„Insgesamt schwer misszuverstehen“
Schweden: Womöglich einzigartiger Phallus-Stein aus Wikingerzeit bei Bauarbeiten entdeckt
Schwedische Archäologen haben vor wenigen Tagen bei Ausgrabungen im Umfeld von Bauarbeiten ein sehr besonderes Artefakt gefunden: einen etwa 50 Zentimeter großen Stein, der eindeutige Ähnlichkeiten zu einem männlichen Penis aufweist.
Bild 1: Der Stein mit grafisch hervorgehobenen Phallus-Merkmalen. (Uppdrag Arkeologi)
Bild 2: Beide aus einem Grab: Der Phallus-Stein und ein ovales Gegenstück. (Uppdrag Arkeologi)
Bild 3: Die Region, in der die Ausgrabungen aktuell stattfinden. (Uppdrag Arkeologi)
Bild 4: Ein bisschen Spaß muss sein. (Uppdrag Arkeologi)
Ort des Fundes ist Tystberga in der Provinz Södermanland, wo gerade Voruntersuchungen für den Bau einer neuen Eisenbahnverbindung stattfinden. Im Zuge dessen stieß man auf etwa 60 wikingerzeitliche Grabhügel und eisenzeitliche Siedlungsreste. Für Archäologen eine Goldgrube.
„Bei der Untersuchung eines dieser Gräber ist uns ein absolut außergewöhnlicher Fund geglückt“, teilte das Forscherteam in einem Pressestatement mit. Der phallische Stein habe sich direkt in der Mitte der Stätte befunden, „fast wie ein Grabstein“.
Nach Angaben von Rebecka Jonsson, Forscherin bei Uppdrag Arkeologi, sind Phallussymbole aus der Wikingerzeit auf schwedischem Boden – anders als übrigens in Norwegen – eine extreme Seltenheit, in dieser Form vielleicht sogar einzigartig. In einem Interview mit SVT sagte sie:
Der in Schweden verehrte Gott „Freyr“ stand u.a. für Wohlstand und Fruchtbarkeit
„Auf den ersten Blick sah es aus wie ein länglicher Stein, der aufrecht steht. Aber wenn man genau hinsieht, kann man mehrere Elemente erkennen, die darauf hinweisen, dass es sich in Wirklichkeit um einen Stein handelt, der so verändert wurde, dass er wie ein Phallus aussieht.“
In der nordischen Mythologie wurde der in Schweden verehrte Gott „Freyr“ mit Attributen wie Wohlstand, Vergnügen und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Dargestellt war Freyr mit einer phallischen Statue im Tempel von Uppsala, wo er mit Thor und Odin eine göttliche Trias bildete.
Ob es eine direkte Verbindung zum aktuellen Fund gibt, ist allerdings offen. Laut ersten Analysen dürfte aber das Ausgangsmaterial aus einem regionalen Steinbruch stammen. Die Unterseite des Symbolsteines aus Marmor ist mit einer flachen Basis versehen, die sich in einem Winkel von 60 Grad neigt.
Dagegen wurde die Oberseite mit eingemeißelten Linien versehen, die den Stein zwar dezent, aber in der Summe eindeutig einem männlichen Geschlechtsteil ähneln lassen. Im Allgemeinen repräsentierte das Phallussymbol in der Wikingerzeit schlichtweg Manneskraft und Fruchtbarkeit.
„Insgesamt ist schwer misszuverstehen, was der Stein darstellen soll“, teilte das Archäologenteam augenzwinkernd mit. Da die Ausgrabungen in Tystberga noch den ganzen Juni andauern werden, darf man gespannt sein, was sich sonst noch alles findet.