Ukraine in der Defensive
Taktik wie im 2. Weltkrieg: Die massiven Verluste Russlands sind dem Kreml egal
Die russischen Streitkräfte verzeichnen in der Region Donezk minimale Geländegewinne – Meter für Meter, und das auf Kosten massiver Verluste.
„Russland zeigt keinerlei Rücksicht auf Menschenleben“, sagte Brigadegeneral Viktor Kalnitski, Leiter der Akademie der Verteidigungskräfte, im Interview mit dem estnischen Fernsehen.
Aktuell rekrutiert Russland monatlich etwa 30.000 neue Soldaten, was die hohen Verluste kompensieren soll.
Der Schwerpunkt der russischen Offensive liegt derzeit auf den Städten Pokrowsk und Kurachowe, wo die intensivsten Kämpfe stattfinden. Trotz der schweren Gefechte sind die Fortschritte gering: Pokrowsk liegt 90 Kilometer, Kurachowe 50 Kilometer von Donezk entfernt. „Ihre Strategie ist ineffizient und basiert auf schierer Masse“, so Kalnitski ggenüber ERR.
Taktiken wie aus vergangenem Jahrhundert
Die russische Kriegsführung setzt vor allem auf Infanterieangriffe. Der Einsatz von Panzerfahrzeugen im freien Feld wurde aufgrund der Bedrohung durch Drohnen stark zurückgefahren. Diese Strategie, so Kalnitski, erinnere an die des Zweiten Weltkriegs und der Tschetschenienkriege.
„Ihre Verluste sind enorm, aber Menschenleben zählen nichts für sie. Eine Welle von Soldaten wird geschickt, sie wird ausgelöscht, und dann kommt die nächste“, sagte Kalnitski. Der langsame, aber kontinuierliche Vormarsch der russischen Truppen ist ein Ergebnis dieser menschenverachtenden Taktik.
Strategische Risiken und ungleiche Ressourcen
Trotz der hohen Verluste scheint Russland über ausreichend Soldaten zu verfügen, um die Front zu halten. Kalnitski warnte jedoch, dass die ungleichen Ressourcen zwischen Russland und der Ukraine langfristig ein Problem darstellen könnten.
„Auch wenn Russland irgendwann die Arbeitskräfte ausgehen, besteht das Risiko, dass die ukrainischen Streitkräfte zuerst erschöpft sind“, erklärte er.
Ukraine in der Defensive
Der russische Druck bleibt insbesondere in der Region Kursk spürbar, während der Fokus weiterhin auf Pokrowsk liegt. Kalnitski analysierte, dass die Ukraine bei ihrem Vorstoß in die Region Kursk gemischte Ergebnisse erzielt habe.
„Das Ziel, die Bildung einer Frontlinie um Sumy zu verhindern, wurde erreicht. Ebenso gelang es, ein Druckmittel für mögliche Friedensverhandlungen zu schaffen. Doch das Ziel, den Druck auf andere Frontabschnitte zu verringern, war weniger erfolgreich“, sagte er.
Der anhaltende Druck in der Region Donezk bleibe für die Ukraine eine erhebliche Herausforderung.
Die Situation verdeutlicht, wie sehr die russischen Streitkräfte auf eine Strategie setzen, die auf schiere Masse und Gleichgültigkeit gegenüber Verlusten basiert – eine Taktik, die langfristig für beide Seiten verheerende Konsequenzen haben wird.