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Suchtprobleme und Langzeitschäden

HNO-Ärzte schlagen Alarm: Nasensprays sollen aus Supermärkten verschwinden

Nasensprays sind das am zweithäufigsten verkaufte rezeptfreie Medikament im Einzelhandel. Dänemarks HNO-Ärzte schlagen daher Alarm: Nasensprays wie Otrivin und Zymelin werden zu oft und zu lange verwendet – mit teils ernsten Folgen. Die Dänische Gesellschaft der Rhinologen fordert deshalb, den freien Verkauf außerhalb von Apotheken zu stoppen.

Nasenspray Sucht Problem
Körperliche Beschwerden und Suchtprobleme; – „Wir sehen wöchentlich bis zu 20 Patienten, die Nasensprays falsch nutzen.“ (Foto: ThorstenF)
„Wir sehen ein klares Missbrauchsproblem“, sagt Martin Glümer Kirkegaard, Vorstandsmitglied der Fachgesellschaft, laut Dänischem Rundfunk.

Der übermäßige Gebrauch führe zunehmend zu chronischen Beschwerden – und in manchen Fällen sogar zu Operationen. Viele Nutzer würden die Sprays länger anwenden als empfohlen und damit genau das Gegenteil des gewünschten Effekts erreichen: Die Nasenschleimhaut schwillt weiter an, das Atmen wird schwerer, die Beschwerden nehmen zu.

Künftig nur noch in Apotheken?

Die Gesellschaft hat sich mit einem offiziellen Vorschlag an die dänische Arzneimittelbehörde gewandt: Nasensprays sollen künftig nur noch in Apotheken erhältlich sein. Seit der Liberalisierung im Jahr 2000 dürfen sie auch in Tankstellen, Supermärkten und Kiosken verkauft werden – was laut Ärzten zu einem sprunghaften Anstieg des Konsums geführt habe.

Kasper Aanæs, leitender Oberarzt am Rigshospitalet in Kopenhagen, bestätigt die Entwicklung aus der Praxis:

„Wir sehen wöchentlich bis zu 20 Patienten, die Nasensprays falsch nutzen. Viele kommen mit gereizter Schleimhaut, manche mit Suchtproblemen.“

Die Arzneimittelbehörde zeige sich gesprächsbereit, berichtet der DR, wolle aber zunächst genauere Daten.

„Wir haben bislang nur wenige Meldungen über Nebenwirkungen erhalten“, sagt Line Michan, Leiterin des zuständigen Referats. Deshalb habe man die Fachärzte gebeten, gezielt Fälle zu dokumentieren. Erst danach könne über weitere Schritte entschieden werden.

Die Rhinologen reagieren prompt: Sie rufen HNO-Ärztinnen und Hausärzte dazu auf, Verdachtsfälle konsequent zu melden – von Nasenschäden bis zur Abhängigkeit.

„Wir befürchten eine hohe Dunkelziffer“, so Kirkegaard.

Die Hersteller der betroffenen Produkte, Haleon (Otrivin) und Orifarm (Zymelin), betonen gegenüber dem dänischen Rundfunk DR, ihre Kunden würden klar auf die maximale Anwendungsdauer von zehn Tagen hingewiesen.

Langfristiger Gebrauch könne Nebenwirkungen wie Schleimhautschwellung verursachen – das sei bekannt.

Ob die Medikamente künftig tatsächlich nur noch in Apotheken erhältlich sein werden, ist offen. Die Debatte darüber hat jedenfalls begonnen.

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