„Wer aus Geschichte lernen will, muss sich ihr ehrlich stellen“
Buchdeckel aus Mörderhaut: Streit um makabres Exponat
Ein Buch aus dem 19. Jahrhundert, das – Achtung! – mit der Haut eines berüchtigten Mörders gebunden ist, wird derzeit im Museum von Bury St Edmunds in England ausgestellt. Wie es dazu kam: William Corder wurde 1827 für den Mord an seiner Geliebten Maria Marten verurteilt.

Ein Jahr später folgte die öffentliche Hinrichtung, danach wurde er seziert. Aus Teilen seiner Haut entstand im Zuge dessen der Einband eines Buches über seinen Prozess. Dieses wurde Mitte der 1930er Jahre dem Moyse’s Hall Museum übergeben.
Im vergangenen Jahr tauchte dann plötzlich ein zweites Exemplar auf, in einem Regal im Büro des Museums. Auch dieses enthält im Einband Hautpartien von Corder. Vermutlich kam es vor rund 20 Jahren als Spende ins Haus.
Ein Fall zwischen Aufklärung und Schauergeschichte
„Der Mord wird bis heute in Film, Radio und Theater verarbeitet“, sagt Daniel Clarke, Kulturbeauftragter des West Suffolk Council. Auf der Website des Museums heißt es, dass „die Fakten im Laufe von fast 200 Jahren Erzählung fast vollständig verwischt wurden.
Da rund um das makabre Exponat eine kontroverse Diskussion entstanden ist, betont Clarke: „Wir behandeln das Buch nicht als Sensationsobjekt, sondern als Fenster in die Vergangenheit.“ Sollte man Bücher aus Menschenhaut ausstellen?, fragt der Guardian in einem Beitrag.
„Das muss man immer im Einzelfall entscheiden“, sagt Clarke. „In diesem Fall handelt es sich um ein aufwühlendes Set an Objekten. Unbequeme Geschichte, ja, aber wer aus Geschichte lernen will, muss sich ihr ehrlich stellen.“