Nach Autos und Schiffen, nun Linienflüge mit Elektroflugzeugen
Norwegen fliegt auf Strom
Norwegen, das Land spektakulärer Küsten, erfolgreicher Skilangläufer und der Tesla-Fahrer, zeigt sich nun bereit für die Elektro-Luftfahrt.
Etwa 8.500 Tesla-Elektroautos wurden letztes Jahr dort verkauft, damit ist das Land, nach Deutschland, der weltweit größte Markt für private Elektromobilität. Norwegens touristischer Slogan lautet „Powered by Nature“, getreu diesem Motto fährt seit April ein Elektroschiff entlang norwegischer Fjorde, nun möchten norwegische Unternehmen auch die Führungsrolle bei der Verwendung elektrisch angetriebener Flugzeuge übernehmen.
Wie die norwegische Nachrichtenagentur NTB berichtet, findet heute Nachmittag der Jungfernflug einer elektrisch angetriebenen Maschine in Norwegen statt. Besitzer des Flugzeugs ist das Staatsunternehmen Avinor, hauptberuflich Norwegens größter Eigentümer und Betreiber von Flughäfen.
Das Elektroflugzeug mit dem Modellnamen Alpha Electro G2, das in Slowenien von der Firma Pipistrel hergestellt wurde, wird vom Flughafen Oslo starten, geflogen wird es vom Avinor-Geschäftsführer Dag Falk-Petersen, sein einziger Passagier wird der norwegische Verkehrsminister Ketil Solvik-Olsen sein. Der elektrisch angetriebene Zweisitzer benötigt zwei Stunden zum Aufladen seiner Batterien, die Ladung reicht für etwas über eine Stunde Flugzeit.
Avinor hat das ehrgeizige Ziel ausgegeben, bis 2040 sämtliche Inlandflüge mit elektrischen Antrieben bestreiten zu wollen. Ziel des heutigen Testfluges sei es, die Machbarkeit des schadstofffreien Flugverkehrs zu demonstrieren, so Avinor.
Die nahe Zukunft der Elektroflüge ist hybrid
Die norwegische Regionalfluggesellschaft Widerøe mit ihren 40 Bombardier Dash 8 Propellerturbinen-Flugzeugen und 2,8 Mio. Passagieren jährlich möchte binnen 10 Jahren Linienflüge mit irgendeiner Art alternativer Antriebe anbieten. Vermutlich wird es ein Hybrid sein.
Nach einem Bericht von Bloomberg hat das Unternehmen Flugzeughersteller dazu aufgefordert, ein „Flugzeug für Norwegen“ mit alternativem Antrieb zu entwickeln.
Ein solcher Hersteller könnte Zunum Aero sein, ein von Boeing finanziertes Start-up, welches die Auslieferung seines ersten Flugzeugs mit hybridem Antrieb an die Firma JetSuite Inc. im Jahre 2022 angekündigt hat. Dieses Modell soll eine Reichweite von 1.125 Kilometern haben und 12 Passagieren Platz bieten.
Laut der NTB-Meldung verlangt Norwegens größte Umweltschutzorganisation „Framtiden i våre hender“ (Die Zukunft in unseren Händen) von der Regierung eine ähnliche Schützenhilfe für den Elektroflugverkehr wie bei Elektroautos, denen durch enorme steuerliche Vorteile die Markteinführung erleichtert wurde.
„Die Flugbranche muss Norwegens Elektroauto-Strategien adaptieren. Norwegen war führend bei Elektroautos, weil die Regierung sämtliche Ressourcen dafür bereitgestellt hat. Das Gleiche muss nun auf Elektroflugzeuge angewendet werden.“, wird Anja Bakken Riise, Vertreterin der Umweltorganisation, dort zitiert.
Die Zukunft des Elektroantriebs für Flugzeuge ist nah, so scheint es dank Norwegen. Bleibt noch die Frage nach der Umweltfreundlichkeit der Stromquellen.
ap