Steigeisen der 1. Generation
Mit diesem Trick kämpften Wikinger bei Schnee und Eis rutschfest
Wer wissen will, wie es Wikinger bei Kämpfen in Schnee und Eis vermochten, einen rutschfesten Stand zu haben, findet Spuren in den alten Sagen. Dort steht, dass einfaches Schuhwerk bei Winterwetter den sicheren Tod bedeuten konnte.

In der isländischen Eyrbyggja-Saga aus dem 13. Jahrhundert etwa wird von einem gewissen Frøystein berichtet, der schlichtweg besser bzw. cleverer ausgestattet war als sein Kontrahent Steintor. Denn Letztgenannter hatte im Gefecht nicht nur mit seinem Gegner zu kämpfen:
„Steintor verlor oft sein Gleichgewicht, denn das Eis war sowohl glatt als auch abschüssig, während Frøystein fest auf seinem Eisen stand – und hart sowie häufig zuschlug“, steht dort geschrieben. Er hatte ein wichtiges Utensil mit zum Duell gebracht. Sein Steigeisen…
Steigeisen, auch als Eisgriffe bekannt, hatten metallische Zacken, die sich ins Eis gruben, um ein Ausrutschen zu verhindern. Sie sind eine relativ häufige Grabbeigabe aus der Wikingerzeit, was bereits andeutet, wie wichtig das Accessoire war bzw. sein konnte.
Besonders in Gräbern mit Schlittenausrüstung tauchen sie immer wieder auf – genutzt übrigens von Mensch und Pferd. „Viele der Pferde-Steigeisen scheinen sogar älter als die Wikingerzeit zu sein, sie stammen aus dem 8. Jahrhundert“, sagt Ragnar Orten Lie, Archäologe in der Gemeinde Vestfold.
Die Straßen einer mittelalterlichen Stadt müssen unglaublich rutschig gewesen sein
„Man entdeckt nicht nur die Steigeisen selbst, sondern auch Schuhe mit Abdrücken von den Spikes“, sagt Lie. „Die Straßen einer mittelalterlichen Stadt waren oft mit gespaltenen Holzstämmen gepflastert. Das muss unglaublich rutschig gewesen sein.“
Auch Espen Kutschera, Museumspädagoge aus Bergen, beschäftigt sich intensiv mit historischen Handwerkstechniken. „Die meisten Winterstiefel haben heute ein Profil, aber das war in der Wikingerzeit und im Mittelalter nicht der Fall“, sagt er.


„Damals war es praktisch unmöglich, auf Schnee und Eis zu laufen, ohne etwas an die Sohle zu binden.“
Er selbst hat es ausprobiert, mit eindeutigem Ergebnis: Kutschera entschied sich in seinem Selbstversuch für eine dreieckige Variante mit drei Zacken, die durch ein Stück Leder ragten.
Mit Riemen hat er das Eisen am Schuh befestigt. „Sie funktionierten einwandfrei“, berichtet er.
„Sie sitzen genau so fest wie moderne Varianten und erfüllen absolut ihren Zweck.“
Da die damaligen Schuhe in der nicht winterlichen Standardausführung extrem rutschig gewesen sein müssen, ist Kutschera überzeugt: „Die meisten Leute hatten in der damaligen Zeit wahrscheinlich ein Paar Steigeisen.“
Die Funde zeigen für gewöhnlich verschiedene Designs: dreieckig, sternförmig oder ringförmig
Normalerweise entdecken Forscher nur die Metallteile der Steigeisen – die Lederbänder sind längst vergangen. Doch bei einer Ausgrabung im Mittelalterpark von Oslo tauchte vor einigen Jahren ein vollständiges Exemplar auf.
Für die Archäologen war es einer der wichtigsten Funde der gesamten Grabung. „Die Metallteile finden wir oft. Aber das gesamte Steigeisen – inklusive der Riemen – habe ich noch nie zuvor gesehen“, sagte NIKU-Archäologin Linda Åsheim gegenüber Sciencenorway.no.
Die Funde zeigen für gewöhnlich verschiedene Designs: dreieckig, sternförmig oder ringförmig.
„Die dreieckigen und sternförmigen Varianten tauchen auch im Mittelalter auf“, erklärt Åsheim.
„Eisen war in der Wikingerzeit wahrscheinlich teurer und schwerer zu beschaffen als im Mittelalter. Selbst damals kostete es noch eine ordentliche Summe“, sagt sie. „Aber für Steigeisen braucht man nur eine kleine Menge Eisen. Daher denke ich, dass sich viele Menschen ein Paar leisten konnten.“