Spektakulärer Fund in Wales
„Absoluter Glücksfall“: Römerkastell in überraschender Lage entdeckt
Archäologen aus Wales haben in der Grafschaft Pembrokeshire gut erhaltene Überreste eines Römerkastells entdeckt, das einst bis zu 500 Soldaten als militärische Basis gedient haben dürfte.
„Es ist die außergewöhnliche Entdeckung eines gut 2000 Jahre alten Forts in einer walisischen Region, in der man allgemein davon ausgehen konnte, dass es keinen derartigen römischen Einfluss gab“, teilte Mitentdecker Dr. Mark Merrony dieser Tage in einem Interview mit.
Die Entdeckung deutet an, dass Westwales vollständig in das römische Britannien integriert war. Und wirft auch neues Licht auf die römischen Beziehungen mit dem einheimischen Keltenstamm der Demetae. Eine „Beziehung“, über die aus schriftlichen Quellen nur wenig bekannt ist.
Bisher ging man davon aus, dass beide Kulturen friedlich koexistierten. „Aber die Existenz eines weiteren Kastells in diesem Gebiet deutet auf eine doch starke militärische Präsenz und eine eiserne Faust des römischen Imperiums hin“, ordnet Merrony ein.
Während der Eroberung Britanniens errichteten die Römer an strategisch bedeutsamen Punkten nahezu flächendeckend militärische Anlagen. Vor der jüngsten Entdeckung war in Pembrokeshire jedoch nur ein einziges Kastell entdeckt und dokumentiert worden.
Das Kastell hatte abgerundete Ecken, Wälle und Gräben zum Schutz vor Angriffen
Die „neue“ Anlage weist nach ersten Analysen der Forscher alle Merkmale eines klassischen römischen Kastells auf. Es hat in etwa die Form einer Spielkarte, mit abgerundeten Ecken, mit Wällen und Gräben zum Schutz vor Angriffen.
„Der Graben dieses Kastells scheint massiv gewesen zu sein, an manchen Stellen doppelt oder sogar dreifach dimensioniert“, schätzt Merrony. „Die Befestigungen sind teilweise aus großen Steinen und teilweise aus Erde gebaut, was typisch ist.“
Zudem entdeckten die Archäologen eine Vielzahl charakteristischer römischer Dachschiefer. Die Gebäude des Kastells sind zwar noch verschüttet, die eigentliche Ausgrabung steht noch aus. Dennoch reichen die vorhandenen Funde längst aus, um die Identität des Kastells zu bestätigen.
Es maß etwa 200 mal 170 Meter und beherbergte wahrscheinlich eine Kohorte von rund 500 Soldaten. In diesem Fall wahrscheinlich Hilfstruppen, die hauptsächlich in der umliegenden Provinz rekrutiert worden sind.
Mitte des 2. Jahrhunderts übertrafen Hilfstruppen die Zahl der Legionäre deutlich
In der Mitte des 2. Jahrhunderts übertrafen diese Hilfstruppen, allesamt keine römischen Bürger, die Zahl der Legionäre deutlich. Die Truppen im Kastell von Pembrokeshire müssen Teil der 2. Augusteischen Legion gewesen sein, die in Caerleon im Norden von Wales stationiert war.
Das neu entdeckte Kastell muss noch datiert werden, aber es entspricht wahrscheinlich dem Alter vieler Hilfskastelle in Britannien. Es dürfte demnach in der Zeit zwischen 69 und 96 nach Christus errichtet worden sein. Aufgegeben wurde es wahrscheinlich im 3. Jahrhundert.
„Es ist ein bemerkenswerter Glücksfall, dass es erhalten geblieben ist, weitgehend unberührt von der Landwirtschaft“, sagt Merrony, der nun auf umfassende Gelder für weitere Forschungen auf dem Gelände hofft. Spannend, was da noch kommen wird.
Hintergrund: Die Demetae waren ein keltisches Volk in Britannien, dessen Stammesgebiet die heutigen Grafschaften Pembrokeshire und Carmarthenshire im Südwesten von Wales umfasste.