Vorbereitung für komplizierten Umzug läuft auf Hochtouren
Legendäres Oseberg-Wikingerschiff bekommt neues Zuhause
Das legendäre Oseberg-Wikingerschiff ist gerade nicht wiederzuerkennen. Es ist umgeben von Stahlträgern und massivem Staubschutz. Gleiches Bild bei zwei weiteren Wikingerschiffen im alten Museum auf der Halbinsel Bygdøy im Oslofjord. Der Grund: Alles wird vorbereitet für den großen Umzug.

Nach gut 100 Jahren als Exponat in Bygdøy ist das neue Wikingerschiffmuseum in Oslo das Ziel. Hoch über dem uralten Holzschiff wurde eigens für den Umzug ein gewaltiger Stahlträger installiert. Daran laufen zwei Kräne, die das Schiff für seine wohl letzte Reise sicher heben sollen.
Der Umzug ist seit Jahren in Planung. Sensoren überwachen schon jetzt jede Vibration, jedes verrutschte Gramm. Auch während des Transports (voraussichtlich im September) werden die Schiffe lückenlos überwacht – auf Erschütterungen, Verschiebungen oder Verformungen.
Wahnsinnig viel Aufwand, der aber berechtigt ist. Denn das Holz des Oseberg-Wikingerschiffs ist weit über 1.000 Jahre alt. Der Erhaltungszustand ist zum Glück erstaunlich gut, dank des feuchten Lehmbodens in der Grabstätte, in der es zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde.
Behandelt wurde das Eichenholz damals u.a. mit Leinöl. Glück im Unglück: Anders als andere Funde aus dem Oseberg-Grab – wie zum Beispiel die berühmten Schlitten – wurde das Schiff nicht mit Alaun konserviert. Dieser Stoff hat später viele Objekte extrem brüchig gemacht.
Nicht so beim Oseberg-Schiff, das auch deshalb nach einhelliger Meinung von Experten als transportabel gilt. „Schon kleinste Hebebewegungen führen zu Verformungen und Vibrationen – aber genau das haben wir mit eingeplant“, sagt David Hauer vom Museum für Kulturgeschichte.
Der Aufbau, der das Oseberg-Schiff hält, wiegt 50 Tonnen. Das Ganze bewegt sich auf einer Decken-Schiene mit wohl dosierten 25 Zentimetern pro Minute. In einem Tag soll der Umzug geschafft sein. Dafür wird sogar eine Wand des alten Museums aufgestemmt.
Wie das Oseberg-Schiff durch Norwegens Museumshallen schwebt
Der Weg zum neuen Ausstellungssaal wird komplett mit Schienen und Stahlträgern verlängert. Der ursprünglich geplante Transport über den Boden wurde verworfen – der hätte schlichtweg das Gewicht nicht ausgehalten.
„Beim Bodentransport hätte sich der Boden bewegt – und damit das Schiff verzogen“, so Hauer bei ScienceNorway. Die Entscheidung für die Deckenlösung bringt dagegen klare Vorteile: weniger Bewegung, mehr Stabilität, geringeres Risiko.

Riesige Dämpfer werden jede Erschütterung direkt ins Fundament des alten Museums ableiten. Tausende Male schlugen bisher die Warnsysteme an – ein gutes Zeichen, wie Hauer betont: „Wenn wir keine Alarme hätten, wäre das ein Problem.“
Jeder Schritt, jeder Handgriff, jedes neue Bauteil wird mit einer Risikoanalyse bewertet – mit Ampel-System. Auch rote Risiken gibt es: „Hängelasten können nun mal runterfallen.“ Im Juni wird der erste Testlauf gefahren. Läuft alles wie geplant, beginnt im September der große Umzug der drei Schiffe.
Langfristig bekommen sie neue Plattformen. Diese sind stoßsicher, schwingungsresistent – und sollen sogar einem gewaltigen Erdbeben standhalten. Doch zuerst steht der vielleicht heikelste Teil bevor: der Transport. Das Wikingerschiff-Museum in Oslo soll 2027 eröffnet werden.
Hintergrund: Das Oseberg-Schiff ist eines der berühmtesten Wikingerschiffe der Welt. Es wurde 1904 in einem Grabhügel bei Tønsberg in Norwegen entdeckt und stammt aus dem Jahr 820.
Gefertigt aus Eichenholz, ist es reich verziert und galt als Bestattungsschiff für eine hochrangige Frau. Trotz seines Alters ist es bemerkenswert gut erhalten. Es gilt als zentrales Ausstellungsstück norwegischer Geschichte und Wikingerkultur.