1915 vom ewigen Eis zerquetschtes Expeditionsschiff
Stiefel noch an Deck: Fantastische 3D-Bilder von Polar-Wrack „Endurance“
Neue, mithilfe von KI entstandene 3D-Bilder zeigen den erstaunlichen Erhaltungszustand von Ernest Shackletons legendärem Schiff „Endurance“, das mehr als 100 Jahre nach seinem Untergang im Weddellmeer entdeckt wurde.
Bilder 1 bis 5: Falklands Maritime Heritage Trust
Das Schiff sank 1915, nachdem es im Packeis der Antarktis-Region stecken geblieben war – und zwang seine Besatzung zu einer der beeindruckendsten überlieferten Rettungsaktionen der Menschheitsgeschichte.
Erst 2022 wurde die „Endurance“ in 3.000 Metern Tiefe im „schlimmsten Teil des schlimmsten Meeres der Welt“, wie Polarforscher Shackleton selbst es nannte, entdeckt.
Die jetzt veröffentlichten Bilder basieren auf Tausenden von 3D-Scans, die mithilfe von Unterwasserrobotern erstellt wurden. Sie zeigen das Wrack in einem verblüffend guten Zustand: Takelage, Ruder und Holzarbeiten sind nahezu unversehrt.
Erstaunlicher Zustand des Wracks – Gegenstände noch an Deck
Sogar Essteller der Crew und ein kniehoher Stiefel, der wahrscheinlich Shackletons Stellvertreter gehörte, liegen noch an Deck. Besonders bemerkenswert ist der Fund einer Leuchtpistole, die auf den Bildern klar zu erkennen ist.
Der Expeditionsfotograf Frank Hurley feuerte diese Pistole ab, als die „Endurance“ unterging – ein Moment, den er in seinem Tagebuch festhielt. Und eine Passage dieses Dramas, die bis heute nachhallt.
„Hurley holte diese Leuchtpistole hervor und schoss das Projektil mit einem massiven Zünder als Tribut an das Schiff in die Luft“, berichtete John Shears, der die Expedition zur Entdeckung der „Endurance“ leitete, zuletzt in einem Interview.
„Er schreibt dann, dass er sie auf dem Deck abgelegt hat. Und jetzt, über 100 Jahre später, finden wir genau diese Pistole wieder. Es ist einfach nur Unglaublich“, fuhr Shears fort.
25.000 Scans setzen neue Maßstäbe in der Tiefseeforschung
Die 25.000 Scans, die für die detaillierten Bilder des Wracks verwendet wurden, setzen neue Maßstäbe in der Tiefseeforschung. Laser- und photogrammetrische Technologie kamen dabei erstmals in dieser Tiefe zum Einsatz.
Das Wrack selbst zeigt die Spuren des Drucks, den das Eis auf den Rumpf und die Masten ausgeübt hat. Dennoch ist es weitgehend intakt.
Nico Vincent, dessen Organisation Deep Ocean Search an der Erforschung mitwirkte, sagte: „Es ist absolut fabelhaft. Das Wrack ist fast so intakt, als wäre es erst gestern gesunken.“
Blick zurück: Ende 1914 segelte Shackleton mit 27 Mann zur Antarktis, um die erste Überquerung des eisigen Kontinents zu wagen. Doch schon bald waren er und seine Crew vom Eis eingeschlossen.
Monate des Wartens und des Bangens folgten, während der Rumpf des Schiffs ächzte und knackte, bis es im November 1915 schließlich sank. Shackleton führte seine Männer danach über das Eis bis zur Elephant Island.
Shackletons epischer Kampf ums Überleben seiner Crew
Als klar wurde, dass sie dort nicht überleben konnten, setzte Shackleton mit fünf Männern in einem kleinen Boot alles auf eine Karte. Und machten sich auf eine 800 Meilen (1.300 Kilometer) lange Überfahrt nach Südgeorgien.
Dort überquerten er und zwei weitere Crewmitglieder Gletscher, um eine Walfangstation zu erreichen und Hilfe zu holen. Trotz der katastrophalen Umstände überlebten letztlich alle Besatzungsmitglieder diesen Wahnsinn.
Die jüngst veröffentlichten Bilder begleiten eine neue National Geographic-Dokumentation über die Entdeckung der „Endurance“ im Jahr 2022. Der Film setzt auf modernste Technologie, darunter KI-Tools, um die Stimmen von Shackleton und sechs seiner Crewmitglieder zu rekonstruieren.
Regisseur Jimmy Chin erklärte: „Durch die Möglichkeit, diese Tagebuchlesungen mithilfe von KI zum Leben zu erwecken, hört man Shackleton und sein Team, wie sie ihre eigenen Tagebücher erzählen. Das wäre noch vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen.“
Hintergrund: Ernest Shackleton (1874 bis 1922) war ein irisch-britischer Polarforscher, der vor allem für seine Expeditionen in die Antarktis bekannt wurde. Die Endurance-Expedition (1914–1917) war zweifelsohne seine berühmteste Forschungsreise.
Sir Ernest Henry Shackleton wurde am 15. Februar 1874 in Kilkea (Irland) geboren und wurde zu einer der herausragenden Persönlichkeiten des sogenannten „Goldenen Zeitalters der Antarktisforschung“. Er nahm an insgesamt vier Expeditionen teil, drei davon leitete er.
Seine ersten antarktischen Erfahrungen erwarb Shackleton in den Jahren 1901 bis 1903 als Dritter Offizier bei der sogenannten Discovery-Expedition. Von dieser war er – unter Protest – wegen angeblicher Dienstuntauglichkeit (gesundheitliche Gründe) nach Hause geschickt worden.
Aufgabenteilung: für die Endurance-Expedition gab es zwei Mannschaftsteile
1921 führte ihn die Quest-Expedition ein letztes Mal in antarktische Gewässer. Doch noch vor dem eigentlichen Beginn der Forschungsreise starb Shackleton in Grytviken auf Südgeorgien an einem Herzinfarkt. Auf Wunsch seiner Frau wurde er dort auch begraben. Er verstarb am 5. Januar 1922.
Für die Endurance-Expedition gab es zwei Mannschaftsteile zu je 28 Mann: die Weddell Sea Party und die Ross Sea Party. Die erste Gruppe sollte mithilfe der Endurance die eigentliche Mission erfüllen – die Durchquerung des antarktischen Kontinents.
Gruppe zwei hingegen sollte mit einem anderen Schiff Versorgungsdepots für Shackletons Durchquerung an verschiedenen Punkten der Route anlegen. Dies gelang auch, war allerdings nutzlos, da ja die Weddell Sea Party durch den Untergang der Endurance frühzeitig scheiterte.
Schade dass man sich nicht die Mühe macht das Portal so zu ändern dass man die Bilder größer zoomen kann.