„Die Ergebnisse waren erstaunlich“
England: Wird eines der mächtigsten Römerkastelle am Hadrianswall 2024 (endlich) ausgegraben?
Das Römerkastell von Burscough nördlich von Liverpool gehörte einst zu den bedeutendsten Militärbauten am Hadrianswall. Es wird vermutet, dass das Fort in der Zeit zwischen 69 und 79 n. Chr. errichtet wurde, als das Römische Reich mit verlustreichen Angriffen aus dem Norden zu kämpfen hatte.
Bild 1: So könnte es gewesen sein: Modell des Römerkastells von Burscough. (Lathom Park Trust)
Bild 2: Dickes Mauerwerk, gefunden bei einer der ersten Ausgrabungen. (Fort in the Wood)
Bild 3: Erste römische Artefakte konnten bereits geborgen werden. (Fort in the Wood)
Bild 4: Luftaufnahme der Stätte nördlich von Liverpool. (Wigan Archaeological Society)
Bild 5: Die Voruntersuchungen zeigen das riesige Ausmaß des Kastells. (Fort in the Wood)
Geblieben ist von dem Kastell nichts außer ein paar Dutzend Quadratmetern Mauerwerk, die 2014 von einer Gruppe eifriger Archäologen auf einem Acker in der Nähe der Gemeinde Burscough entdeckt und freigelegt wurden.
Seither finden dort gelegentlich und in überschaubarem Rahmen Ausgrabungen statt. Aber das reicht nicht, um die ganze Geschichte des Kastells zu erzählen, das einst riesige 7 Hektar (70.000 Quadratmeter) groß gewesen sein soll.
Es wurden jedoch zahlreiche geophysikalische Untersuchungen durchgeführt, um unter die Oberfläche zu schauen. Dabei entstand eine regelrechte Blaupause des Kastells, auf der Wege zu erkennen sind. Genauso wie Tore, die zu den Kasernen und anderen Bauten führten.
Zudem konnten die Verteidigungslinien des Kastells identifiziert werden, mit gewaltigen Gräben und einer womöglich bis zu 12 Meter hohen Böschung oder Aufschüttung. Im Osten des Forts dürfte ein wuchtiges Portal mit doppelten Tortürmen gestanden haben.
Die geophysikalischen Untersuchungen an der Stätte schreien nach mehr
Hinzu kommen die Überreste zahlreicher Steingebäude, die als Getreidespeicher oder Kasernen interpretiert werden. Man kann sich also gut ausmalen, weshalb die an dem Projekt beteiligten Forscher mit den Hufen scharren.
„Die Ergebnisse waren erstaunlich“, sagt Steve Baldwin, Direktor von Bluestone Archaeology, „aber das eigentliche Kastell haben wir nur zu einem sehr kleinen Teil erforscht, vielleicht zu einem Prozent. Dabei bietet sich mehr an, da es komplett auf offenem Ackerland liegt. Wir hätten freien Zugang.“
Aber: Noch steht die Finanzierung für eine Vollausgrabung der Stätte nicht. Und die Mittel von Bluestone Archaeology reichen beileibe nicht aus, um das gewaltige Vorhaben zu stemmen. Baldwin stellt klar: „Wir sind mit unseren Finanzen am Ende der Fahnenstange angelangt.“
Danach werde man nicht mehr in der Lage sein, das spannende Projekt weiter voranzutreiben. „Ohne Geld aus anderen Quellen wird die Ausgrabung im Sande verlaufen, dann wird leider nichts mehr getan“, hofft Baldwin auf baldige Drittmittel.
„Ein solches Projekt generiert Millionen für die lokale Wirtschaft“
Immerhin steht ein kräftiger Zuschuss des National Lottery Heritage Fund im Raum, der es den Archäologen definitiv ermöglichen würde, ihren Traum zu verwirklichen. Dann könnte 2024 eine groß angelegte Ausgrabung durchgeführt werden. Endlich. „Momentan läuft alles auf die Finanzierung hinaus“, sagt Baldwin.
Bis dahin steht das Kastell laut einem Bericht des Liverpool Echo unter dem Schutz von Historic England, da es rund um das Areal immer wieder Probleme mit Vandalismus und auch solchen Schatzsuchern gibt, denen das Gemeinwohl einer solchen Stätte nicht wirklich am Herzen liegt.
„Wenn man sich die Kastelle am Hadrianswall anschaut, kann man sehen, welches Potenzial eine solche Ausgrabung für eine Gemeinde haben kann. Menschen aus der ganzen Welt reisen an, um mitzuhelfen. Ein solches Projekt generiert Millionen für die lokale Wirtschaft“, ist Baldwin sicher.
Damit bleibt zu hoffen, dass der Plan für 2024 aufgeht. Dann sind exakt zehn Jahre seit der Entdeckung der ersten Überreste des Kastells bei Burscough vergangen. Ein mehr als würdiger Zeitpunkt für das ganz große Ding.
