Fund mit Metalldetektor
Spektakuläre Wikingerschwert-Kappe aus 10. Jh. entdeckt
Das Fries Museum und die Fryske Akademy haben gemeinsam eine spektakuläre Entdeckung präsentiert: das kunstvoll gearbeitete Fragment eines Wikingerschwertes aus dem 10. Jahrhundert – gefunden in der Nähe von Wytmarsum. Es zierte einst den Griff eines Schwertes und war möglicherweise vergoldet war.
Diese Entdeckung ist in den Niederlanden ein absolutes Novum und bietet neue Einblicke in die historischen Netzwerke der Wikingerwelt. Besonders hervorgehoben wird dabei die Rolle Frieslands als Knotenpunkt innerhalb der weitreichenden Handels- und Kulturaustausche der Nordmänner.
Die Griff-Kappe wurde inzwischen in die Sammlung des Fries Museums aufgenommen und ist Gegenstand gemeinsamer Forschungen mit der Fryske Akademy. Ziel ist es, das Fragment und seine Bedeutung für die Wikingerzeit besser zu verstehen.
Sander Visser, ein Archäologie-Enthusiast aus Lelystad, entdeckte das Fragment am Mitte 2024 auf einem Acker in der Nähe von Wytmarsum. Sein Metalldetektor gab ein lautes Signal ab, 20 Zentimeter unter der Grasnarbe stieß er dann auf das außergewöhnliche Objekt.
„Ich wusste sofort, dass es sich um ein Schwertfragment handelt“
„Ich wusste sofort, dass es sich um ein Schwertfragment handeln musste und dass es wegen seiner Verzierung etwas Besonderes war“, erklärte Visser. Das Fragment zeigt Tierköpfe in Form von Wildschweinen, deren charakteristische nach oben gebogene Schnauzen gut erhalten sind.
Die Verzierung gehört stilistisch zweifelsfrei ins 10. Jahrhundert und spiegelt die hohe Handwerkskunst der Wikinger wider. In der Wikingerkultur symbolisierten Wildschweine Mut, Stärke und Schutz. Also Eigenschaften, die eng mit Kampf und Verteidigung verbunden waren.
Dr. Nelleke IJssennagger-van der Pluijm, Direktorin der Fryske Akademy, hob die Bedeutung des Fundes hervor: „Unsere Forschung hat das Verständnis für die Kontakte zwischen Friesland, Skandinavien und den Britischen Inseln vertieft.“
Dr. Diana Spiekhout, Kuratorin für das Mittelalter am Fries Museum, untersucht seit Langem Schwerter aus Friesland. Mit Unterstützung der Niederländischen Organisation für Wissenschaftliche Forschung (NWO) hat sie sich auf die Symbolik und Tradition solcher Waffen spezialisiert.
„Schwerter aus dieser Zeit könnten fast als episch bezeichnet werden“, erklärte Spiekhout. Sie wurden oft über Generationen weitergegeben und von ihren Besitzern mit luxuriösen Verzierungen individualisiert.
Wurde das Schwert auseinandergenommen, um es den Vorlieben eines neuen Besitzers anzupassen?
In Friesland lassen sich solche Praktiken bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen, bevor die Gestaltung von Schwertern zunehmend standardisiert wurde. Das kürzlich entdeckte Fragment wirft Fragen auf, wie und warum die Kappe möglicherweise entfernt oder verändert wurde.
Wurde etwa das Schwert, zu dem das Artefakt gehörte, auseinandergenommen, um es den Vorlieben eines neuen Besitzers anzupassen? Oder ist es auf andere Weise in die Region gelangt? Noch sind es völlig offene Fragen.
Das Fries Museum und die Fryske Akademy wollen diese und weitere Fragen in einer gemeinsamen Untersuchung klären. „Durch die Verbindung unserer Expertisen können wir den Fund aus friesischer Perspektive, der Wikingerwelt und der Schwerttradition untersuchen“, erklärte Spiekhout.
Die Ergebnisse sollen Ende 2025 veröffentlicht werden, sobald die Untersuchung abgeschlossen ist. Ab dem 23. April 2025 wird die Kappe erstmals in der Ausstellung *Boven het maaiveld – 25 jaar archeologische vondsten* im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden der Öffentlichkeit präsentiert.