Legendärer Fund in Cheshire
Plumper Mord? Ritualopfer? Tod des „Lindow Man“ auch nach 2.000 Jahren ungeklärt
Das Moor von Lindow Moss in der englischen Grafschaft Cheshire verbarg fast 2.000 Jahre lang ein dunkles Geheimnis. Gelüftet wurde es erst, als ein Torfstecher am 1. August 1984 die erstaunlich gut erhaltenen Überreste eines Mannes aus der Eisenzeit über das Förderband trudeln sah.
Bei späteren Untersuchungen erwies sich der „Lindow Man“ als offensichtliches Opfer einer brutalen Tötung, deren Hintergrund jedoch offen ist. Bis heute gilt er als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen in der Geschichte der Region.
Zu verdanken war der Fund vor allem den einzigartigen Bedingungen in dem Torfmoor, das sauer und anaerob – also ohne Sauerstoff – ist. Bedingungen, die den Leichnam des Lindow Man über die Jahrhunderte hinweg in einem ausgezeichneten Zustand konservierten.
„Er war ziemlich perfekt erhalten, sodass wir sehen konnten, was seine letzte Mahlzeit war. Wir wissen, wie er gestorben ist und auch, wo er im Moor platziert wurde“, erinnert sich Georgie Johnson, Organisatorin der Bürgerinitiative Transition Wilmslow.
Tod durch gewaltsamen Angriff mit einer Waffe wie einer Axt verursacht
Der Lindow Man ist heute eine der meistbesuchten Attraktionen im British Museum in London. Die Untersuchungen ergaben, dass er um die 20 Jahre alt, durchschnittlich groß, gut gebaut und bei insgesamt guter Gesundheit war, als er verstarb. Mit ein wenig Brot im Bauch – seinem letzten Mahl.
Die Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass sein Tod durch einen gewaltsamen Angriff mit einer Waffe wie einer Axt verursacht wurde. Geschehen irgendwann im ersten Jahrhundert nach Christus. Doch auch 40 Jahre nach dem Fund gibt es noch verschiedene Theorien, wie genau er verstarb.
Am schlüssigsten erscheinen den Experten zwei davon: Der Junge Mann könnte einerseits als sozusagen offizielle Opfergabe für die Götter der Eisenzeit gedient haben. Andererseits könnte es aber auch plumper Mord gewesen sein, der zu seinem Tod führte.
In Cheshire hofft man, das Geheimnis irgendwann noch ganz zu lüften. Der bisherige Kenntnisstand über die Geschichte des Moors und die des Lindow Man ist aktuell Gegenstand der Ausstellung „Window on Lindow“, die noch bis Oktober läuft.