Facebooktwitterpinterestrssinstagram

Phänomen der Matrilokalität

Studie enthüllt gesellschaftliche Machtstellung keltischer Frauen

Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass Männer in den keltischen Gemeinschaften Britanniens während der Eisenzeit oft ihre Herkunftsfamilien verließen, um in die Familien ihrer Ehefrauen einzutreten.

Studie Kelten
Ausgrabungen in England zeigen die mitunter machtvolle Stellung keltischer Frauen. (Foto: Bournemouth University)

Dieses Phänomen, bekannt als Matrilokalität, stellt lang gehegte Annahmen über patriarchale Gesellschaftsstrukturen infrage. Dr. Lara Cassidy vom Trinity College Dublin, Hauptautorin der Studie, erklärt, dass solche Erkenntnisse ein neues Licht auf die Rolle von Frauen in der Vergangenheit werfen.

„Oft betrachten wir Frauen in historischen Kontexten vor allem im häuslichen Rahmen, ohne ihnen Einfluss oder Handlungsfreiheit zuzuschreiben. Studien wie diese zeigen jedoch, dass Frauen in vielen Gesellschaften – damals wie heute – enorme Macht und Einfluss hatten,“ sagt sie.

Archäologische Ausgrabungen in Dorset liefern weitere Beweise: Hier fanden Forscher eine Grabstätte, die die Überreste einer jungen Frau enthielt, zusammen mit wertvollen Beigaben wie einem Spiegel und Schmuckstücken, darunter ein Amulett mit einer römischen Münze, die eine weibliche Figur zeigt.

Diese Funde deuten darauf hin, dass Frauen möglicherweise einen höheren sozialen Status genossen als Männer oder zumindest gleichgestellt waren. „Wie sich dies konkret auf die Rolle der Frauen in der Gesellschaft auswirkte, ist schwer zu sagen, doch genetische Daten liefern eine zusätzliche, wichtige Perspektive,“ so Cassidy.

Keltische Frauen als zentrale gesellschaftliche Akteurinnen in der Eisenzeit?

Die DNA-Analyse von mehr als 50 Personen, die in einer Ansammlung von Friedhöfen in Dorset begraben wurden, enthüllte, dass viele von ihnen miteinander verwandt waren – und zwar über die mütterliche Linie.

„Sie waren alle Nachfahren derselben Frau entlang der weiblichen Linie,“ berichtet Cassidy. Im Gegensatz dazu wiesen die Y-Chromosomen der Männer eine erhebliche genetische Vielfalt auf, was darauf hinweist, dass Männer von außerhalb der Gemeinschaft kamen.

Dieses Muster bestätigt, dass die Frauen vor Ort blieben, während die Männer in die Familien ihrer Frauen einheirateten. Auch in anderen eisenzeitlichen Begräbnisstätten in Britannien fanden Forscher Hinweise auf ähnliche matrilokale Gemeinschaften.

„Es scheint, als wäre dies auf der gesamten Insel zu jener Zeit weit verbreitet gewesen,“ erläutert Cassidy. Obwohl die Studie nicht darauf hindeutet, dass es in der Eisenzeit matriarchale Gesellschaften gab, lassen die Ergebnisse Rückschlüsse auf die soziale und wirtschaftliche Stellung der Frauen zu.

Matrilokalität sei ein starker Indikator für die soziale und politische Stärkung von Frauen, so Cassidy. Frauen, die in ihren Heimatgemeinden blieben, hatten wahrscheinlich besseren Zugang zu Land, wirtschaftlicher Kontrolle und Einfluss innerhalb der lokalen Gemeinschaften.

Dr. Guido Alberto Gnecchi Ruscone vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie betont in einem Begleitartikel, dass diese Ergebnisse mit antiken römischen Schriften übereinstimmen, in denen keltische Frauen als starke, selbstbewusste Persönlichkeiten dargestellt werden.

„Obwohl römische Autoren diese Gesellschaften oft exotisierten, bestätigen die genetischen Beweise, dass Frauen in der keltischen Welt eine besondere Rolle innehatten,“ zitiert der Guardian den Wissenschaftler. Spannende Studie.

Unser QUIZ zum Thema ENGLAND

Sie wollen diesen Beitrag teilen?

Facebooktwitterredditpinterestmail
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

0 Comments
älteste
neuste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen