„Völlig surreal“
Dänemark: 1500 Jahre alter Goldring entdeckt – mit Spuren zu unbekanntem Königshaus
Ein dänischer Sondengänger hat mit seinem Metalldetektor in Emmerlev (Südjütland) einen kunstvoll verzierten Goldring aus dem 5. oder 6. Jahrhundert nach Christus entdeckt. In das bestens erhaltene Schmuckstück wurde, wohl als nordisches Machtsymbol, ein roter Halbedelstein eingearbeitet.
Bilder 1 bis 3: Dänisches Nationalmuseum
Den archäologischen Einschätzungen zufolge kann der 22-karätige Ring nur im Besitz einer hoch gestellten Persönlichkeit gewesen sein. Mehr noch: Inzwischen wird angenommen, dass die Person (familiär) einen königlichen Hintergrund hatte, wahrscheinlich mit Verbindungen zum Hochadel der Franken.
Gefunden hat das rund 1.500 Jahre alte Artefakt Lars Nielsen, der in einer Presseerklärung mitteilte: „Solch eine einzigartige Entdeckung ist für mich völlig surreal.“ Er hatte den Ort seiner Suche bewusst gewählt, da in der Region schon häufiger spektakuläre Funde geglückt sind. Chapeau!
„Ich war so aufgeregt und erstaunt, dass ich kaum etwas sagen konnte, und das beschreibt mich normalerweise nicht. Es fühlt sich großartig an, dass ich einen Beitrag zu unserer gemeinsamen Geschichte leisten kann, sowohl lokal als auch national“, sagte Nielsen weiter.
Mit der geschichtlichen Einordnung des bis vor wenigen Tagen geheimgehaltenen Fundes sind Forscher des dänischen Nationalmuseums befasst, wo man den Ring als von „großer historischer Bedeutung“ deklariert hat. Denn wahrscheinlich ist er der Schlüssel zu einem lokalen Königshaus, das bis dato nicht bekannt war.
Verbindung zu einem der größten Machtzentren Europas in der Eisenzeit
Die Machart des Rings lässt auf eine Verbindung zu den Merowingern schließen, also jener Dynastie fränkischer Könige, die zwischen dem fünften und Mitte des achten Jahrhunderts über große Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens und Deutschlands herrschte.
„Der Goldring enthüllt nicht nur ein womöglich unbekanntes Adelsgeschlecht aus Emmerlev, sondern verbindet das Gebiet zugleich mit einem der größten Machtzentren Europas in der Eisenzeit“, so Kirstine Pommergaard, Kuratorin am Dänischen Nationalmuseum.
„Der Goldring gehörte wahrscheinlich einer Fürstentochter, die mit einem Prinzen in Emmerlev verheiratet war. Gold ist typischerweise ein diplomatisches Geschenk. Und wir wissen, dass Menschen in Bündnisse eingeheiratet haben“, führt Pommergaard aus.
Die Forscherin begründet die königliche Verbindung des Rings mit seiner exquisiten Handwerkskunst. Hervorzuheben seien die „gut ausgeführten Spiralen auf der Unterseite“, wo der Ring und die Steinfassung zusammentreffen.
„Das ist ein Merkmal, das wir klar mit fränkischer Handwerkskunst in Verbindung bringen. Es handelt sich um ein beeindruckend gefertigtes Artefakt, das heute nur noch schwer zu imitieren wäre“, weist Pommergaard auf den hohen Wert hin.
Gibt es sogar einen „familiären“ Bezug zu den Goldenen Hörnern von Gallehus?
Der rote Stein des Rings – ein Cabochon-Almandin-Granat – gibt zusätzliche Hinweise auf den Besitzer, da ähnlich gearbeitete Artefakte in den nordischen Breiten als Machtsymbole galten. Vermutet wird, dass die fürstliche Familie in Emmerlev großen Einfluss auf ein Gebiet zwischen Ribe und Hedeby hatte.
Anders Hartvig, Mittelalterarchäologe am Museum Sønderjylland, geht laut Live Science sogar so weit zu sagen, dass es eine Verbindung vom Ring zu den weltberühmten Goldenen Hörnern von Gallehus geben könnte.
„Die Person, die den Ring besaß, wusste wahrscheinlich auch von den Leuten, die die goldenen Hörner besaßen. Vielleicht waren sie verwandt“, mutmaßt er. „Zusammen mit anderen Funden ergibt sich ein Bild, das zeigt, dass Südjütland einen größeren Einfluss hatte als bisher angenommen.“
Hintergrund: Die Goldhörner von Gallehus wurden 1639 und 1734 in Gallehus in Süderjütland gefunden. Sie werden in die Zeit um 400 nach Christus datiert und gehören zu den berühmtesten archäologischen Funden Dänemarks.