Neue U-Bahn-Linie M5 und östliche Ringstraße vereinbart
Kopenhagen beschließt großen Ausbau der Infrastruktur – Flughafenanfahrtsgebühr kommt
Mit einem historischen Abkommen haben die dänische Regierung und die Stadt Kopenhagen den Weg für ein milliardenschweres Infrastrukturprojekt geebnet. Kern der Vereinbarung sind der Bau der neuen U-Bahn-Linie M5 sowie der erste Abschnitt einer östlichen Ringstraße, die künftig den Verkehr um das Zentrum der Hauptstadt herumleiten soll. Das Ziel: Verkehr entlasten, neue Stadtteile erschließen und Kopenhagen fit für das Wachstum der kommenden Jahrzehnte machen.

Neue U-Bahn für Amager und den Osthafen
Die Metrolinie M5 wird das Rückgrat des neuen ÖPNV-Ausbaus in Kopenhagen, wie die Stadt heute mitteilt. Sie soll künftig vom Hauptbahnhof über Amager bis nach Lynetteholm führen – ein Gebiet, das bisher nur unzureichend an das U-Bahn-Netz angeschlossen ist.
Die neue Linie soll die stark frequentierte M1/M2 entlasten, insbesondere auf dem Abschnitt zwischen Nørreport und Amager, und gleichzeitig zentrale Stadtteile wie Amagerbrogade, Lergravsparken und Refshaleøen erstmals direkt anbinden.
Geplant sind neun Stationen, darunter Knotenpunkte wie DR Byen, Kløverparken und zwei Haltestellen auf dem künstlich angelegten Inselprojekt Lynetteholm. Die Inbetriebnahme der ersten Etappe ist für das Jahr 2036 vorgesehen. Für die Kopenhagener bedeutet das: kürzere Wege, weniger Wartezeiten und eine deutlich bessere Erreichbarkeit stetig weiterwachsender Stadtviertel.
Östliche Ringstraße: Tunnel unter dem Hafen
Zusätzlich wird mit dem Bau der östlichen Ringstraße begonnen. Der erste Abschnitt soll Nordhavn mit Lynetteholm verbinden und 2037 fertiggestellt werden. Langfristig ist eine Verlängerung bis zum Flughafen vorgesehen. Ziel ist, den Durchgangsverkehr aus dem Stadtzentrum zu verdrängen und die Erreichbarkeit der neuen Stadtteile zu sichern – unter anderem durch einen Tunnel unter dem Hafen.
Finanzierung über Stadtentwicklung und Nahverkehr
Die Baukosten für die M5 und die Ringstraße belaufen sich auf 33,1 Milliarden DKK (rund 4,5 Mrd. EUR). Finanziert wird das Großprojekt vor allem durch die Stadtentwicklung rund um Lynetteholm. Die Regierung beteiligt sich zunächst mit 15,6 Milliarden DKK – Mittel, die im Infrastrukturplan 2035 reserviert sind und später durch Projektgewinne zurückfließen sollen.
Kopenhagen steuert zusätzlich 2,5 Milliarden DKK über einen Zeitraum von 20 Jahren bei.
Ab 2027 wird ein Flughafenzuschlag von 20 DKK (2,70 EUR) für Fahrten zum Kopenhagener Airport erhoben. Bestimmte Nutzergruppen wie Pendler, Jugendliche und Senioren bleiben davon ausgenommen. Zudem wird ab 2036 ein Qualitätszuschlag von 1 DKK im gesamten Metro-Netz eingeführt.
Politische Einigkeit – und weitere Forderungen
Die Vereinbarung wurde parteiübergreifend als Meilenstein gefeiert. Oberbürgermeister Lars Weiss (S) spricht von einem „großen Tag für Kopenhagen“, der sowohl Mobilität als auch Stadtentwicklung sichere.
Auch Vertreter konservativer, liberaler und grüner Parteien lobten den Ausbau als wegweisend – nicht nur für den Verkehr, sondern auch für den Klimaschutz, die Lebensqualität und das urbane Wachstum.
Gleichzeitig wurden weitere Ausbauwünsche laut: Metroverbindungen zu den sogenannten „drei B’s“ – Brønshøj, Bispebjerg und Bellahøj – stehen ebenso auf der Agenda wie eine sogenannte Krankenhauslinie, die große Kliniken wie Rigshospitalet und Herlev verbinden soll.
Stadt der Zukunft entsteht im Osthafen
Mit der Infrastruktur wird auch die Grundlage für die Erschließung des Osthafens gelegt. In den kommenden Jahren soll dort Wohnraum für bis zu 80.000 Menschen entstehen, ergänzt durch Arbeitsplätze, Grünflächen und Freizeiteinrichtungen.
Lynetteholm, Refshaleøen und Kløverparken sollen zu urbanen Zukunftsquartieren werden – von Beginn an unterirdisch vernetzt.
Die sozialökonomischen Vorteile des Projekts werden auf 14,5 Milliarden DKK (rund 2 Mrd. EUR) geschätzt.
Kopenhagen investiert damit nicht nur in Beton und Schienen, sondern in eine langfristige Strategie für nachhaltige Mobilität, lebenswerte Stadtteile und eine klimagerechte Metropole.
Bevölkerungswachstum übertrifft alle Prognosen
Die Investitionen müssen sein, denn Kopenhagens Bevölkerungswachstum übertrifft alle Prognosen.
Im Jahr 2024 verzeichnet die dänische Hauptstadt ein Bevölkerungsplus von rund 7.800 Menschen – ein Anstieg, der zehn Prozent über den bisherigen Prognosen liegt.
In den nächsten 35 Jahren wird Kopenhagen um 113.000 Menschen wachsen. Das bedeutet, dass bis zum Jahr 2060 etwa 780.000 Menschen in Dänemarks Hauptstadt leben werden.