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Große Ausgrabung auf dänischer Insel Falster

5.000 Jahre alt: Spektakulärer Kellerfund stellt Steinzeit-Wissen in Frage

Bei Bauarbeiten zur Elektrifizierung einer Bahnlinie im Norden der dänischen Insel Falster wurde eine absolut außergewöhnliche Entdeckung gemacht: Archäologen stießen auf die Überreste einer 5.000 Jahre alten Siedlung, bei der ein Haus offenbar über einen gemauerten Keller verfügte.


Bilder 1 bis 4: Museum Lolland-Falster

Die Forscher, die ihre Erkenntnisse in der renommierten Fachzeitschrift Radiocarbon der Universität Cambridge veröffentlichten, betonen, wie wenig ein Kellergewölbe zum bisherigen Bild vom Leben in der Jungsteinzeit und der damals üblichen Bauweise passt. Absolutes Neuland sozusagen.

Der Keller könnte laut den Archäologen zur Lagerung von Lebensmitteln genutzt worden sein, was wiederum dafür spräche, dass man auf Falster schon sehr früh den Zusammenhang zwischen konstant kühlen Temperaturen (unter der Erde) und längerer Haltbarkeit erkannt hat. In jedem Fall wirft die Entdeckung bislang nicht gestellte Fragen zur Komplexität steinzeitlicher Architektur auf.

189 architektonische Eigenheiten dokumentiert

Auf dem Gelände wurden insgesamt 189 Befunde erfasst. Dazu zählen 141 Pfostenlöcher und 21 Gruben. Mehrere Pfostenlöcher bilden die Wand- und Mittelpfosten zweier Häuser (K1 und K2), die an der gleichen Stelle errichtet wurden.

Ausgrabung Steinzeit Falster Dänemark
Überblick über die Ausgrabung. Der nördliche Graben (Graben 2) und der südliche Graben (Graben 1) sind mit Rechtecken markiert. (b) Graben 2 mit Gruben und Palisadenlinien 1-7. Die datierten Befunde sind schraffiert und durch ihre Nummern gekennzeichnet. (c) Graben 1 mit den beiden Hausphasen. K1 ist in rot, K2 in blau dargestellt. Die getrennten Hausumrisse zeigen die verdichteten Lehmböden (orange schraffiert). In der Zeichnung der Steinpflasterung sind Steine, die sich in einer tieferen Position befinden (vermutlich der Kellerboden), in einer helleren Farbe dargestellt. (Darstellung: © The Author(s) / Museum Lolland-Falster / Universität Aarhus)

Beide Häuser hatten abgerundete Dachgiebel und einen zweispannigen Grundriss. Außerdem ist in den Häusern eine Bodenschicht in Form von verdichtetem Lehm erhalten geblieben. Insgesamt werden K1 38 Pfostenlöcher zugeschrieben, wovon zwei als Reste von zentralen, tragenden Konstrukionen identifiziert wurden.

Die Nordwand weist eine doppelte Pfostenreihe auf, und das gesamte Haus ist ca. 10 Meter lang und 4,8 Meter breit. K2 umfasst 35 Pfostenlöcher, von denen drei tragende Pfosten bilden. Das Haus ist im östlichen Teil nicht eindeutig begrenzt, misst aber mindestens 11,5 Meter in der Länge und 4,2 Meter in der Breite.

Insgesamt wurden auf der Stätte 1.216 Funde bestätigt

Insgesamt wurden neben dem Kellergewölbe 1.216 Funde bestätigt, darunter Feuersteinwerkzeuge, Keramik, Feuersteinbruchstücke, eine kleine Anzahl von verbrannten Knochenfragmenten und ein Stück Klinker. Außerdem wurden zwei versteinerte Seeigel in der Bodenschicht entdeckt.

Leider konnten die Keramikscherben nicht zu ganzen Gefäßen zusammengesetzt werden, sodass es bis dato nicht möglich ist, deren Anzahl zu bestimmen. Fingernagelabdrücke und Linienornamente auf acht Scherben ähneln neolithischer Trichterbecherkeramik, lassen aber keine weitere typo-chronologische Zuordnung zu.

Eine Scherbe wurde im Pfostenloch eines tragenden Pfostens von K1 gefunden. Da der Fund bereits als Fragment deponiert war, kann er als Pars pro toto oder eine Form von religiöser Votivgaben bei der Errichtung des Gebäudes interpretiert werden.

Weitere Funde aus dem Inneren der Häuser sind Fragmente von zwei Keramikscheiben, die üblicherweise als Deckel oder Backplatten interpretiert werden.

Funde der mittelneolithischen Trichterbecherkultur zugeordnet

Alle lithischen Artefakte konzentrieren sich eindeutig auf das Zentrum der Steinpflasterung sowie auf die östlichen Teile der Häuser. Insgesamt wurden 117 Stück Feuerstein gefunden, jedoch ohne klare räumliche Clusterung.

Die typo-chronologische Anordnung der Feuersteinartefakte, hauptsächlich Schaber und Fragmente von drei polierten Feuersteinäxten, stimmt mit dem Haustyp und der Radiokarbondatierung überein und ordnet die Funde in die mittelneolithische Trichterbecherkultur ein.

Die Funde konzentrieren sich eindeutig in und um die steingepflasterte Anlage. Dies kann jedoch möglicherweise damit zusammenhängen, dass die Vertiefung als Sedimentfalle fungierte, die eine natürliche Konzentration der Funde bewirkt haben könnte, so die Forscher.

Hintergrund: Die dokumentierte Siedlungsgeschichte der Insel Falster beginnt passend zur nun erforschten Stätte in der Steinzeit. Einige schon länger bekannte Siedlungsreste wie Radbjerg und Skelby konnten auf diese Zeit datiert werden.

Hinzu kommen einige steinzeitliche Monumente wie beispielsweise die Bondekirkerne. Hierbei handelt es sich um Megalithanlagen, die zeitlich besagter Trichterbecherkultur zwischen 3.500 und 2.800 v. Chr. zugeordnet werden.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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Steffen Schäfer
Steffen Schäfer
15. Oktober 2024 12:57

Irgendetwas stimmt hier nicht. Um die 2500 v. Chr. bauten die Ägypter die Pyramiden von Gizeh.
Und dann hält man ein Erdloch in Nordeuropa für eine Sensation?