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Steinzeit, Bronzezeit, Römer, Mittelalter, Neuzeit

Archäologische Superfundgrube: 1 Steinbruch für 6000 Jahre Geschichte

Wenn es so etwas wie eine archäologische Superfundgrube gibt, hat der West Deeping-Steinbruch in England beste Chancen auf Platz 1. Denn die rund 200 Fußballfelder große Stätte in Lincolnshire vereint Siedlungs- und Menschheitsgeschichte aus nicht weniger als 6.000 Jahren.


Bilder 1 bis 4: Cambridge Archaeological Unit (CAU)

Jüngster Fund der Forscher von Cambridge Archaeological Unit (CAU) war ein bronzezeitlicher Grabhügel, der sich nahtlos einfügt in eine nicht enden wollende Reihe von Entdeckungen, die für sich betrachtet schon spektakulär wären.

Seit 2007 arbeiten die Archäologen mittlerweile in dem Steinbruch, der seine Geheimnisse seither in Etappen preisgibt. Die CAU-Projektbeauftragte Hannah Barrett dazu: „Die Stätte ist nicht nur aus der Steinzeit, der Bronze- oder Römerzeit. Wir haben alle Epochen bis in die Neuzeit.“

„Und alle diese Epochen haben eine gute Geschichte zu erzählen. Ich denke, das ist das Faszinierende an West Deeping“, fuhr sie in einem Interview fort. Zu den ältesten Artefakten gehören Töpferwaren, die in der Jungsteinzeit zum Kochen und Essen verwendet wurden.

Überhaupt enthält der Steinbruch „die größte Sammlung“ von Töpferwaren aus der Jungsteinzeit, die jemals in East Anglia und den East Midlands gefunden wurde. Daneben entdeckten die Experten auch Tierknochen und Spuren von Samen sowie Getreide. So konnte dokumentiert werden, was man damals jagte und verspeiste.

„Es ist ein Privileg, diese Funde vor dem Abschlussbericht zu sehen“

Für Hannah Barrett steht fest, dass die Landschaft zu dieser Zeit „wahrlich wild“ war, mit Bären und wohl Horden von Wildschweinen. „Man kann sich vorstellen, wie hart es gewesen sein muss, dort zu leben“, so ihre Einschätzung.

Und dennoch vermochten es die hier lebenden Menschen, mit feiner Klinge und Sachverstand zu arbeiten. Dafür sprechen beispielsweise ausgeklügelte Feuersteinwerkzeuge, die gefunden wurden. „Ihrer Herstellung liegt eine Menge Geschick zugrunde“, sagt die Archäologin.

Zu den weiteren Funden des in dieser Form wohl einzigartigen Areals gehörten Überreste einer römischen Siedlung, flankiert durch die geschnitzte Steinfigur des Kriegsgottes Mars in einer Tunika, der Schild und Speer in Händen hält.

Ausgesuchte Funde der Ausgrabung sind nun Teil einer Ausstellung, die von der West Deeping Heritage Group geleitet wird. Die Vorsitzende Maggie Ashcroft: „Es ist ein Privileg, diese Funde zu sehen, noch bevor der Abschlussbericht veröffentlicht wird.“

Hintergrund: Erste Untersuchungen fanden vor Ort in den 1990er Jahren statt. Damals deuteten Luftaufnahmen, geophysikalische Analysen und Feldbegehungen darauf hin, dass der Standort archäologische Merkmale von großem Interesse enthalten könnte.

Nachdem das Potenzial bestätigt worden war, begann ein Archäologenteam der Cambridge Archaeological Unit 2007 mit der detaillierten Erforschung des 55 Hektar großen Geländes. Zehn Jahre später wurde mit der Kiesgewinnung begonnen.

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