Der „Penis-Mann“ auf Sendung
John Dillermand: Kinderserie in Dänemark über Mann mit Riesengenital erhitzt Gemüter
John Dillermand (übersetzt: „Penis-Mann“) ist eine Zeichentrickfigur des dänischen Fernsehens, die seit der Serienpremiere am vergangenen Samstag die Gemüter in Wallung bringt.
Denn der „Penis-Mann“ ist nicht Teil des Nachtprogramms, sondern richtet sich an Vier- bis Achtjährige – ein starkes Stück sozusagen, das manchen TV-Kommentator an den Rand der Verzweiflung treibt.
Kurz zur Story: John Dillermand hat nicht nur den längsten, sondern sicherlich auch den umtriebigsten Penis der Welt, erst recht der Trickfilmgeschichte.
Er führt beispielsweise mit weit ausgefahrenem Genital Rettungsaktionen durch, er kann damit Flaggen hissen und Kindern auch das Eis wegnehmen, wenn ihm danach ist.
Daher kann es nicht überraschen, dass die neue Serie eine heftige Debatte darüber ausgelöst hat, was im Kinderfernsehen erlaubt ist, und was nicht.
Der Guardian hat in einem Bericht erste prominente Meinungen gesammelt. Beispielsweise die der dänischen Autorin Anne Lise Marstrand-Jørgensen, die das Leitbild von einem Mann, der seinen gigantischen Penis nicht unter Kontrolle hat, scharf kritisiert:
„Ist das wirklich die Botschaft, die wir an Kinder senden wollen? Und zwar, während wir uns mitten in einer riesigen #MeToo-Debatte befinden?“, schrieb sie. Denn in der Tat ist es erst wenige Monate her, seit die TV-Moderatorin Sofie Linde die Bewegung in Dänemark erst richtig ins Rollen gebracht hat.
Die Familien- und Kinderpsychologin Erla Heinesen Højsted Højsted kann dem nur zum Teil beipflichten. Ja, das Timing der Ausstrahlung sei schlecht gewählt, sagt sie. Aber so zu tun, als ginge es hier explizit um Sex, sei „kategorisch falsch“ und lediglich eine „Projektion der Gedankenwelt von Erwachsenen“.
QUIZ
Vielmehr erkenne sie an, dass John Dillermand in der Lage ist, Verantwortung für sein „nicht immer fehlerfreies Handeln“ zu übernehmen. „Er ist impulsiv wie Kinder“, sagt sie, habe sich nicht immer unter Kontrolle, mache es aber am Ende immer wieder gut.
„Wenn eine Frau in der Serie ihm beispielsweise sagt, er solle seinen Penis gefälligst in der Hose lassen, dann hört er darauf. Das zeugt von Verantwortungsbewusstsein.“ Nun ja.
Christian Groes schätzt die Dinge als Professor für Gender-Forscher an der Universität Roskilde gänzlich anders ein. Er glaubt, dass die „Zelebrierung der Macht der männlichen Genitalien die Gleichberechtigung nur zurückwerfen kann.“ Schließlich verewige die Serie mit ihrer Hauptfigur die Standardidee einer patriarchalischen Gesellschaft.
Die Serie läuft übrigens im DR, einem öffentlich-rechtlichen Sender. Dieser reagierte auf die jüngste Kritik, indem die Verantwortlichen mitteilen, das Ganze hätte auch eine Serie „über eine Frau mit unkontrollierbarer Riesenvagina“ werden können. Ernsthaft?
Das Wichtigste sei doch, so der Sender, die Kinder fänden Gefallen an John Dillermand. Punkt.
Dänemark, so ist zu vermuten, steht eine wilde Debatte bevor. Die ersten Kommentare lassen keinen anderen Schluss zu.
Auf der Website des Fernsehsenders dr.dk kann man sich die fünfminütigen Folgen online anschauen und sich selbst eine Meinung bilden.
sh