Facebooktwitterpinterestrssinstagram

250 Grabstätten in Wales analysiert

Forscher finden Spuren einer 6.000 Jahre alten Bestattungskultur

Wales ist bekannt für seine reiche prähistorische Vergangenheit. Doch was Archäologen jetzt über die neolithischen Grabstätten des Landes enthüllen, gewährt einen neuen Einblick in eine 6.000 Jahre alte Welt.

Wales Grab
Ein Forscher aus England hat 250 alte Grabstätten aus Wales analysiert. (Foto: Prof George Nash)

Etwa 250 der beeindruckenden Gräber, die auf die Zeit zwischen 4.000 und 2.000 vor Christus datiert werden, sind heute bekannt. Sie sind Zeugen einer längst vergangenen Kultur, die ihre Toten mit außergewöhnlicher Sorgfalt bestattete.

„Vermutlich sehen wir hier nur ein Drittel der ursprünglich existierenden Stätten“, erklärt Professor George Nash. Der Archäologe, der an der Universität Coimbra und der Universität Liverpool forscht, hat in seinem neuen Buch *The Neolithic Tombs of Wales* genau diese Relikte unter die Lupe genommen.

Seine Arbeit zeigt, wie die Menschheit in dieser Epoche den Übergang von Jäger- und Sammlergesellschaften hin zu festen bäuerlichen Gemeinschaften vollzog. Eine Veränderung, die auch neue Rituale und Lebensweisen mit sich brachte.

Der Umgang mit dem Tod wandelte sich während der rund 2.000 Jahre andauernden neolithischen Periode grundlegend. „Es ist vergleichbar mit den religiösen Veränderungen seit der Geburt des Christentums“, sagt Nash.

In dieser Zeit wurden aus natürlichen Höhlen kunstvolle Steingräber, oft mit Erdhügeln bedeckt. Die Bestattungspraktiken entwickelten sich von simplen Beisetzungen hin zu Einäscherungen und Exkarnationen – einem Prozess, bei dem die Leichname der Verstorbenen so lange den Elementen ausgesetzt waren, bis nur noch die Knochen übrig blieben.

Mit den Bestattungstraditionen kamen auch neue kulturelle Errungenschaften

Diese rituelle Praxis könnte ihren Ursprung im sogenannten „Fruchtbaren Halbmond“ haben, einer Region im Nahen Osten, die Teile der heutigen Türkei, Israels, Syriens und des Libanon umfasst. Von dort aus verbreiteten sich diese Bestattungsmethoden über einen Zeitraum von mindestens 600 Jahren allmählich nach Westen.

Mit den Bestattungstraditionen kamen auch neue kulturelle Errungenschaften: Werkzeuge, Keramik und Schmuck, die den Verstorbenen mit ins Grab gelegt wurden.

„Obwohl keine schriftlichen Überlieferungen existieren, deuten diese Funde darauf hin, dass die Menschen bereits an ein Leben nach dem Tod glaubten“, so Nash. Die Grabbeigaben sollten den Toten offenbar auf ihrer Reise ins Jenseits helfen.

Interessant ist, dass viele der heute bekannten Grabstätten entlang der Küste liegen. Dies ist laut Nash kein Zufall: „Die Nähe zum Meer verschaffte den neolithischen Gemeinschaften Zugang zu Ressourcen sowohl an Land als auch im Wasser – eine strategische Grundlage für Leben und Tod.“

Die neolithischen Gräber von Wales sind mehr als nur alte Steinhaufen. Sie erzählen laut BBC Geschichten über die frühen Glaubenssysteme, das soziale Leben und die kulturelle Entwicklung vor Jahrtausenden.

Unser QUIZ zum Thema WALES

Sie wollen diesen Beitrag teilen?

Facebooktwitterredditpinterestmail
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

0 Comments
älteste
neuste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen