Fakten und Daten
Finnland in der EU – Zwischen Integration und Autonomie
Finnland trat 1995 der Europäischen Union (EU) bei. Das Volk stimmte in einem Referendum mit 57% für einen Beitritt. Die Motive hierfür beruhen allerdings nicht nur auf der Begeisterung für ein einheitliches Europa. Finnland sah sich einem immer weiter wachsenden, einheitlichen Kooperationsraum gegenüberstehen. Um bei wichtigen Entscheidungen nicht außen vor zu bleiben, musste die Regierung ebenfalls den Integrationskurs einschlagen.
Finnlands EU-Kurs
Finnland hat im Laufe der Jahre der Mitgliedschaft viele Entscheidungen der EU beeinflusst. Die finnische Regierung setzt sich für mehr Einfluss des Bürgers in der EU ein. Entscheidungen sollen für den Bürger transparent und nachvollziehbar sein.
Ein weiteres, wichtiges Ziel der Regierung war außerdem die Erweiterung der EU. Finnland setzte anfänglich den Schwerpunkt dabei besonders auf die nordischen und insbesondere die baltischen Staaten. Durchaus erfolgreich – außer Russland sind heute alle Ostseeanreiner Mitglied in der Europäischen Union.
Finnische Abgeordnete in der EU
Im Europäischen Parlament stellt Finnland derzeit 13 von 751 Abgeordneten. Im Europäischen Rat ist es mit 7 von 345 Stimmen vertreten. Zum Vergleich: Deutschland stellt 29 Stimmen. Als Kommissionsvertreter hat Finnland Jyrki Katainen nach Brüssel geschickt. Als Vizepräsident ist er für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständig.
Finnland gehört zu den Nettozahlern der EU. Das bedeutet, der Staat zahlt mehr Geld in die EU ein, als er an Geldern zurückbekommt. Finnland bezieht lediglich Gelder aus regionalen Strukturfonds zur Stärkung des agrarwirtschaftlichen Sektors.
Finnland und der Euro
Finnland führte mit 12 anderen Staaten 1999 den Euro als offizielle Landeswährung und 2002 als Zahlungsmittel ein. Es ist damit Mitglied der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU).
Vorbild Finnland?
Finnland ist spätestens seit PISA in aller Munde, wenn es um Vorbildfunktion geht. In Finnland finden sich viele Maßnahmen verwirklicht, die in anderen Ländern bisher nur auf dem Papier geplant sind. So das Land, als eines der ersten der EU, in allen öffentlichen Gaststätten absolutes Rauchverbot ein, Alkohol darf nur in den sogenannten „Alko“-Läden gekauft werden. Außerdem herrscht auf Finnlands Autobahnen allgemeines Tempolimit von 120 km/h und über die überdurchschnittlichen Schulleistungen finnischer Schüler muss hier nicht extra gesprochen werden.
Schattenseiten
Allerdings hat das Land auch seine Schattenseiten. Alkohol ist zum Beispiel immer noch ein Thema, das die Finnen nicht gerade in ein positives Licht rückt. In Finnland wird zwar offiziell weniger Alkohol gekauft als in anderen Ländern, allerdings zeigen Umfragen, dass die Finnen meist nicht aus Gründen des Genusses trinken, sondern um schlicht betrunken zu werden. Ob die melancholische Schwere des Nordens und die langen kalten Wintermonate diese Tatsache begünstigen, sei dahingestellt.
Nichtsdestoweniger besitzt Finnland innerhalb der EU einen Vorbildcharakter, der einige andere Länder zu mehr Entscheidungsfreudigkeit in punkto Reformen, insbesondere im Bereich Verbraucherschutz und Schulbildung, motivieren könnte.