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Ist das System der Schulferien veraltet?

Debatte um Eltern, die während der Schulzeit mit ihren Kinden in Urlaub fahren

Die Frage, ob Eltern ihre Kinder während der Schulzeit in den Urlaub fahren sollten, sorgt in Dänemark für Diskussionen. Die ehemalige Schulleiterin Lise Egholm und die Organisation „Schule und Eltern“ vertreten dabei unterschiedliche Positionen. Anlass sind Berichte über Familien, die aus Kostengründen außerhalb der Schulferien verreisen – ein Trend, der laut der Zeitung Jyllands-Posten von Schulvertretern zunehmend wahrgenommen wird.

Immer mehr Schulen beobachten, dass Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen, um mit ihnen außerhalb der normalen Schulferien in den Urlaub zu fahren. (Foto: Urban Sanden)

Schule als Gemeinschaft und Pflicht

Lise Egholm, frühere Leiterin der Rådmandsgade Schule in Kopenhagen, betont die negativen Folgen solcher Praktiken. Im Radio-Programm P1 Debat kritisierte sie, dass Schülerinnen und Schüler bei solchen Reisen mehr als nur eine Woche Unterricht versäumen. Ihrer Meinung nach leidet darunter die soziale Gemeinschaft, die essenziell für die Bildung demokratischer Werte sei.

Zudem verweist Egholm auf die ausreichende Anzahl schulfreier Tage – insgesamt 165 pro Jahr – die es Familien ermöglichen sollten, Urlaube innerhalb dieses Zeitraums zu planen. Ein gelegentliches Fernbleiben hält sie für vertretbar, doch eine regelmäßige Missachtung der Ferienzeiten bezeichnet sie als respektlos gegenüber der dänischen Schule und ihrer Arbeit.

Eltern unter Druck: Perspektive der Organisation „Schule und Eltern“

Regitze Spenner Ishøy von der Organisation „Schule und Eltern“ vertritt hingegen eine pragmatischere Sichtweise. Sie sieht kein großes Problem darin, wenn Kinder hin und wieder während der Schulzeit verreisen.

Die gesellschaftlichen Anforderungen an Eltern seien gestiegen: Arbeitgeber, soziale Normen und finanzielle Zwänge würden es erschweren, Urlaubszeiten strikt an den Schulkalender anzupassen. Während der Winterferienzeit sind Urlaube teuerer. Viele Eltern versuchen, die hohen Kosten zu umgehen, indem sie nicht in den Ferien in Urlaub fahren.

Spenner Ishøy sieht in „alternativen“ Ferienwochen auch Vorteile für Schulen. Lehrkräfte könnten sich intensiver um einzelne Kinder kümmern, wenn die Klassen zeitweise kleiner seien. Zudem könnten Schüler von besonderen Reiseerlebnissen profitieren, etwa durch Präsentationen im Unterricht, die neue Perspektiven einbringen.

Traditionen und Wandel

Während Egholm die Notwendigkeit eines kollektiven Urlaubsrahmens betont, weist Spenner Ishøy auf die Veränderungen der Gesellschaft hin. Die festen Schulferienzeiten reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, doch moderne Arbeitswelten und Lebensweisen machten flexiblere Ansätze nötig.

Die Debatte spiegelt somit einen Konflikt zwischen traditionellen Bildungswerten und den realen Herausforderungen moderner Familien wider. Während die eine Seite auf Disziplin und Gemeinschaftsgefühl pocht, betont die andere die praktische Anpassung an heutige Lebensbedingungen – eine Balance, die offenbar schwer zu finden ist.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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