Wegbereiterin der elektronischen Musik
Gedenkkonzert für Elektro-Musikpionierin Else Marie Pade im DR Koncerthuset
Die Musikpionierin Else Marie Pade war die erste dänische Komponistin von elektronischer Musik. Während des Zweiten Weltkriegs war Pade im Widerstand und wurde von 1944 bis Kriegsende im Gefangenenlager Frøslev interniert. Ein interessantes Leben, das gefeiert werden muss.
Sie arbeitete mit Karlheinz Stockhausen, mit Pierre Boulez und Pierre Schaeffer zusammen. Sie gilt als eine der wichtigsten Komponistinnen der dänischen Geschichte überhaupt.
Anlässlich des 100. Geburtstages von Else Marie Pade feiern mehrere Musiker die große dänische Komponistin mit einem Gedenkkonzert im DR Koncerthuset, Kopenhagen.
Zu hören sind (seltene) akustische und elektronische Werke sowie moderne Interpretationen ihrer Musik durch Musiker wie Dybfølt, Kira Martini, Jakob Kullberg, Vokalensemblet Vigdis, Jacob Kirkegaard, STRØM und andere.
Selten aufgeführte Musikstücke – abgespielt vom alten Lyrec-Tonbandgerät
Obwohl Else Marie Pade vor allem für ihre elektronischen Werke bekannt ist, besteht ein großer Teil ihres Schaffens auch aus akustischen Kompositionen. Diese werden erst seit kurzem erforscht, und so sind bei dem Konzert mehrere selten aufgeführte Werke zu hören.
Unter anderem gibt Cellist Jakob Kullberg das Stück Et spil for cello für Solocello und Visuals (eine Art Computerspielgrafik) zum Besten. Das Vokalensemble Vigdis führt Pades Chormusik auf. Jacob Kirkegaard wird Teile des Werks Svævninger spielen, das er in Zusammenarbeit mit Pade geschaffen hat, und schließlich bekommt man eines von Pades allerersten elektronischen Werken zu hören, das von ihrem eigenen alten Lyrec-Tonbandgerät abgespielt wird.
Wegbereiterin der elektronischen Musik
Geboren am 2. Dezember 1924, begann Pade ihre musikalische Laufbahn zunächst als Pianistin, entdeckte jedoch später ihre Leidenschaft für experimentelle Klänge und elektronische Musik.
Sie gilt als eine der ersten Frauen, die in den 1950er Jahren in diesem Bereich tätig waren und schuf Werke, die oft auf Geräuschen des Alltags basierten, welche sie elektronisch bearbeitete.
Einige ihrer bekanntesten Werke sind „Symphonie magnétophonique“ und „Faust Suite“, die mit frühen Tonbandgeräten und Synthesizern produziert wurden. In den letzten Jahren fand Pades Musik zunehmende Beachtung, da ihre Innovationen und ihr Einfluss auf die moderne elektronische Musik immer mehr anerkannt wurden.
Neue Notenausgabe
Der Musikverlag Edition-S feiert den hundertsten Jahrestag mit einer neuen Notenausgabe, Else Marie Pade: Sange fra en væg („Lieder von einer Wand“). – Es handelt sich dabei um eine Sammlung charmanter Lieder, die unter grausamen Umständen entstanden sind.
Während des Zweiten Weltkriegs war Pade als Teenager wegen ihrer aktiven Teilnahme an einer Widerstandsbewegung zunächst im Arrestlager Aarhus und dann im Lager Frøslev interniert, wo ihre ersten Kompositionen entstanden – mit der Schnalle eines Hüfthalters in die Zellenwand geritzt. Die Musik wurde zu ihrer geistigen Zuflucht, und die Lieder, die sie schrieb, waren überwiegend fröhlich im Swing- und Populärmusik-Stil.
Anfang dieses Jahres erschien bei Dacapo Records das Album Sange fra en væg mit neun von Pades Liedern, die von dem Duo Dybfølt und der Sängerin Kira Martini interpretiert und aufgenommen wurden. Jetzt werden die Noten in einem Liederbuch mit Texten in Dänisch und Englisch und einer Partitur für Klavierbegleitung o.ä. veröffentlicht.
Else Marie Pade verstarb am 18. Januar 2016 und hinterließ ein Vermächtnis als Wegbereiterin und Visionärin der elektronischen Musik.
Weiterführender Link: drkoncerthuset.dk