Sehr geehrter Massenmörder
Jüdische Gemeinde Litauens fordert die Entfernung eines Denkmals
Die Jüdische Gemeinde Litauens hat erneut die Entfernung des Denkmals für den Partisanen Juozas Krikštaponis in Ukmergė gefordert, nachdem der Direktor des Forschungszentrums für Völkermord und Widerstand in Litauen (GRRCL) die Entscheidung über die Entfernung des Denkmals vertagt hat.
Vytas Luksys, der amtierende Direktor des GRRCL, sagte am Donnerstag, den 3. August, Krikštaponis habe immer noch den Status eines Freiheitskämpfers, so dass noch keine Entscheidung über seine Absetzung getroffen worden sei. Seinen Worten zufolge hat sich das GRRCL letzte Woche an die Generalstaatsanwaltschaft gewandt, damit diese die Archivbescheinigung erneut prüft und über die Rechtmäßigkeit der Zuerkennung des Status eines Freiheitskämpfers entscheidet.
Die jüdische Gemeinde hält dies für ein „klares Hinauszögern und einen Versuch, die Verantwortung auf eine andere Organisation abzuwälzen“.
Historiker einig: Krikštaponis Holocaust-Täter
Mindaugas Pocius, der am Institut für Geschichte Litauens, Fachgebiet Zwanzigstes Jahrhundert, arbeitet, sagte bereits im Jahr 2021:
„Unter Historikern gibt es keine Zweifel an der Beteiligung von Krikštaponis am Massenmord an Juden und anderen Zivilisten. Wir müssen [diese Kontroverse] beenden.“
Die sagte er im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung der Regionalverwaltung Ukmergė, des Litauischen Geschichtsinstituts und der Jüdischen Gemeinde Ukmergė über das Leben und die Person von Juozas Krikštaponis.
Der ehemalige Partisanenführer wird in Ukmergė als Kämpfer im Befreiungskampf im Zweiten Weltkrieg gewürdigt und gelobt, aber Historiker sagen, sie hätten festgestellt, dass er ein Holocaust-Täter war.
Pocius sagt, die Verleihung staatlicher Auszeichnungen an ihn sei übereilt erfolgt und es sei ein Fehler gewesen, Krikštaponis‘ Biografie vor der Ehrung nicht umfassend zu recherchieren.
Ihm zu Ehren wurde 1996 ein steinernes Denkmal errichtet und eine Straße in Ukmergė nach ihm benannt. 1997 verlieh ihm Dalia Kuodytė, die Leiterin des Zentrums für die Erforschung des Völkermords und des Widerstands der Bewohner Litauens, den Status eines militärischen Freiwilligen.
Im Jahr 2002 erließ Präsident Valdas Adamkus ein Dekret, mit dem Krikštaponis auf Empfehlung des litauischen Verteidigungsministers Linas Linkevičius posthum in den Rang eines Oberst befördert wurde.
„Natürlich hatten weder das Verteidigungsministerium noch das Büro des Präsidenten vollständige Informationen. Sie folgten der Empfehlung des [Völkermord-]Zentrums, das zu diesem Zeitpunkt keine Nachforschungen über die Biografie von Krikštaponis angestellt hatte und nichts über seine Aktivitäten während des Krieges wusste“, stellte damals Mindaugas Pocius fest.
Damit ist das GRRCL und sein Direktor wieder gefragt. Doch dieser scheut sich allem Anschein nach vor einer Entscheidung.
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