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Biss-Spuren in Skelett

Löwe tötet Gladiator: Erstmals Beweis für blutiges Duell entdeckt

Bei Ausgrabungen auf der sogenannten Driffield Terrace im englischen York stießen Archäologen schon vor Jahren auf das Skelett eines jungen Mannes. Seit dieser Woche ist klar: Er war ein römischer Gladiator. Und er wurde im Duell auf Leben und Tod von einem Löwen gebissen.

Gladiator Löwe
Grausames Ende: Jahre nach dem Fund des Skelettes konnten Löcher im Becken des Gladiators als Biss-Spuren eines Löwen identifiziert werden. (Foto: University of York)

Das bestätigt die forensische Analyse seiner Beckenregion. Die dort gefundenen Löcher und Biss-Spuren stimmen eindeutig mit den Zähnen eines Löwen überein. Es ist laut den Forschern der erste harte Beweis dafür, dass Gladiatoren im Römischen Reich tatsächlich gegen Raubkatzen kämpften.

Tim Thompson von der Maynooth University leitete die Untersuchung. Ihm zufolge ereignete sich der Biss wohl „zum Zeitpunkt des Todes“. Das heißt: Der Löwe hat den Gladiator nicht erst nach dessen Tod angefressen. Der Angriff war vielmehr Teil des tödlichen Kampfes.

Neue 3D-Scan-Techniken machten die Analyse möglich. Die Spuren deuten darauf hin, dass das Tier den Mann an der Hüfte gepackt hat. Eine untypische Angriffsstelle für Löwen, was darauf schließen lässt, dass der Gladiator zu dem Zeitpunkt bereits kampfunfähig war.

„Solche Bissspuren habe ich noch nie gesehen“

Der Löwe zog seine Beute vermutlich über den Boden. Zum Beweis wurden Bissgröße und -form mit Proben aus dem Londoner Zoo verglichen. Der Tote war zwischen 26 und 35 Jahre alt, er wurde in einem Grab mit zwei weiteren Männern und Pferdeknochen bestattet.

Gladiator Löwe Kampf
Die Löcher im Beckenknochen passen laut Analyse eindeutig zu einem Löwengebiss. (Foto: University of York)

Die bisherigen Analysen sprechen für einen sogenannten Bestiarius – einen Gladiator, der gegen Tiere kämpfen musste. Malin Holst von der University of York, seit drei Jahrzehnten auf Knochen spezialisiert, sagt:

„Solche Bissspuren habe ich noch nie gesehen.“ Die Überreste deuten auf ein kurzes, hartes Leben hin. Massive Muskelansätze und Verletzungen an Schulter und Wirbelsäule – typische Spuren eines Lebens voller körperlicher Belastung und Kämpfe.

Blutige römische Arenakultur in Nordengland

Für Holst ist der Fund ein Glücksfall: „Endlich können wir ein klareres Bild davon zeichnen, wie diese Gladiatoren tatsächlich gelebt haben.“ Die Veröffentlichung der Ergebnisse bringt zudem Licht in die Arena-Kultur römischer Provinzen.

Großkatzen und andere exotische Tiere waren offenbar auch in Städten wie York Teil der brutalen Shows – und kämpften dabei ebenfalls ums Überleben. Fachleute halten es für sehr wahrscheinlich, dass es in römischem York ein Amphitheater gab. Auch wenn bisher keines gefunden wurde.

David Jennings von York Archaeology fasst beider BBC zusammen: „Wir wissen nicht, warum dieser Mann in der Arena stand. Aber es ist unglaublich, dass der erste archäologische Beweis für diese Art von Gladiatorenkampf so weit vom Kolosseum entfernt gefunden wurde.“

Hintergrund: Gladiatoren waren Kämpfer im antiken Rom, die zur Unterhaltung des Publikums in Arenen gegeneinander oder – wie nun bewiesen – gegen wilde Tiere antraten. Viele von ihnen waren Sklaven, Kriegsgefangene oder Verurteilte, manche kämpften aber auch freiwillig um Ruhm und Belohnung.

Der Kampf endete oft tödlich, doch erfolgreiche Gladiatoren konnten hohes Ansehen erlangen. Ihre Auftritte waren Teil spektakulärer Veranstaltungen, die in den Arenen Macht und Reichtum der römischen Elite demonstrieren sollten.

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