Zufallsfund bei Probeausgrabung
Island: Über 1000 Jahre altes Hausfundament in Wikingersiedlung Stöng entdeckt
Die Wikingersiedlung Stöng im Tal Þjórsárdalur ist eines der bekanntesten Gehöfte aus der Urzeit der Besiedelung Islands. Schon 1939 stieß hier ein Archäologen-Team auf außergewöhnlich gut erhaltene Ruinen, die Jahrhunderte unter einer massiven Bimssteinschicht vergraben lagen.
Foto 1: Rekonstruktion des Wikingerhofes im Freilichtmuseum Þjóðveldisbær. (Gernot Keller / CC BY 3.0)
Foto 2: Teile des Fundaments in der Original-Stätte Stöng. (Sigurdur Jonsson)
Foto 3: Das seit 1957 überdachte Langhaus der Siedlung. (Sigurdur Jonsson)
Foto 4: „Wohnstube“ im rekonstruierten Wikinger-Langhaus. (Freilichtmuseum / www.thjodveldisbaer.is)
Als die Nordmänner um 950 mit dem Bau der Siedlung begannen, hatten sie offensichtlich keine Vorstellung davon, welcher Gefahr sie sich aussetzten. Denn: Die Hekla, Königin unter den Vulkanen Islands, liegt gerade einmal 25 Kilometer von dem Ort entfernt. Zu nah, wie sich zeigte.
Überliefert ist, dass es 1104 zu einem verheerenden Ausbruch des Vulkans kam, der nahezu alles an Leben im Þjórsárdalur-Tal vernichtet haben soll. So auch die Wikingersiedlung Stöng, deren Überreste seit den 1950er Jahren in einem überdachten Museum zu besichtigen sind.
Zufallsfund bei archäologischen Voruntersuchungen
Vor wenigen Wochen ist auf dem Gehöft eine weitere bedeutende Entdeckung gemacht worden. Und zwar durch Zufall, da auf dem Areal eigentlich nur Modernisierungsarbeiten anstanden. Oddgeir Isaksen, Archäologe bei der isländischen Behörde für Kulturerbe, dazu:
„Es gab Pläne, die Hülle über den Ruinen von Stöng zu reparieren und eine Beobachtungsplattform am östlichen Ende der Ausgrabungsstätte zu errichten.“ Routinemäßig wurden daher archäologische Voruntersuchungen durchgeführt. Man kann ja nie wissen…
Und siehe da: Bei den Probegrabungen wurde tatsächlich eine weitere Gebäuderuine entdeckt, das ebenfalls der Hekla zum Opfer gefallen sein soll. „Durch den Ausbruch scheint die Gegend für Jahre unbewohnbar geworden zu sein“, sagt Isaksen.
Die Ausgrabungen werden voraussichtlich bald abgeschlossen sein. Danach wollen die Experten dann entscheiden, wie auch diese Ruinen am besten erhalten werden können. Die wahrscheinlichste Lösung ist laut Iceland Review, den Fund in das Museum in Stöng einzubinden.
Verheerender Ausbruch der Hekla hat das Þjórsárdalur-Tal verwüstet
Bei ihrem Ausbruch im Jahr 1104 soll die Hekla über 20 Siedlungshöfe im Þjórsárdalur-Tal verwüstet haben. Einige davon konnten aufgespürt und in Teilen ausgegraben werden, aber nur der Stöng-Hof ist als Museum erhalten geblieben.
Im Zuge der Ausgrabungen sind im Þjórsárdalur-Tal immer wieder auch Artefakte aus der Wikingerzeit entdeckt worden, die separat ausgestellt sind: im isländischen Nationalmuseum in Reykjavík, in dem das Tal eine eigene Abteilung hat. Das unterstreicht den Stellenwert in der Geschichte Islands.
Apropos Stellenwert: Wenige Kilometer von der Original-Stätte Stöng entfernt wurde 1974 anlässlich der 1100-Jahr-Feier der Besiedelung Islands ein Siedlungsnachbau errichtet – mit einem wirklich beeindruckenden Wikinger-Langhaus. Stöng gehört zu den bekanntesten Archäologie-Stätten Islands.