Bronze-Hort aus Knaresborough
England: Sagenhafter Römerschatz lagerte viele Jahrhunderte in Sumpf
Archäologen der Universität Newcastle konnten endlich die Untersuchung eines Schatzes abschließen, der bereits vor 160 Jahren entdeckt wurde – mit bemerkenswerten Ergebnissen. Die Rede ist vom legendären römischen Bronze-Hort aus Knaresborough.
Die 1864 ausgegrabene Sammlung spätrömischer Metallwaren – vor allem Gefäße und Werkzeuge aus Kupferlegierungen – gehört mit zu den spannendsten archäologischen Treffern jener Zeit, die in Großbritannien jemals geglückt sind.
Leider hatte man die Umstände des Fundes damals nicht offiziell dokumentiert, zudem wurde ein nicht unerheblicher Teil des Hortes kurz nach seiner Entdeckung versehentlich eingeschmolzen. Aber auch so ist die Sammlung ein Genuss, wie die Bilder zeigen.
Die Ergebnisse der Studie werfen nun ein neues Licht auf die Sammlung von 30 Gegenständen, die im Yorkshire Museum in der namensgebenden Stadt York ausgestellt ist. Adam Parker, Kurator für Archäologie und Leiter der Ausstellung, teilte mit:
„Der Hort von Knaresborough ist eine außergewöhnliche Sammlung römischer Kupferlegierungen, die sich schon seit langem in unserer Obhut befindet. Dank der hervorragenden Arbeit der Universität Newcastle können wir die Geschichte dahinter nun noch umfassender erzählen.“
Ursprünglich wurde der Hort dem Museum 1864 von Thomas Gott, einem Eisenhändler aus Knaresborough, geschenkt. Und zwar ohne den genauen Fundort und die Eigentumsverhältnisse geklärt / mitgeteilt zu haben. Klar, dass sich daraus bohrende Frage ergaben. Bis zuletzt.
Die Gründe für die Lagerung in sumpfigem Gelände sind (noch) nicht bekannt
Den archäologischen Nachforschungen der Universität Newcastle zufolge deuten vieles darauf hin, dass der Hort aus einem sumpfigen Gebiet in der Nähe von Farnham stammt. Einem Ort, der etwa drei Kilometer nördlich der Gemeinde Knaresborough liegt.
Das sogenannte „Vale of Mowbray“ wurde während der Römerzeit von zwei wichtigen Straßen durchquert. Darunter eine Verbindung nach York und zur römischen Grenze im Norden Britanniens – dem ab 122 nach Christus errichteten Hadrianswall.
In der Region befanden sich mehrere wohlhabende römische Villen, was die Forscher zu der Vermutung veranlasste, dass die Hortgegenstände von hier stammten. Oder aus einem opulenten Stadthaus in der Nähe. Jedenfalls mangelte es den Besitzern nicht an Geld.
Der Hort gilt nun als das einzige bekannte Beispiel für einen spätrömischen Fund dieser Art, der in einem Moor oder Sumpfgebiet gelagert war. Die Gründe für die Deposition in wasserreichem Gelände sind allerdings nicht bekannt. Offen, ob das jemals genau geklärt wird.
Das Projekt hat gezeigt, wie wertvoll es ist, alte Entdeckungen erneut zu untersuchen
Aber: Parallelen aus anderen Regionen des Römischen Reiches lassen vermuten, dass rituelle Motive eine treibende Kraft gewesen sein könnten. Vielleicht war es aber auch der ganz einfache Wunsch, die Gegenstände im Moor zu verbergen bzw. vor Entdeckung zu schützen. Bei einem Angriff?
James Gerrard, Professor für Römische Archäologie an der Universität Newcastle und Hauptautor der Studie: „Dieses Projekt hat gezeigt, wie wertvoll es ist, alte Entdeckungen erneut zu untersuchen. Wir freuen uns über die Möglichkeit, mit dem Yorkshire Museum zusammenzuarbeiten.“
Und weiter: „Es ist gut zu wissen, dass unsere Forschung rund 160 Jahre später dazu beigetragen hat, einen komplexen Teil der Geschichte dieser bemerkenswerten Entdeckung zu klären.“ Dazu gehört ein wirklich spannendes Detail.
Den Nachforschungen zufolge dürfte der hiesige Grundbesitzer Sir Charles Slingsby im Jahr 1864 die Reparatur der Entwässerung auf einem sumpfigen Abschnitt seiner Ländereien veranlasst haben. Es wird als sehr wahrscheinlich angesehen, dass der Hort im Zuge der Arbeiten entdeckt wurde.
Sollte es so gewesen sein, hätte man natürlich gerne den ungläubigen Gesichtsausdruck des Finders oder der Finder gesehen. Leider nicht mehr möglich, aber umso spannender bleibt, was rund um den Hort aus der Römerzeit noch alles entdeckt und erforscht wird.
Eine Zusammenfassung zu der Forschung hat die Newcastle University veröffentlicht. Hier der Link.
Hintergrund: Der Knaresborough-Hort enthält verschiedene Gefäße aus Kupferlegierungen, darunter eine große kannelierte Schale, sechs halbkugelförmige „Irchester“-Schalen, eine Siebschale, eine Pfanne mit Henkeln, Teller und u.a. ein großes Gefäß in Form eines Tongefäßes.
Den Erzählungen nach soll der Finder, Eisenhändler Thomas Gott, die restlichen Artefakte des Hortes eingeschmolzen haben, weil er sie irrtümlich für Altmetall hielt. Zum Glück ist ihm danach ein Licht aufgegangen.