Dänemark setzt sich hartnäckig für das Verbot ein
EU verbietet erstmals Chemikalien aufgrund ihres „Cocktail-Effekts“
Einer Untersuchung der dänischen Umweltschutzbehörde zufolge, sind Zweijährige täglich zu oft bestimmten Schadstoffmischungen ausgesetzt. Nun verbietet die EU den Einsatz von vier Schadstoffen mit hormoneller Wirkung. Das berichtet heute das dänische Umweltministerium in einer Stellungnahme. Es ist das erste Mal in ihrer Geschichte, dass die EU Chemikalien allein aufgrund ihrer sogenannten Cocktail-Effekte verbietet.
Dank der dänischen Initiative werden die Bürger der EU nicht länger vier Kunststoff-Weichmachern, gesundheitsgefährdenden Phthalaten, ausgesetzt sein. Diese befinden sich in Alltagsgegenständen wie Regenkleidung, Gummistiefeln, Vinylböden, Lenkergriffen, Wachstüchern, Duschvorhängen und aufblasbaren Planschbecken.
Dänemark hat das Problem im Jahr 2009 zum ersten Mal thematisiert, seitdem nicht mehr locker gelassen und Druck auf die EU ausgeübt, heißt es von Seiten des Umweltministeriums, um die vier Phtalate zu verbieten, denen Kleinkinder zu häufig ausgesetzt waren.
„Wir haben Geschichte geschrieben, ich freue mich für alle EU-Bürger. Von den Produkten des täglichen Gebrauchs darf keine Gefahr für den Menschen ausgehen.“, kommentierte Jakob Ellemann-Jensen, Umwelt- und Ernährungsminister Dänemarks, das Erreichen des Verbots nach fast zehnjährigem Einsatz Dänemarks.
Noch anderthalb Jahre bis zum Inkrafttreten des Verbots
Das Europäische Parlament beschloss das Verbot einstimmig. Gegenstände, die drinnen verwendet werden, oder solche, mit denen Menschen in direkten Kontakt kommen können, werden ab dem 7. Juli 2020 nicht mehr verkauft werden dürfen. Alle Produkte mit den Phtalaten DEHP, BBP, DBP und DIBP werden vom Markt genommen.
Die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Chemikalien mit denselben Wirkungen, können toxische Nebenwirkungen entfalten und zu Gesundheitsschäden führen, auch wenn jede Chemikalie für sich harmlos sein mag. Diesen Effekt nennt der Laie Cocktail-Effekt.
In Zukunft dürfen die vier Stoffe in den Produkten Regenbekleidung, Wachstücher, Pilates-Bälle, Komposit-Lederbälle (z.B. Basketbälle), Duschvorhänge und Vinylböden nicht mehr als 0,1 Prozent dieser Phtalate enthalten. Da 5 Prozent des Weichmachers erforderlich sind, um Kunststoff weich zu machen, kommt diese Regelung einem Verbot gleich.
Alle vier Phtalate entfalten hormonelle Wirkungen, die Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Diabetes beim Mann hervorrufen. Es ist außerdem sehr wahrscheinlich, dass sie den Hormonhaushalt von männlichen Föten und Kindern stören, was zu einer Feminisierung führt.
Menschen können diese Phtalate durch die Atmung aufnehmen (Staub), durch die Haut bei direktem Kontakt, sowie durch Nahrung.
ap