguliert Kuhabgase. Mehr als 50 Kühe auf dem Hof? Dann ist der Bauer verprlichtet, das Rülpsen der Kühe um 8 Prozent zu senken.

Aber was sagt eigentlich die Kuh dazu? Sie wurde, wie immer, nicht gefragt. Der Bauer hat sie in den Stall gestellt und zwingt sie, für ihn zu arbeiten.

Könnte die Kuh sprechen, würde sie vermutlich sagen, der größte Beitrag zur Klimarettung sind nicht die Reduzierung der Fürze um 8 Prozent, sondern die Abschaffung der Viehwirtschaft, wie sie heute betrieben wird. Das wäre eine wahrhafte Pionierleistung.

Mehrheit entscheidet sich für Ergänzungsfuttermittel

Derzeit gibt es nur einen zugelassenen Futtermittelzusatz, der den Methanausstoß von Kühen reduzieren kann: das niederländische Ergänzungsfutter Bovaer. Studien der Universität Aarhus zeigen, dass dieses Mittel die Methanemissionen von Kühen um mindestens 27 Prozent verringern kann.

Neue Zahlen der dänischen Landwirtschaftsbehörde zeigen, dass 1.435 Landwirte (446.650 Kühe) die Verwendung des Nahrungsergänzungsmittels Bovaer zur Reduzierung von Methan beantragt haben.

Nur 17 Landwirte (12.018 Rinder) haben die Fütterung eines fettreicheren Futters beantragt. Bio-Landwirte sind von dieser Vorschrift ausgenommen und müssen daher keine Nahrungsergänzung verfüttern.

„Bovaer wirkt, indem es das Enzymsystem im Pansen der Kühe hemmt. Dadurch entstehen weniger Methanogene – jene Stoffe, die bei der Gärung von Nahrung Methan produzieren“, erklärt Peter Lund gegenüber dem DR.

Und das ist dringend nötig, denn bis die Milch schließlich im Supermarktkühlschrank steht, stammt die Hälfte der gesamten Klimabelastung aus der Milchproduktion vom Methan, das Kühe beim Rülpsen und Furzen ausstoßen.

„Deshalb ist der Pansen der Kühe ein entscheidender Hebel, um den Klimaschutz voranzubringen“, betont Jørgen E. Olesen, Professor und Abteilungsleiter am Institut für Agrarökologie der Universität Aarhus.

„Methan ist wohl das wichtigste Treibhausgas, das wir angehen müssen. Der Grund dafür liegt in seinem starken kurzfristigen Klimaeffekt“, fügt er hinzu.

Milch die Toilette runtergespült

Eine Zusammenarbeit zwischen der dänischen Molkerei Arla und der britischen Supermarktkette Tesco führte dazu, dass britische Verbraucher letzte Woche Arla-Milch in die Toilette schütteten, und diesen Vorgang in den sozialen Medien teilten. Der Grund dafür ist, dass Arla auch in Großbritannien damit begonnen hat, den Kühen Bovaer ins Futter zu mischen.

Dies veranlasste Arla Großbritannien dazu, eine Erklärung abzugeben, in der es heißt, dass „eine Menge Fehlinformationen verbreitet wurden“ und dass Bovaer nicht in den Mägen der Verbraucher lande.

Laut Peter Lund von der Universität Aarhus gibt es auch keinen Grund zur Beunruhigung.

„In den Tests, die wir durchgeführt haben, haben wir nichts in der Milch gefunden, und das haben auch die Tests der EU-Behörde EFSA gezeigt“, sagt er.

Dänemark hat zum Ziel, bis zum Jahr 2050 die Landwirtschaft klimaneutral zu machen.

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