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Organverwerfungen und Abferkelprobleme

Forscher sind dem Verständnis der hohen Sauensterblichkeit beim Abferkeln einen Schritt näher

Dänemark hat ein Problem im Schweinestall. Jahrelang setzten dänische Schweinezüchter Maßstäbe: Die Produktion von Ferkeln erreichte ungeahnte Höhen, und deutsche Landwirte blickten bewundernd gen Norden. Wer in Deutschland weniger als 30 Ferkel pro Sau und Jahr erzeugt, galt als rückständig – dänische Zuchtsmethoden wurden zum Goldstandard erhoben. Doch das Erfolgsmodell der Dänen funktioniert nicht mehr, das Tierwohl bleibt auf der Strecke, die Sterblichkeit der Muttertiere beim Gebären ist hoch, ebenso die Ferkelsterblichkeit. Forscher in Dänemark versuchen nun wenigtstens die Sterblichkeitsrate der Sauen in den Griff zu bekommen.

Schweinsterblichkeit
Traumata im Zusammenhang mit der Trächtigkeit und dem Abferkeln sowie insbesondere eine Milzverdrehung waren die häufigsten Todesursachen bei den Sauen, die in einer neuen Studie der Universität Aarhus obduziert wurden. (Foto: Canva)
Schweine in dänischen Mastbetrieben haben es schwer, gezüchtet auf möglichst viele Ferkel pro Wurf, stieg in den letzetn Jahren nicht nur die Zahl der geborenen Ferkel, sondern auch ihre Sterblichkeit, sowie die Komplikationen, die beim Abferkeln für die Muttertiere emtstehen.

Organbrüche und Traumata während des Abferkelns scheinen die häufigsten Ursachen für die Muttersterblichkeit zu sein, stellen sie in einer Studie fest. Darauf deutet eine Stichprobe von 108 toten Sauen hin, die von Forschern des Forschungszentrums AU Viborg, einer Abteilung des Nationalen Zentrums für Nahrungsmittel und Landwirtschaft der Universität Aarhus, autopsiert wurden.

Untersuchung im Auftrag der Lebensmittelbehörde

Von 2015 bis 2022 stieg die Muttersterblichkeit in konventionellen Schweinebeständen von 9,5 % auf 13,6 %.

Eine frühere Studie der Universität Aarhus wies auf eine Verdrehung des linken Leberlappens – auch Lebertorsion genannt – als Hauptursache für den Tod von Sauen in dänischen Abferkelbetrieben hin.

Wenn sich ein Leberlappen um seine eigene Achse dreht, wird die Blutzufuhr unterbrochen, und wenn sich der Lappen nicht von selbst zurückdreht, kann dies tödlich sein.

Im Jahr 2023 beauftragte die dänische Veterinär- und Lebensmittelbehörde DCA – Nationales Zentrum für Ernährung und Landwirtschaft – mit der Untersuchung von Leberdrehungen als Todesursache. Daraus wurde ein in drei Phasen unterteiltes Projekt.

In der ersten Phase des Projekts zeigte sich, dass während des achtjährigen Untersuchungszeitraums (2015-2022) die Sauensterblichkeit in Bio-Beständen relativ stabil zwischen 8,4 % und 10,4 % lag. Im letzten Jahr der Studie, 2022, lag die Sterblichkeit in diesen Beständen bei durchschnittlich 8,9 % der jährlichen Sauen.

In konventionellen Beständen lag die Sauensterblichkeit in den Jahren 2015 bis 2018 gleichauf mit der Sterblichkeit in Bio-Beständen (zwischen 9,1 % und 10,5 %). Seit 2018 ist jedoch ein Anstieg zu verzeichnen, und im Jahr 2022 lag die Sauensterblichkeit in diesen Beständen bei 13,6 % der jährlichen Sauen.

Die Ergebnisse der zweiten Phase des Projekts liegen nun vor.

Organverwerfungen und Abferkelprobleme

Da in den 1.300 dänischen Sauenherden jährlich etwa 145.000 Sauen sterben, ist es weder praktisch noch wirtschaftlich machbar, Autopsien an einer ausreichend großen Zahl von Sauen durchzuführen, um die Häufigkeit der einzelnen Todesursachen genau zu schätzen.

In der aktuellen Studie sind Forscher der Abteilung für Tier- und Veterinärwissenschaften an der AU Viborg dem Verständnis der Todesursachen dänischer Sauen jedoch einen Schritt näher gekommen, indem sie 108 zufällig ausgewählte Sauen untersuchten, die über vier Jahre hinweg bei Daka, ein Unternehmen, das tierische Nebenprodukten und organische Rückstände verarbeitet, abgegeben wurden.

Die Studie ergab, dass Organverschiebungen (Verdrehung der Milz, der Leber, des Darms oder der Gebärmutter) und Traumata während des Abferkelns die häufigsten Todesursachen waren.

Umfassenderes Bild als früher

Die Studie ergab, dass Traumata im Zusammenhang mit der Trächtigkeit und dem Abferkeln sowie insbesondere Milzverdrehungen die häufigsten Todesursachen bei den autopsierten Sauen waren. Zu den Reproduktionstraumata gehörten Gebärmutterverdrehungen während der Trächtigkeit, Traumata während des Abferkelns und Septikämie aufgrund von Föten, die nicht abgeferkelt werden konnten und sich in den Sauen zersetzt hatten.

Die in dieser Studie betroffenen Organe waren die Milz, die Gebärmutter, die Leber und der Dünndarm. Im Gegensatz zu der oben erwähnten früheren Studie, in der Leberfäule als häufigste Todesursache bei Sauen während der Abferkelung festgestellt wurde, bietet diese Studie ein differenzierteres Bild.

Um die Muttersterblichkeit zu reduzieren, sollen sich Zuchtbetriebe darauf konzentrieren, den Abferkelprozess zu verbessern und so Verletzungen im Zusammenhang mit der Abferkelhilfe und verrottenden Föten zu vermeiden, empfehlen die Forscher.

Warum es zu Organabstoßungen kommt und wie man sie möglicherweise verhindern kann, ist etwas, das die Forscher noch zu verstehen versuchen.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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