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Emotionaler Bruch mit amerikanischer Kultur

„Der Geldbeutel ist unsere einzige Waffe“: Immer mehr Europäer boykottieren US-Produkte

Emotionaler Bruch mit amerikanischer Kultur: Aus Protest gegen Donald Trumps aggressive Rhetorik und das Verhalten von Tech-Milliardär Elon Musk wächst in Europa eine Boykottbewegung gegen US-amerikanische Produkte. Von Dänemark bis Frankreich verzichten immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten bewusst auf Waren „Made in USA“ – aus politischer Überzeugung.

Made in USA Proteste
Während Trump und Putin von der gemeinsamen Weltherrschaft träumen, formiert sich ein dezentraler Boykott amerikanischer Produkte in Europa. (Grafik: Europabevægelsen)

Von Cola bis Kalifornischer Wein: Persönlicher Protest wird öffentlich

Der Däne Ivan Hansen, ein 67-jähriger Ex-Polizist, prüft beim Einkaufen jedes Etikett. Coca-Cola, Mandeln aus Kalifornien oder US-Weine – alles tabu. Für Hansen ist Trumps Drohung, Grönland militärisch zu erobern, der Auslöser. Doch auch Elon Musks öffentliche Sympathiebekundungen für rechtsextreme Parteien wie die AfD haben ihn abgeschreckt. „Trump ist ein Tyrann, der mit Einschüchterung arbeitet. Dagegen will ich etwas tun“, sagt Hansen, laut ABCNews.

Er ist kein Einzelfall. In sozialen Netzwerken wie Facebook formieren sich Boykottgruppen mit zehntausenden Mitgliedern – allen voran in den nordischen Ländern. Sie tauschen sich über europäische Alternativen zu amerikanischen Produkten aus, von Lebensmitteln bis hin zu Unterhaltungselektronik.

Tesla im Visier: Ein Symbol wird zur Zielscheibe

Besonders deutlich trifft der Protest die Marke Tesla. Die Verkaufszahlen des US-Elektroautobauers sind in Europa rückläufig, Leasingfirmen in Schweden bieten die Fahrzeuge nicht mehr an. In Deutschland untersucht die Polizei mehrere Brandanschläge auf Tesla-Autos. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt häufen sich Rückläufer.

Auch Unternehmen ziehen Konsequenzen: Der französische Unternehmer Romain Roy, dessen Firma jährlich eine Tesla-Flotte anschaffte, stornierte in diesem Jahr alle Bestellungen – ein bewusster Schritt gegen Trump und Musk. „Die USA schotten sich ab. Europa muss reagieren“, sagt Roy, so ABCNews.

Einzelhandel reagiert auf Konsumentenstimmung

Die wachsende Konsumverweigerung zeigt Wirkung im Handel. Dänemarks größter Einzelhändler, die Salling-Gruppe, kennzeichnet mittlerweile europäische Produkte mit einem eigenen Symbol. Geschäftsführer Anders Hagh spricht nicht von einem Boykott, sieht darin aber eine Reaktion auf den Wunsch vieler Kunden, bewusst auf US-Waren zu verzichten.

Bo Albertus, Administrator der Facebook-Gruppe „Boykottiert Waren aus den USA“ (“Boykot varer fra USA”), hat seine Haltung drastisch geändert, seit Trump mit militärischen Maßnahmen gegen Grönland drohte. Er meidet konsequent Produkte wie Pepsi, Heinz-Ketchup oder Colgate. Seine Gruppe zählt inzwischen knapp 90.000 Mitglieder.

Emotionaler Bruch mit amerikanischer Kultur

Auch ideelle Bindungen an die USA werden hinterfragt. Jens Olsen, ein dänisch-amerikanischer Zimmermann, denkt darüber nach, sein teures US-Werkzeug zu verkaufen – und hat sein Lieblingsbier, das kalifornische Lagunitas IPA, bereits aus dem Kühlschrank verbannt. „Früher war ich stolz auf meine Verbindung zu den USA – heute bin ich enttäuscht.“

Ähnlich sieht es Michael Ramgil Stæhr. Der 53-jährige Veteran, der in Bosnien diente und mit US-Soldaten im Einsatz war, hat seine geplante USA-Reise gestrichen. Trumps Auftreten gegenüber dem ukrainischen Präsidenten, seine außenpolitischen Drohgebärden – für Stæhr ist das Maß voll: „Dieser Mann gefährdet Leben – in Entwicklungsländern, in der Ukraine, überall.“

„Der Geldbeutel ist unsere einzige Waffe“

Für viele Familien ist der Boykott auch eine Herausforderung im Alltag. Der Däne Simon Madsen hat mit seiner Familie den Konsum amerikanischer Lebensmittel eingestellt – doch der Verzicht auf Netflix fällt schwer, vor allem den Kindern. Trotzdem steht für ihn fest: „Der Geldbeutel ist unsere einzige Waffe.“

Was mit persönlichen Enttäuschungen begann, hat sich zu einer politischen Konsumbewegung entwickelt. Immer mehr Europäer setzen ein Zeichen – nicht durch Proteste auf der Straße, sondern an der Kasse.

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