Museumseigene Schweine speisen
Freilichtmuseum in Dänemark feiert Weihnachten, wie es früher einmal war
Nichts strahlt einen solchen nostalgischen Gemütlichkeitswert aus wie Weihnachten. Auch im Freilichtmuseum des Dänischen Nationalmuseums (Frilandsmuseet) nördlich von Kopenhagen wird den ganzen Dezember hinweg eine klassisch-historische Weihnachtsatmosphäre herrschen. – Wer eine Extraportion Weihnachtsstimmung vertragen kann, wird im Frilandsmuseet sein Glück finden.
Bilder 1 bis 8: Weihnachten im Frilandsmuseet. (Fotos: Frilandsmuseet)
An jedem Wochenende im Dezember wird dort Weihnachten zelebriert, wie es früher war, mit Weihnachtsessen, Weihnachtsschmuck, Weihnachtswichteln und Weihnachtstheater. Neu ist, dass das Museum auch während der Weihnachtszeit geöffnet ist.
Fröhliche Weihnacht überall
Auf den Fensterbänken leuchten Kerzen. Am immergrünen Baum im Wohnzimmer glitzert der Weihnachtsschmuck. Es duftet nach Plätzchen, Essen und einer geschäftigen Küche. Man hört das Stimmengewirr und erwartungsvolles Kindertrippeln in den Zimmern. Das Feuer knistert im Kachelofen. Moment, war das der Klang von O Tannenbaum in der Ferne?
Nichts ist so nostalgisch und altmodisch im besten Sinne wie Weihnachten. Weihnachten gehört ja geradezu ins Museum.
Mit genau dieser Erwartung harren viele Menschen der Weihnachtszeit im Freilichtmuseum entgegen – das auch während der Weihnachtsfeiertage vom 23. bis 26. Dezember für Weihnachtsfans geöffnet ist.
Weihnachten, wie es früher einmal war
Im und am Herrenhaus des Museums soll eine lebendige Weihnachtswelt mit professionellen Schauspielern, die eine Stimmung wie „Weihnachten von früher“ herstellen, entstehen. Ein Weihnachten, wie es Anfang 1900 war.
„Eine Gutsweihnacht im Freilichtmuseum ist wie eine klassische und idyllische Vision von Weihnachten. In den Wohnräumen kann man die Weihnachtsvorbereitungen der Gutsfamilie verfolgen, den Vater auf dem Klavier spielen hören, die Aufregung der Kinder spüren und den alten Weihnachtsschmuck am Baum hängen sehen“, sagt Anja Jørgensen, Kuratorin des Freilichtmuseums.
„In der Küche kann man die vielen Vorbereitungen hautnah miterleben, mit denen die Dienerschaft am Holzofen und in der Waschküche mit Weihnachtsgebäck und Weihnachtsgans beschäftigt war“, so die Kuratorin weiter.
Museumseigene Schweine speisen
„Weihnachten im Freilichtmuseum ist auch eine Geschichte darüber, dass die idyllische und nostalgische Weihnacht, wie wir sie uns heute vorstellen, eine Kombination aus verschiedenen Traditionen von nah und fern ist. Weihnachten hat nicht immer so ausgesehen, wie es heute aussieht“, sagt Anja Jørgensen.
Eine Kohlpflanze kann auch als Weihnachtsbaum dienen. Im Museum gibt es zahlreiche weihnachtliche Aktivitäten für die ganze Familie. An den Ständen werden Leckereien wie Æbleskiver (traditionelles Gebäck zur Weihnachtszeit in Dänemark, vergleichbar mit Förtchen in Deutschland), Milchreis, heiße Schokolade und Schweinebraten aus dem Fleisch der museumseigenen Schweine angeboten.
Kinder können Weihnachtsengel basteln und Weihnachtskerzen bemalen. Ein mürrischer Bauer, der nicht an Elfen glaubt, spielt eine Rolle im Weihnachtstheater über einen schelmischen Kobold. Außerdem werden Bauernhöfe im Museum festlich dekoriert werden.
Wenn man zum Mühlenhof von Ellested oder zum Haus von Dannemare geht, erlebt man ein anderes Weihnachtsfest. Bis ins späte 19. Jahrhundert wurde Weihnachten durch selbstgemachten Schmuck, weiße Tauben auf dem Tisch und Kerzen geprägt.
Wohlhabendere Haushalte schlachteten Weihnachtsschweine und boten Knechten Speisen wie Weihnachtsbrot und Schweinefleisch, die sie mit nach Hause nahmen. Bettler suchten in der Weihnachtszeit nach Nahrung, und die Bauernhöfe teilten großzügig, um barmherzig in die Feiertage zu starten.
„In dieser Hinsicht ging es bei Weihnachten damals mehr um die Gemeinschaft und nicht nur um die eigene Familie. Vor allem aber ging es an Weihnachten um Essen, Trinken, Kirchgang und Weihnachtsbesuche – in den Weihnachtsstuben und -festen der jungen Leute, die ein Vorläufer unserer Weihnachtsfeiern sind, wurden wilde ‚Weihnachtsspiele‘ veranstaltet“, erklärt Anja Jørgensen.
„Auf dem Lande verbreitete sich der Weihnachtsbaum erst Ende des 19. Jahrhunderts, und anfangs konnte ihn sich nicht jeder leisten. Stattdessen schmückte man vielleicht eine Kohlpflanze oder einige Zweige in einem Topf auf dem Boden“, so Jørgensen weiter.
„Während der Industrialisierung entstand der Brauch der Weihnachtsgeschenke für Kinder, und seither gibt es nur eine Richtung: immer mehr und immer teurer.“
„Weihnachten, wie wir es heute kennen, ist ein Schmelztiegel von Traditionen aus verschiedenen Ländern, Glaubensrichtungen und historischen Epochen und ein gutes Beispiel dafür, wie sich Traditionen und Feste immer wieder verändert haben und von der Welt um uns herum beeinflusst wurden.“
Diese Entwicklung kann man nachvollziehen, wenn man mit einer Tasse heißer Schokolade in der Hand durch das Museum schlendert. Für Leute, die gerne alles genau erklärt haben möchten, gibt es Führungen durch die weihnachtlichen Stationen des Freilichtmuseums.
Luciafest im Museum
Zusätzlich zu den Weihnachtswochenenden ist das Museum auch am Abend des 13. Dezember geöffnet, wo man den Lucia-Umzug und die im Dunkeln wunderschön beleuchteten Höfe erleben kann.
Weihnachten im Freilichtmuseum gibt es an allen Wochenenden vom 30. November bis 22. Dezember von 10-16 Uhr. Dazu am 13. Dezember von 14-19 Uhr und an den Weihnachtstagen vom 23. Dezember bis 26. Dezember von 10-14 Uhr.
Das Interessante an dem Freilichtmuseum ist: mit 45 Bauernhöfen sowie verschiedenen Häusern und Mühlen aus Dänemark, Schonen, Südschleswig und den Färöern, die überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen, ist das Museum das größte seiner Art weltweit. Die Höfe werden so authentisch wie möglich bewirtschaftet.
Ort: Frilandsmuseet, Kongevejen 100 2800 Kgs. Lyngby. Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Weitere Infos zum Programm und den Veranstaltungen findet man hier in dänischer Sprache: natmus.dk/museer-og-slotte/frilandsmuseet/det-sker/jul-paa-frilandsmuseet/.
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