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Sensationelle Entdeckung in Suldal

Norwegen: Landwirt findet Schwert von „verwandtem“ Wikinger-Häuptling

Ein Teilzeit-Landwirt hat in der norwegischen Kommune Suldal beim Bestellen eines Ackers ein wahrscheinlich rund 1.000 Jahre altes Wikingerschwert entdeckt. Genauer gesagt ein halbes Schwert, da rund 35 Zentimeter der Klinge noch nicht geborgen werden konnten.


Bilder 1 bis 6: Rogaland fylkeskommune

Es ist das erste Mal, dass ein solcher Fund in der Provinz Rogaland geglückt ist. „Wow! Was ist denn jetzt los?“, war laut Pressestatement der erste Gedanke, der Finder Øyvind Tveitane Lovra durch den Kopf schoss, als er das überraschend gut erhaltene Artefakt in Händen hielt.

Er war gerade dabei, frisches Gras auf einem seiner Felder auszusäen, das zuvor jahrelang brachlag. „Auf einmal entdeckte ich ein eisernes Ding, das ich eigentlich sofort wieder wegwerfen wollte. Aber dann merkte ich, dass es ein Schwert war“, schildert Lovra den faszinierenden Moment.

Lovra ist hauptberuflich Chefingenieur bei einer regionalen Fährgesellschaft und arbeitet in seiner Freizeit auf dem elterlichen Hof. Und ihm ist bekannt, welche Rolle die Nordmänner einst in seiner Heimat spielten.

„Ich weiß, dass die Wikinger hier in den Fjord segelten und erlesene Dinge mitbrachten, auch aus Irland. Und ich weiß auch, dass der Häuptling, dem dieses Schwert gehörte, mit mir verwandt ist“, teilte Lovra augenzwinkernd gegenüber Reportern mit. Ausgeschlossen sei es jedenfalls nicht.

Vor allem aber hat sich der Landwirt nach dem Finden des Schwertes ordnungsgemäß an die archäologische Abteilung der Provinzverwaltung gewandt. Natürlich auch, um mehr über die Waffe und ihre Ursprünge zu erfahren.

Das Schwert war das größte Statussymbol in der Wikingerzeit

„Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, es abzugeben. Es geht um unsere Geschichte, und es ist schön zu wissen, was hier schon einmal gewesen ist. Ich glaube, es gab viele Wikinger hier bei uns in der Gegend“, sagte Lovra.

„Dies ist in der Tat ein sehr seltener Fund. Das Schwert war das größte Statussymbol der Wikingerzeit. Es war ein Privileg, eine solche Waffe tragen zu dürfen. Auch als Archäologen bekommen wir so etwas nicht oft zu sehen“, teilte Lars Søgaard Sørensen von der Provinzverwaltung Rogaland mit.

Er ist seit 25 Jahren mit dem kulturellen Erbe der Region befasst und hatte laut eigener Angabe noch nie mit einer solchen Sache zu tun. Vor gut zwei Wochen wurde er zu der Lovra-Farm gerufen, um den sensationellen Fund zu inspizieren.

Wikingerschwert Suldal Map
Ungefährer Fundort des Wikingerschwertes in Suldal im Südwesten von Norwegen. (Eigene Darstellung / NordNordWest / CC BY-SA 3.0)

Das halbe Schwert ist 37 Zentimeter lang und gilt als erstaunlich gut erhalten, obwohl der Boden in Rogaland deutlich schlechtere Erhaltungsbedingungen aufweist als beispielsweise in Ostnorwegen, Trøndelag oder Nordnorwegen.

Inzwischen liegen auch erste Auswertungen von Röntgenbildern vor. Zu sehen sind tatsächlich die Umrisse von Inschriften mit einem Kreuzmuster und Buchstaben. Experten der Universität Stavanger gehen davon aus, dass es sich um ein sogenanntes VLFBERHT-Schwert handeln könnte.

„Als wir das Röntgenbild sahen, waren wir wirklich begeistert“

„Das sind hochwertige Schwerter, die im Fränkischen Reich hergestellt wurden und wahrscheinlich mit dem Namen des Waffenherstellers gekennzeichnet sind“, erklärt Sigmund Oehrl, Professor für Archäologie an der Universität Stavanger.

„Als wir das Röntgenbild sahen, waren wir wirklich begeistert. Wir hatten definitiv nicht erwartet, dass es eine Inschrift auf der Klinge gibt“, sagt Oehrl, für den der Fund einem Sechser im Lotto gleicht.

„Soweit wir wissen, sind in Europa bisher drei- bis viertausend Schwerter aus der Wikingerzeit gefunden worden. Die Zahl der Schwerter mit diesen Inschriften liegt allerdings nur bei etwa 170 – und in Norwegen bei lediglich 45“, ordnet Oehrl ein.

Für die Region Rogaland sei der Fund hingegen ein Unikat, ist sich der Wissenschaftler trotz des frühen Zeitpunktes der Untersuchungen sicher. „Das Schwert ist stark verrostet, muss konserviert und weiter untersucht werden, bevor wir es genau datieren können“, sagt der Archäologe.

Klar ist für ihn aber schon jetzt, dass das Schwert in der Zeit zwischen 900 und 1050 nach Christus hergestellt wurde. „Wie groß sind die Chancen, nach so vielen Jahren ein so intaktes Schwert zu finden“, fragt sich Lovra. Extrem gering, lautet die Antwort. Aber zum Glück nicht ausgeschlossen.

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