Faszinierender Fund aus dem Nichts
Schweden: 2700 Jahre alte Petroglyphen auf Felswand entdeckt – unter Moos verborgen
Schwedischen Archäologen ist in der Nähe der Gemeinde Tanum ein unglaublicher Fund geglückt. Sie entdeckten vor wenigen Tagen Dutzende in Stein gehauene Zeichnungen – sogenannte Petroglyphen – auf einer Felswand, die ihr 2700 Jahre altes Geheimnis nur unter Moos verbarg.
Der betreffende Felsabschnitt ist etwa 15 Meter lang und enthält einige ungewöhnlich große Figuren, darunter ein fast zwei Meter langes Schiff und eine menschliche Figur von etwa einem Meter Höhe. Überhaupt sind die Petroglyphen um 700 v. Chr. meisterlich in den Stein gearbeitet worden.
Bis zu der Entdeckung war der Fels kurioserweise lediglich mit einer großflächigen Moosschicht bedeckt. Nur dadurch entging den Menschen aus der Region sozusagen Generation für Generation, dass der relativ steil ansteigende Trumm von vorchristlichen Künstlern als Projektionsfläche benutzt worden war.
Es brauchte also ein Archäologenteam, um die Petroglyphen zu finden – wenn auch zufällig. Berichtet wird, dass die Forscher eigentlich den Boden neben dem Felsen untersuchten, als an einer ausgedünnten Stelle auf einmal weiße Flecken unter der Moosschicht auftauchten.
Es muss ein Wahnsinnsmoment gewesen sein, als das Team das Moos auf breiter Fläche von dem Felsen entfernte. Laut Ancient Origins soll gleich zu Beginn das weiße Langschiff aufgetaucht sein, bestens zu erkennen durch den Kontrast, den das ansonsten graue Gestein bietet.
Was genau Inhalt der meterlangen Erzählung war, bleibt bislang offen
Insgesamt fanden sich 40 einzelne Steinschnitzereien, die hintereinander aufgereiht sind. Ganz so, als sollten sie eine Art Erzählung darstellen. Zu sehen sind 13 Schiffe, neun Pferde, sieben Menschendarstellungen und vier Streitwagen.
Möglicherweise handelt es sich um die Beschreibung einer Reise oder eines längeren Zeitabschnittes. Archäologe Andreas Toreld von „The foundation for documentation of the rock carvings of Bohuslän“ dazu:
„Die Motive sind nicht einzigartig, aber die Lage an einem fast senkrechten Felsvorsprung ist ungewöhnlich.“ Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass sich die Reihe der Petroglyphen mehrere Meter über dem Boden befindet.
Das bedeutet, dass die Bilder nicht aus einer normalen, stehenden Position heraus gemeißelt worden sein können. Aber wie dann? Für Toreld ist die wahrscheinlichste Variante, dass der Künstler bei seiner Arbeit auf dem Deck eines Bootes stand.
Denn: Das Gebiet soll in der betreffenden Zeit komplett unter Wasser gestanden haben, was die Theorie vom Boot ziemlich plausibel erscheinen lässt. Wahrscheinlich ist auch, dass die Zeichnungen in einem engen Zusammenhang zu den sogenannten Tanum-Petroglyphen stehen.
Dienten die Kville-Petroglyphen vorbeifahrenden Schiffen als Botschaft?
Diese wurden schon vor Jahrhunderten ganz in der Nähe entdeckt. Hierbei handelt es sich um ein sage und schreibe 51 Hektar großes Wunderwerk, das aus mehr als 600 einzelnen Tafeln mit Tausenden von ins Gestein gehauenen Bildern besteht.
Da die Tanum-Petroglyphen in verschiedenen Stadien zwischen etwa 1.700 und 500 v. Chr. gemeißelt wurden, ist absolut denkbar, dass die Schnitzereien in Kville von jemandem geschaffen sind, der auch in Tanum mitwirkte.
(Kurzfilm der UNESCO über die Tanum-Petroglyphen)
Bekannt ist, dass sich die Felswand von Kville um 700 vor Christus am Rande einer Insel befand. Sie dürfte somit eine markante Landmarke gewesen sein, die von vorbeifahrenden Schiffen gesehen werden konnte.
Dies würde auch erklären, warum die Felszeichnungen so viele Abbildungen von Booten enthalten, die damals zwischen der Insel und der schwedischen Küste unterwegs waren. Die Periode, in der die Abbildungen in Kville entstanden sind, gilt als die Hochzeit der skandinavischen Petroglyphenmacher.
Die kreativen Künstler blieben bis zum Ende des ersten Jahrtausends vor Christus aktiv, danach starb die Tradition dann leider aus. Ein faszinierender Fund, der erahnen lässt, dass in der westschwedischen Region womöglich noch weit mehr Geschichten in den Fels gehauen wurden.