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Blick ins 19. Jahrhundert

8 Traditionen: So wurde Weihnachten früher in Irland gefeiert

Die Weihnachtszeit, so wie wir sie heute kennen, ist auch in Irland längst von Konsumgewohnheiten geprägt – eingepackt als Gschenk oder lecker aufgetischt. Man lässt es sich rundum gutgehen. In der Vergangenheit verlief das Fest hingegen weit bescheidener. Ein Blick zurück.

Weihnachten Irland
Irland im Jahr 1929: Weihnachtsbäume vor dem Verkauf. (Foto: National Library of Ireland)

Weihnachten in Irland war in früheren Zeiten stark geprägt von christlichen Ritualen und dem Erbe alter heidnischer Mittwinterfeste. Von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts standen ganz besondere Bräuche im Mittelpunkt. Sieben davon stellen wir kurz vor.

1. Hausdekoration: Stechpalmen und Kerzen statt Tannenbäume
Die Weihnachtsvorbereitungen begannen bereits in der Adventszeit. Das Haus wurde gründlich gereinigt, oft sogar neu gekalkt, bevor die Dekoration an die Reihe kam. Stechpalmen mit roten Beeren und Efeu waren besonders beliebt.

Diese immergrünen Pflanzen symbolisierten den ewigen Christus und wurden von den heidnischen Iren als magisch verehrt. Statt eines Weihnachtsbaums stellte man einen Zweig oder Ast eines immergrünen Baumes auf, geschmückt mit selbstgemachten Papierketten und Ornamenten.

Ein zentrales Element war die Weihnachtskerze: Eine dicke weiße oder rote Kerze, die während der Festtage brannte.

2. Die Krippe: Mehr als nur ein Dekorationsstück
In fast jedem katholischen Haushalt fand man eine Krippe – meist kleine Gipsfiguren, die das Christkind und seine Begleiter darstellten. Das Jesuskind wurde allerdings erst am Weihnachtsmorgen in Szene gesetzt.

Die Krippen der Kirchen waren oft sehr viel größer und reich dekoriert. Stroh aus der Krippe nach Hause mitzunehmen, sollte dem Haushalt Glück für das kommende Jahr bringen.

3. „Weihnachten einläuten“: Ein Einkaufstag mit Tradition
Vor dem digitalen Shopping-Zeitalter zogen viele Familien kurz vor Heiligabend in die nächstgelegene Stadt, um „Weihnachten einzuläuten“. Bauern verkauften ihre Produkte wie Eier, Butter oder Gänse und nutzten den Erlös für den Weihnachtseinkauf.

Treue Kunden wurden vom Ladenbesitzer oft mit einer reich gefüllten Weihnachtskiste beschenkt – eine Tradition, die in Teilen Irlands bis heute fortbesteht.

4. Heiligabend: Kerzenschein und Fastenspeisen
Für die katholische Bevölkerung war der Heiligabend ein Tag des Fastens. Fischgerichte wie der Seehecht standen auf dem Speiseplan, bevor man die Mitternachtsmesse besuchte. Eine große Weihnachtskerze wurde ins Fenster gestellt, um die Heilige Familie symbolisch zu empfangen. Manche glaubten, dass die Jungfrau Maria in dieser Nacht durch das Haus wandern würde.

Ein Weihnachtstag nur für Frauen – aber erst im Januar

5. Weihnachtsmorgen: Der Zauber des Kerzenscheins
Bevor elektrisches Licht die Nächte erhellte, war Irland ein Ort tiefer Dunkelheit. Die Kerzen in den Fenstern schufen eine magische Atmosphäre, die die Vorfreude auf den Weihnachtsmann noch verstärkte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er zu einem festen Bestandteil des Festes. Er brachte handgemachtes Spielzeug oder Früchte als Weihnachsgaben.

6. Festliches Mahl: Ein Festschmaus aus eigener Produktion
Die irischen Bauern speisten an Weihnachten meist von ihrem eigenen Hof. Auf den Tisch kamen gebratene Gans mit einer würzigen Füllung aus Butter, Zwiebeln und Kräutern sowie Kartoffeln und Wintergemüse. Ein reichhaltiger Weihnachtskuchen aus Trockenfrüchten und Alkohol war die Krönung des Mahls.

7. St. Stephen’s Day und Silvester: Bräuche und Aberglaube
Am 26. Dezember, dem St. Stephen’s Day, klopften die „Wren Boys“ an die Türen. Sie sangen und spielten Musik gegen eine kleine Gabe. Zwischen Weihnachten und Silvester kehrte langsam der Alltag zurück.

Zu Silvester öffnete man um Mitternacht die Türen, um die Luft des neuen Jahres hereinzulassen. Aberglaube aller Art begleitete die Feiern, oft mit dem Ziel, das kommende Jahr vorherzusagen und Glück zu wünschen.

8. Der 12. Tag: „Kleines Weihnachtsfest“ für die Frauen
Am 6. Januar, dem Dreikönigsfest, feierte man in Irland Nollaig na mBan, die Frauenweihnacht. Es war ein Tag, an dem die Männer die Hausarbeit übernahmen und die Frauen bei Tee und Kuchen zusammenkamen. Heute wird diese Tradition laut RTE wiederbelebt – mittlerweile auch gerne mit einem Glas Prosecco. Ganz schön fortschrittlich, die alten Iren.

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