Keine Raubkunst
Von großer Bedeutung für Dänemark: Griechische Marmorköpfe bleiben im Nationalmuseum
Nach gründlicher Überlegung hat das Dänische Nationalmuseum entscheiden, dass die drei Skulpturenfragmente aus dem Parthenon-Tempel in Athen, die zwischen 1688 und 1835 nach Dänemark kamen, im Museum verbleiben werden. Anfang dieses Jahres hatte das Akropolis-Museum angefragt, ob es die Artefakte und das Eigentum daran übertragen bekommen könne. Das teilte das Museum heute mit.
Zwei Marmorköpfe sind seit mehr als 300 Jahren Teil der Sammlung des dänischen Nationalmuseums. Sie stammten ursprünglich aus dem Parthenon-Tempel, einem antiken Monument in der griechischen Hauptstadt Athen.
Die Köpfe kamen um 1688 über einen dänischen Marineoffizier, Moritz Hartmann, nach Dänemark. Hartmann kaufte sie möglicherweise auf den Straßen von Athen, nachdem Teile des Parthenon-Tempels während der venezianischen Belagerung Athens durch eine Explosion zerstört worden waren.
Die Pferdehufe kamen um 1835 nach Dänemark, mitgebracht von Christian Tuxen Falbe, der in der Zeit nach dem griechischen Unabhängigkeitskrieg, als die Griechen für ihre Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich kämpften, dänischer Generalkonsul in Griechenland war.
Die heutige Bedeutung des Parthenon als Symbol der Demokratie und der Bürgerrechte ist eng mit dem Wiederaufbau der griechischen Nation nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1821-1830 verbunden, als es Zentralgriechenland mit Hilfe Englands, Frankreichs und Russlands gelang, sich von der türkischen Herrschaft zu lösen.
Größere Bedeutung für Dänemark als für Griechenland
Damals war Athen nur eine kleine Stadt, doch in den kommenden Jahrzehnten sollte sie zur Hauptstadt des neuen Griechenlands ausgebaut werden. Viele europäische Staaten, die sich durch das Erbe der Antike kulturell mit Griechenland verbunden fühlten, trugen zum Bau bei. Auch dänische Künstler, Architekten und Wissenschaftler waren durch Restaurierung, Dokumentation antiker Denkmäler und den Bau neuer Gebäude an dieser Arbeit beteiligt.
„In diesem Fall wurde festgestellt, dass die Artefakte eine besondere Rolle in der dänischen Kulturgeschichte spielen. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass es sich um sehr wenige Artefakte aus einer großen Anzahl von Fragmenten handelt, die aus dem Parthenon-Tempel erhalten sind, während sich die meisten Artefakte im British Museum in London und im Akropolis-Museum in Athen befinden. Daher sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Artefakte für das Nationalmuseum von größerer Bedeutung sind, als wenn sie nach Griechenland geschickt würden“, sagt Rane Willerslev, Direktorin des dänischen Nationalmuseums.
Das dänische Nationalmuseum bewertet die Anträge auf Artefakte anhand verschiedener Kriterien wie Herkunft, Geschichte, Erwerb des Artefakts, Bedeutung für die heutigen Länder usw.
„Die drei Fragmente sind von großer Bedeutung für die dänische Kulturgeschichte und für das Verständnis unserer Interaktion mit der Welt um uns herum in einer Zeit, in der die Demokratie wuchs und Gestalt annahm“, sagt Christian Sune Pedersen, Leiter der Forschungsabteilung im dänischen Nationalmuseum.
„Es ist wichtig für die Dänen, den Platz Dänemarks in der europäischen Geschichte zu kennen. Es hat immer Interaktionen zwischen den Ländern gegeben, und dies hat einen großen kulturellen Einfluss auf das, was wir heute sind. Das dänische Nationalmuseum besitzt einen sehr kleinen Teil der insgesamt erhaltenen Skulpturenfragmente des Parthenon-Tempels, die für das Verständnis unserer eigenen Geschichte in der Welt von großer Bedeutung sind“, so der Historiker weiter.
Über die Objekte
Die drei Skulpturenfragmente des Nationalmuseums von Dänemark aus dem Parthenon bestehen aus zwei Marmorköpfen und einem Pferdehuf.
Die Köpfe stellen einen jüngeren bartlosen Mann und einen bärtigen Männerkopf dar. Sie stammen aus einem der 92 Metopenfelder des Tempels und gehören zu einer Metope, die sich heute im British Museum in London befindet.
Die Metope befand sich ursprünglich an der Südseite des Tempels und stellt die griechische Legende der Lapithen im Kampf mit den Zentauren dar. Der Pferdehuf stammt wahrscheinlich ebenfalls von einer der Metopen an der Südseite, lässt sich aber nicht genauer zuordnen.
Alle drei Artefakte sind derzeit in der Antiquitätensammlung des dänischen Nationalmuseums im Prinzenpalast ausgestellt.
Dioe Marmoprköpfe sind die ersten antiken griechischen Artefakte, die in eine dänische Sammlung aufgenommen wurden, und sie gehören zu den frühesten klassischen griechischen Skulpturen in nordeuropäischen Sammlungen.
Es wird geschätzt, dass nur bis zu 50 % des ursprünglichen Skulpturenschmucks des Parthenon bis heute erhalten geblieben sind. Der größte Teil der erhaltenen Dekoration befindet sich heute mehr oder weniger zu gleichen Teilen im Akropolismuseum in Athen und im British Museum in London, und schätzungsweise 5 % befinden sich in anderen europäischen Sammlungen.
Das dänische Nationalmuseum leiht die Stücke kostenlos an alle Museen aus, die die Leihbedingungen erfüllen können.