Zwei Todesursachen sind für 60 Prozent der Sterbefälle verantwortlich
Warum sterben Schweden?
Im vergangenen Jahr sind in Schweden ca. 92.000 Menschen gestorben, ein Rückgang der Toten im Vergleich zu den vergangenen drei Jahrzehnten. Eine Todesursache im Land sticht besonders heraus.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Killer Nr. 1
Nach den neusten Zahlen des Zentralamtes für Gesundheits- und Sozialwesen Schwedens (Socialstyrelsen) sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer eins im Jahr 2017 gewesen.
34 Prozent der Toten gehen auf das Konto dieser Erkrankungen. Obgleich auch festgestellt werden kann, dass diese Todesursache im Vergleich zum Jahr 1987 um 60 Prozent zurückgegangen ist. Das Gesundheitsamt konstatiert vor allem einen Rückgang von Herzinfarkten mit Todesfolge.
Die Begründung für den Rückgang der Herzinfarkttoten ist nicht etwa in der besseren Gesundheitsversorgung zu suchen, es liegt daran, dass immer weniger Menschen Herzinfarkte erleiden. Insagesamt stellt das Amt fest, dass einerseits die Zahl der Herzinfarkte fast halbiert wurde, und andererseits mehr Menschen einen Herzinfakrt überleben.
Anton Lager, Forscher am Karolinska-Institut, erklärte gegenüber dem schwedischen Nachrichtenportal HD, dass ein Teil der Erklärung darin zu suchen sei, dass das Rauchen in den letzten 50 Jahren stetig abgenommen habe. Das jedoch sei nicht die einzige Erklärung.
Die medizinische Beobachtung der Risikogruppe und ihre Primärversorgung hat sich stark verbessert. Außerdem spielt eine bewusstere Ernährung der Menschen eine große Rolle beim Rückgang von Herzinfarkten.
Im vergangene Jahr starben fast 4,800 Menschen an einem akuten Myokardinfarkt. Andere Formen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Todesfolge waren chronische ischämische Herzkrankheit, Herzversagen und Vorhofflimmern.
Krebs bleibt ein Mysterium
Die zweithäufigste Todesursache in Schweden ist Krebs. Fast 26 Prozent, bzw. 24.000 Menschen, starben an den Folgen eines Tumors, so die Statistik. Die häufigsten Tumore mit Todesfolge betrafen den Verdauungstrakt, wie Dickdarm und Bauchspeicheldrüse.
Während der Rückgang der Herzinfarkte mit der Verhaltensänderung der Menschen erklärt werden kann, bleibt Krebs ein Mysterium.
„Wir wissen, dass wir Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen können, wenn wir Blutdruck, Blutzucker, Blutfett, Essgewohnheiten und körperliche Aktivitäten kontrollieren. Aber in Bezug auf Krebs – dort brauchen wir eine Art Durchbruch.“, sagte Lager gegenüber HD.
Die Ausnahme ist Lungenkrebs, der vergangenes Jahr mehr als 3.800 Menschenleben gefordert hat. Während die Todesrate durch Lungenkrebs bei Männern seit 1987 um 30 Prozent zurückgegangen ist, ist die Sterblichkeitsrate aufgrund derselben Krebsart bei Frauen im gleichen Zeitraum um fast 90 Prozent gestiegen.
Laut Lager hat dies jedoch natürliche Gründe, – damit auch etwas, das man langfristig überwinden kann.
„Frauen haben später angefangen zu rauchen, als Männer. Es gibt eine lange Latenzzeit bei Lungenkrebs, und die meisten können durch Tabakrauch erklärt werden. Zu einem großen Teil kann es auch mit Toxinen in der Umwelt, wie Asbest, interagieren.“, sagte Lager.
Tod Durch Gewalteinwirkung
Lange Zeit war der Tod durch Gewalteinwirkung in Schweden rückläufig. Doch dieser Trend ist seit 2012 umgekehrt. Die Zahl der Toten als Folge von Gewalt steigt seitdem vor allem unter jungen Männern im Alter von 15 bis 29 Jahren. Im Jahr 2017 starben 26 junge Männer an Schussverletzungen, der höchste Wert seit 1987.
Selbtmord in Schweden
Im vergangenen Jahr starben 340 Frauen und über 840 Männer durch Selbstmord. Am häufigsten begehen ältere Männer den Suizid. Bei Männern ist diese Zahl höher als im Jahr zuvor. 2016 begingen etwa 780 Männer einen Selbstmord. Rund 360 Menschen starben an Verletzungsereignissen, bei denen die Umstände nicht geklärt sind, Selbstmord jedoch vermutet wird.
Statistisch gesehen, kamen auf 100.000 Männer 17 Selbstmorde. Diese Zahl lag 1987 bei 26. Vergleichbare Zahlen für Frauen lagen bei 7 und 11.
Der Trend für Selbstmorde ist insgesamt rückläufig, stagniert jedoch für junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren seit den frühen 2000ern. Am häufigsten gibt es den Suizid bei über 80-jährigen Männern, sagt Jesper Hörnblad in einer Pressemitteilung des Gesundheitsamtes.
Alkoholbedingte Mortalität häufiger bei älteren Menschen
In den letzten 30 Jahren starben in Schweden jährlich etwa 2.000 Menschen durch Alkoholmissbrauch. Die meisten waren Männer. Alkoholbedingte Todesfälle sind in Schweden rückläufig, besonders in der Gruppe der 25 bis 44 Jährigen, hier ist ein Rückgang um 80 Prozent im Vergleich zu 1987 zu verzeichnen.
Auf der anderen Seite ist die Zahl der Toten durch Alkohol in den älteren Jahrgängen gestiegen. Besonders unter den über 80 Jährigen.
Drogentote in Schweden
Todesfälle aufgrund von Drogen- und Drogenvergiftungen lagen 2017 etwas höher als 2016, blieben aber in den letzten vier Jahren weitgehend auf gleichem Niveau. 2017 starben mehr als 630 Männer und knapp 330 Frauen im Zusammehang mit Drogenmissbrauch.
„Bei den Männern dominieren Überdosierungen, bei Frauen ist die Vergiftung meist auf Selbstmord zurückzuführen.“, so Jesper Hörnblad.
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ap