Interessante Studie
Norwegische Wikinger waren deutlich gewaltsamer als dänische
Norwegische Wikinger waren deutlich gewaltsamer bzw. blutrünstiger als ihre Nachbarn aus Dänemark. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die vor wenigen Tagen im Journal of Anthropological Archaeology veröffentlicht wurde.
Die Schlussfolgerungen der beteiligten Wissenschaftler aus den Bereichen Archäologie, Osteologie, Philologie und Soziologie basieren auf der Analyse von Kampfspuren auf Skelettresten und der Zahl der im Zusammenhang mit beiden Wikingergemeinschaften gefundenen Waffen.
Im Fokus der Untersuchung stand der Zeitraum von etwa 800 bis 1050 nach Christus, über den die Forscher nun mit Sicherheit sagen können, dass die nordischen Wikinger erheblich mehr Schwerter besaßen als die dänischen.
Aus der schieren Fülle an Waffen schlossen die Wissenschaftler um Jan Bill vom Museum für Kulturgeschichte der Universität Oslo auf eine durch alltägliche Gewalt und Gewaltandrohung tief geprägte Gesellschaft.
Schwerter wurden dabei sowohl als persönliche Waffen als auch Statussymbole getragen. Jedoch bedeutend seltener aufseiten der dänischen Wikinger, für die das Recht des Stärkeren weniger im Mittelpunkt stand als institutionelle Formen der Gewalt – wie etwa Hinrichtungen.
Dazu ein paar sehr interessante Zahlen: Bei der Untersuchung von Skelettresten auf waffen- und kampfbedingte Verletzungen bzw. Traumata stellten die Experten fest, dass mindestens 60 Prozent der norwegischen Wikinger in irgendeiner Weise davon betroffen waren.
Deutlich mehr gewaltsame Tode in Norwegen als in Dänemark
37 Prozent der nordischen Skelette wiesen zudem Spuren eines gewaltsamen Todes auf, während dies bei dänischen Funden in lediglich 6 Prozent der Fälle nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus fanden sich hier so gut wie keine waffenbedingten Verletzungen.
In fünf von sechs Todesfällen auf dänischer Seite hat den Forschern zufolge eine Hinrichtung zum Tod geführt. Dagegen konnten auf der nordischen Seite Tötungen aller Art identifiziert werden. Ein weiterer Beweis dafür, wie wenig einheitlich der Begriff Wikinger historisch zu betrachten ist.
Darüber hinaus zeigt die Studie deutliche Unterschiede in den sozialen und politischen Strukturen Dänemarks und Norwegens auf. So wies Dänemark eine hierarchischere Gesellschaft mit komplexen Machtstrukturen und einem geregelten System für den Umgang mit Gewalt auf.
Im Gegensatz dazu wird die norwegische Sozialstruktur als archaischer und weniger organisiert beschrieben. Kurzum: Eine Gesellschaft, in der die Macht stärker verteilt war und persönliche Streitigkeiten oft mit direkter Gewalt gelöst wurden – und nicht etwa dem Machtwort anderer.
Zur Erklärung der erheblichen soziokulturellen Unterschiede zwischen beiden Wikingergesellschaften verweisen die Forscher unter anderem auf die Lage Dänemarks, die für Menschen aus dem übrigen Europa leichter zugänglich war.
Hier der Link zu den Studienergebnissen.