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Eisverlust in erschreckender Größenordnung

Drohne liefert neue Einblicke in das schmelzende Grönländische Inlandeis

Ein Forschungsteam hat erstmals mithilfe einer Spezialdrohne den Wasserdampf über dem grönländischen Eisschild genau gemessen – und liefert damit wichtige Daten für die Klimaforschung. Die Messungen sollen helfen, den Eisverlust in der Arktis besser zu berechnen und die Folgen des Klimawandels präziser einzuschätzen.

pneumatisch startetende Drohne in Grönland
Eine pneumatisch startetende Drohne, die Luftproben für die Isotopenanalyse bei EastGRIP in Grönland sammeln soll. (Foto: Ole Zeising / Alfred-Wegener-Institute)
„In den nächsten Jahren werden wir besser verstehen, wie Wasser über und aus Grönland fließt“, sagt Kevin Rozmiarek, Doktorand am Institute of Arctic and Alpine Research (INSTAAR) der Universität Colorado Boulder und Erstautor der Studie.

„Grönland ist ein zentrales Süßwasserreservoir der Erde. Wir müssen wissen, wie sich dieses System künftig verändert.“

Die Ergebnisse der Studie erschienen im Fachmagazin JGR Atmospheres.

Eisverlust in erschreckender Größenordnung

Allein zwischen Herbst 2023 und Herbst 2024 verlor Grönland laut der US-Behörde NOAA rund 55 Gigatonnen Eis und Schnee. Seit 1992 beläuft sich der geschätzte Gesamtverlust auf über fünf Billionen Tonnen – und der Trend hält an. Das grönländische Eisschild enthält rund acht Prozent des globalen Süßwassers. Sein Abschmelzen trägt nicht nur zum Meeresspiegelanstieg bei, sondern beeinflusst auch Meeresströmungen und Ökosysteme weltweit.

Neben dem Kalben von Gletschern und dem Schmelzen an der Oberfläche spielt auch die Sublimation – der Übergang von Eis direkt zu Wasserdampf – eine Rolle. In manchen Regionen könnte laut früheren Studien rund ein Drittel des Oberflächenschnees im Sommer auf diesem Weg verschwinden.

Drohne ersetzt teure Flugzeugeinsätze

Das Sammeln von Luftproben in der Arktis ist logistisch aufwendig und teuer. Normalerweise erfordert es bemannte Flüge bei schwierigen Bedingungen. Das Team um Rozmiarek entwickelte daher eine alternative Methode: Es rüstete eine drei Meter große Drohne mit spezieller Messtechnik aus und führte im Sommer 2022 insgesamt 104 Flüge über dem grönländischen Inlandeis durch – vom Camp des East Greenland Ice-Core Project aus, das von der Universität Kopenhagen geleitet wird.

Die Drohne sammelte Proben in bis zu 1.500 Metern Höhe. Im Fokus standen dabei die Isotopenzusammensetzungen des Wasserdampfs – also die spezifischen „Fingerabdrücke“ von Wasserstoff- und Sauerstoffatomen, die Rückschlüsse auf die Herkunft des Wassers erlauben.

„Wir wissen recht gut, woher das Wasser kommt und wohin es am Ende gelangt – aber nicht, was dazwischen passiert“, sagt Rozmiarek. Mithilfe der Isotopendaten konnten die Forscher bestehende Klimamodelle verbessern.

So zeigte sich etwa, dass eine gängige Simulation die Niederschlagsmengen über Grönland deutlich unterschätzte. Durch die Einbeziehung der neuen Messdaten stimmten die Vorhersagen besser mit der Realität überein.

Grönland als Warnsignal

Dass Grönland ein Schlüsselgebiet für den globalen Meeresspiegel ist, ist bekannt. Doch wie schnell und in welchem Umfang sich der Eisschild verändert, ist noch nicht vollständig verstanden. Ein Blick in die Erdgeschichte zeigt, was möglich ist: Vor etwa 125.000 Jahren – während einer wärmeren Phase – war der grönländische Eisschild deutlich kleiner. Der Meeresspiegel lag damals rund sechs Meter höher als heute.

Aktuell leben laut UN-Schätzungen rund eine Milliarde Menschen in Regionen, die direkt vom Meeresspiegelanstieg betroffen sind. Ein besseres Verständnis der Eisverluste in Grönland ist daher nicht nur wissenschaftlich, sondern auch gesellschaftlich relevant.

Rozmiarek plant bereits weitere Einsätze:

„Es ist, als hätten wir gerade erst gelernt, wie man Fingerabdrücke am Tatort sichert. Jetzt geht es darum, diese Informationen konsequent zu nutzen – bevor es zu spät ist.“

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