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„Für ganz Skandinavien von Bedeutung“

Norwegen: Archäologen tüfteln an digitaler Version des Gjellestad-Wikingerschiffs

Die Ausgrabung des Gjellestad-Wikingerschiffs war in Norwegen die erste ihrer Art seit mehr als 100 Jahren. Im Herbst 2021 wurde die komplexe archäologische Arbeit abgeschlossen, jedenfalls physisch, worauf nun ein weiteres hoch interessantes Projekt folgt.

Bilder 1 bis 3: Kulturhistorisches Museum Oslo

Und zwar arbeiten Experten des Kulturhistorischen Museums in Oslo an einer digitalen Rekonstruktion des fast 20 Meter langen Schiffes, die das Wissen über die Bautechnik der Wikinger revolutionieren soll.

„Dies ist nicht nur für Norwegen von Bedeutung, sondern für ganz Skandinavien und für die Gebiete, in denen die gleiche Schiffstechnik verwendet wurde“, teilte diese Woche Christian Løchsen Rødsrud mit. Er ist Archäologe am Kulturhistorischen Museum und Leiter des Projektes.

Ziel seines Teams ist es, mithilfe der digitalen Rekonstruktion einzigartige und umfassende Erkenntnisse über die Schiffbautraditionen in der Wikingerzeit zu liefern. Dazu finden aktuell aufwendige CT-Scans statt – von sage und schreibe 1400 Nieten und Tausenden Fragmenten, die bei der Ausgrabung geborgen werden konnten.

„Wir scannen durchschnittlich neun Nieten pro Tag, das dauert also. Aber wir werden wahrscheinlich innerhalb des nächsten Jahres ein vollständiges Modell des Schiffes fertig haben“, schätzt Rødsrud, der zugleich zugibt, bei der digitalen Version ein wenig improvisieren zu müssen.

Vom ursprünglichen Holz des Schiffes ist wegen Landwirtschaft nicht viel erhalten geblieben

„Der Teil des Schiffes, der erhalten ist, war etwas mehr als 19 Meter lang und etwas mehr als vier Meter breit. Wir müssen wahrscheinlich ein oder zwei Meter zur Länge hinzuzählen. Denn der Boden wurde umgepflügt, sodass der Großteil der beiden Vorbauten fehlt“, schildert er.

„Die Grundlage ist also ein neues Schiff, das höchstwahrscheinlich andere technische Lösungen und damit auch andere Eigenschaften und Qualitäten haben wird als die Schiffe, die wir aus früheren Ausgrabungen kennen“, so Rødsrud weiter.

Wikingergrab Gjellestad
Die Überreste des Gjellestad-Wikingerschiffes wurden im November 2020 mithilfe eines bodendurchdringenden Radars entdeckt. (Bild: Antiquity Publications Ltd./Lars Gustavsen)

Erschwerend kam hinzu, dass von dem ursprünglichen Holz des Schiffes nicht viel erhalten geblieben ist. Denn leider wurde auf dem Fundort nach der Entfernung des schützenden Grabhügels mehr als ein Jahrhundert lang moderne Landwirtschaft betrieben.

Neben Schäden durch landwirtschaftliches Umpflügen trug auch das Anlegen eines Entwässerungsgrabens zur Problematik bei, da so das Grundwasser abgesenkt wurde und mehr Sauerstoff an das Schiff gelangte. Den Zersetzungsprozess beschleunigte dies deutlich.

Der Kiel des Schiffes konnte in einem Wasserbad mit Polyethylenglykol (PEG) konserviert werden

Umso erfreulicher war es, dass die Archäologen bei der Ausgrabung Teile des Schiffskiels freilegen und bergen konnten. Dieser war zwar ebenfalls stark beschädigt, aber die Restauratoren scheinen eine Methode gefunden zu haben, um diesen zentralen Teil des Wikingerschiffes zu retten.

Der Kiel wurde nämlich in ein Wasserbad mit Polyethylenglykol (PEG) gelegt, ein wasserlösliches Wachs, mit dessen Hilfe eine dauerhafte Konservierung des weit über 1000 Jahre alten Materials erwirkt werden soll.

„Wenn der Kiel eine ausreichende Menge der Lösung aufgesogen hat und dann gefriergetrocknet ist, können wir ihn ausstellen, wenn wir wollen. Aber es wird noch ein oder zwei Jahre dauern, bis es so weit ist“, teilte ein Restaurator gegenüber Science Norway mit.

Die wahrscheinliche Datierung des Grabes von Gjellestad lag bislang zwischen 800 und 850 nach Christus. Den mit dem Projekt befassten Archäologen zufolge könnte es aber auch eine Rückdatierung auf den Zeitraum um 780 geben, was aber noch zu prüfen ist.

Die digitale Version des Wikingerschiffs wird wohl anno 2024 sein. Das wird sich dann rumsprechen, garantiert.

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