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Revolutionäre biologische Zeitkapsel

Dänisch-englisches Archäologenteam weist erstmals DNA bei 3.000 Jahre altem Ziegelstein nach

Erstmals überhaupt ist es Archäologen gelungen, DNA-Fragmente auf einem fast 3.000 Jahre alten Lehmziegel nachzuweisen und zu extrahieren. Das dänisch-englische Forscherteam ist damit formal in der Lage, die Herstellung des antiken Ziegels bis ins Detail nachzuverfolgen. Aber im Kern geht es um weit mehr.


Bild 1: Im Gelben Eck der Tonziegel, aus dem die Proben stammen. (Dänisches Nationalmuseum Kopenhagen)
Bild 2: Nummeriert sind die Stellen im Inneren des Tonziegels (Bruchkante), von denen die DNA-Nachweise stammen. (Dänisches Nationalmuseum Kopenhagen)
Bild 3: Rekonstruktionszeichnung der Paläste im antiken Nimrud (assyrisch: Kalḫu) aus dem 19. Jahrhundert. (James Fergusson)
Bild 4: König Ashurnasirpal saß von 883 bis 859 v. Chr. auf dem Thron – heute im British Museum in London. (Anthony Huan / CC BY-SA 2.0)
Bild 5: Bio-Archäologin Sophie Lund Rasmussen am Ort der Untersuchung. (Sophie Lund Rasmussen)

Der in dieser Studie untersuchte Ziegel wurde im Palast des neuassyrischen Königs Ashurnasirpal II. in der antiken Stadt Kalḫu / Nimrud (Nordirak) gefunden. Seine Datierung fällt auf die Zeit zwischen 879 und 869 vor Christus, in der der Palast den Aufzeichnungen zufolge errichtet worden ist.

Klar war schon im Vorfeld: Als der Stein vor ziemlich genau 2900 Jahren entstand, geschah dies zunächst mit Schlamm von den Ufern des Flusses Tigris, der anschließend mit Materialien wie Spreu, Stroh und auch Tiermist vermischt wurde.

Die Mikroanalyse der Forscher von der Universität Oxford, vom dänischen Nationalmuseum und von der Universität Kopenhagen zeigte nun, dass selbst kleinste pflanzliche Partikel im Inneren des Lehmziegels über Jahrtausende hinweg „überleben“ konnten.

Als Analysetechnik wandten die Archäologen bei der Probe des Ziegels ein Verfahren an, das zuvor schon bei anderen Gebilden aus porösem Material verwendet wurde – zum Beispiel bei Knochen. So konnte im vorliegenden Fall die DNA von 34 verschiedenen Pflanzengruppen identifiziert werden.

Alter Ziegelstein: „Einzigartiger Zugang zum Leben der Assyrer“

„Wir waren begeistert von der Entdeckung, dass es möglich ist, uralte und unversehrte DNA erfolgreich aus einem 2900 Jahre alten Ziegelstein zu extrahieren“, schildert die Biologin Sophie Lund Rasmussen von der Universität Oxford.

Zu den Pflanzenfamilien mit der häufigsten DNA im Ziegel gehörten Kohl- und Senfgewächse sowie Heidekraut, woneben auch Birkenbestandteile, Lorbeer, Karotten- und Petersiliengewächse und schließlich Kulturgräser nachgewiesen werden konnten.

„Der Ziegelstein dient uns quasi als Zeitkapsel mit Informationen über einen einzelnen Standort und seine Umgebung“, sagt der Archäologe Troels Arbøll von der Universität Kopenhagen. „In diesem Fall verschafft er den Forschern einen einzigartigen Zugang zum Leben der alten Assyrer.“

Das Team konzentrierte sich im vorliegenden Forschungsprojekt auf pflanzliche DNA, da diese am besten erhalten war. Aber klar scheint schon jetzt, dass dieselben Techniken auch für die Suche nach zum Beispiel tierischer DNA verwendet werden könnten.

Das ist deshalb hochspannend, weil natürlich Lehmziegel als potenzielle Erbmaterial-Zeitkapseln an zahlreichen archäologischen Stätten auf der ganzen Welt vorhanden sind. Völlig neue Informationen über die Ökosysteme rund um die Stätten sind auf einmal möglich. Eigentlich ein Wahnsinn.

Perfektes Beispiel für den großen Wert interdisziplinärer Forschung

Sehr hilfreich war, dass der betreffende Lehmziegel im Nordirak nicht gebrannt war, sondern auf natürliche Weise getrocknet ist. Dies trug massiv zum Erhalt der organischen Bestandteile bei, die wiederum jene unschätzbaren Einblicke in die alte Zivilisation der Assyrer bieten.

„Dieses Forschungsprojekt ist ein perfektes Beispiel für die große Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Archäologie und generell in der Wissenschaft“, fasst Rasmussen den enormen Mehrwert der Kooperation zusammen.

Nur mithilfe verschiedener Fachleute, die an der Studie beteiligt waren, sei es möglich gewesen, einen ganzheitlichen Ansatz für die Untersuchung des Ziegelmaterials und die daraus resultierenden Ergebnisse zu liefern.

Die Studie wurde vor wenigen Tagen in den „Scientific reports“ des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlicht. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man in Berichten über archäologische Forschung von dem neuen Verfahren gehört hat. Garantiert.

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