Geschichte schräg
Dänemark: 100 Jahre verschollene Wikingerknochen in Museumskeller wiedergefunden
Da hatte jemand vor gut 100 Jahren scheinbar nicht seinen allerbesten Arbeitstag: Die sterblichen Überreste eines Mannes, von dem man annimmt, dass er mit dem Wikingerkönig Harald Blauzahn eng verwandt war, sind vor wenigen Tagen im Keller des Dänischen Nationalmuseums in Kopenhagen gefunden worden.
Oder besser gesagt: Zufällig wiedergefunden, denn sie galten seit Beginn des 20. Jahrhunderts als spurlos verschwunden, was man aus Sicht des Museums durchaus als Versäumnis der gröberen Art bezeichnen kann.
Schließlich galten die 1868 in einem Wikinger-Grab bei Viborg entdeckten Knochen lange Zeit als absolute archäologische Rarität. Salopp gesagt: als etwas, das man schmerzlich vermisst, wenn es nicht mehr da ist.
„Wir hatten schon immer das Gefühl, dass die Knochen irgendwo im Museum sein müssen“, sagte Museumsarchäologinnen Ulla Mannering zu der kuriosen Angelegenheit. Man habe bereits viele Male danach gesucht, aber immer ohne Erfolg.
„Nur durch Zufall sind wir nun, mehr als 100 Jahre später, in einer Lagerkiste über die Knochen gestolpert“, sagte Mannering laut Forbes in einem Medienstatement. „Und da gehörten sie definitiv nicht hin!“
Ulla Mannering und eine Kollegin fanden die Knochensammlung zusammen mit Kleidungsfragmenten in einer alten Box, die eigentlich einer anderen Wikingerbestattung zuzuordnen ist. Moderne Analyseverfahren führten dann glücklicherweise zum Wunschergebnis: Die Knochen, sie sind wieder da.
Hintergrund: Ein Bauer hatte die Knochen des Blauzahn-Verwandten 1868 in der Nähe von Viborg in einem Wikinger-Grab entdeckt, das viele wertvolle Gegenstände enthielt. Das sogenannte Bjerringhøj-Grab (Mammen-Fund) wurde später auf 970 bis 971 nach Christi Geburt datiert.
Das hölzerne Kammergrab enthielt die Überreste eines Mannes, der in wertvolle Seidenkleidung gehüllt war. Eine silbern verzierte Axt und andere Gegenstände konnten ebenfalls geborgen werden. Schnell war klar: Es musste sich um einen nahen Verwandten von Wikingerkönig Harald Blauzahn gehandelt haben.
Fortan galt der Fund als eine der wichtigsten wikingerzeitlichen Entdeckungen in ganz Skandinavien, bis dann ärgerlicherweise die Knochen unter bislang nicht geklärten Umständen verschwanden.
Glück im Unglück: Jetzt, da die Knochen wieder da sind, ist es „eine einmalige Gelegenheit, noch mehr über die Wikinger und unsere gemeinsame Geschichte zu erfahren“, heißt es in einer Darstellung des Museums. Man werde die Geheimnisse des Fundes mithilfe neuer Technologien erforschen und freue sich bereits auf die Erkenntnisse.
Harald Blåtand (deutsch: Blauzahn) regierte von 956 bis 986 nach Christus. Er gilt als einer von nur wenigen Wikingerkönigen, die sich für die Einführung des Christentums in Skandinavien stark gemacht haben.
Und ja, die drahtlose Kommunikationstechnologie Bluetooth ist mitsamt Logo seinem Namen entliehen. Das Logo kombiniert die alten Runen H und B – als ehrfürchtige Referenz an die großen kommunikativen Fähigkeiten, die Blauzahn von Historikern zugesprochen werden.
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