Einstige Verwendung unbekannt
England: Rätselhaftes Gold-Artefakt aus 8. Jh. mit Metalldetektor entdeckt
Ein Schatzsucher hat vor wenigen Wochen in der englischen Grafschaft Norfolk mit einem Metalldetektor ein Gold-Artefakt aus dem späten 8. Jahrhundert entdeckt, das der Fachwelt Rätsel aufgibt.
Bilder 1 bis 3: Norfolk County Council / Andrew Williams
Fest steht lediglich: Das kunstvoll gearbeitete Objekt aus der angelsächsischen Periode muss von einer Person mit viel Sachverstand und Sinn für Ästhetik geschaffen worden sein. Aber was dessen einstige Nutzung betrifft, tappen die an der Untersuchung beteiligten Experten bislang im Dunkeln.
Die Historikerin Dr. Helen Geake teilte mit, stilistisch ähnliche Gegenstände mit ebenfalls ungeklärtem Hintergrund seien schon früher gefunden worden. „Auch diese Variante ist definitiv rätselhaft. Man kann nicht sagen, um was es sich überhaupt handelt“, lautet ihre Einschätzung.
„Es ist so winzig – und doch wurde es genauso sorgfältig hergestellt wie eine Bibel oder ein Schmuckstück aus dieser Zeit“, fuhr sie in einem Pressestatement fort. „Es wurde von jemandem hergestellt, der ein Auge für Schönheit besaß.“
Das inzwischen als Schatz deklarierte Artefakt hat einen Durchmesser von 19,4 Millimetern. Eine der 8,5 Millimeter langen Seitenflächen ist leicht nach innen gebogen, was zu einem Riss geführt hat. Ganz unbeschadet hat das Objekt die weit über 1.000 Jahre im Boden also nicht überstanden.
“Oft sehen wir die Farben der Vergangenheit nicht“
An den Seiten findet sich eine spiralförmige Musterung, die laut Untersuchungsbericht aus dem Book of Kells – einem illustrierten Manuskript aus dem 8. oder 9. Jahrhundert – abgeleitet sein könnte. Auch zum Evangeliar von Lindisfarne (7. Jahrhundert) soll es Ähnlichkeiten geben.
Die wohl prominenteste Besonderheit des Objektes ist jedoch eine Tierdarstellung, deren Blick nach hinten gerichtet ist – möglicherweise ein Pferd. Auffällig ist die gut erhaltene Farbe, was angesichts des Alters Seltenheitswert hat. „Oft sehen wir die Farben der Vergangenheit nicht“, sagt Dr. Geake.
Den Analysen zufolge hat der Schöpfer des Artefakts aus Spanien importiertes Quecksilber mit pulverisiertem Gold gemischt, um das Tier im Design hervorzuheben. Laut Einschätzung von Dr. Geake war „der Handwerker wirklich vielseitig begabt“.
Es wird als möglich erachtet, dass der Gegenstand einst das Ende eines (längst verrotteten) Holzstabes zierte. Offen ist aber, ob die weiteren Untersuchungen dies bestätigen können. Laut BBC bemüht sich das Norwich Castle Museum derzeit, das Goldstück für seine Sammlung zu erwerben.
Hintergrund: Als angelsächsische Periode gilt in Großbritannien die Zeit von etwa 450 bis 1066 nach Christus. Die Angelsachsen waren ein germanisches Volk, dessen Kultur auf der Insel ab Mitte des 6. Jahrhunderts dominant war.