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Unterwasserwüste

Sauerstoffmangel in der Ostsee: Meerestiere im Kattegat und Großem Belt ersticken zuhauf

So hübsch die Küste Dänemarks ist, ein Blick unter die Meeresoberfläche verrät, es ereignet sich gerade eine Naturkatastrophe ungeahnten Ausmaßes im Kattegat und dem Großen Belt.

Sauerstoffmangel in der Ostsee Dänemark
Wenn der Sauerstoff im Bodenwasser verschwindet, ersticken die meisten Tiere auf dem Meeresboden. Das letzte verbleibende Leben sind Schwefelbakterien, die ein regelrechtes Leichentuch bilden. Die Bakterien wandeln das tödliche Schwefelwasserstoffgas um, das bei schlechten Sauerstoffverhältnissen aus dem Meeresboden aufsteigt. (Foto: Peter Bondo Christensen)
Die Universität Aarhus meldet, dass ein Meeresgebiet, das größer ist als Fünen und Seeland zusammen, derzeit unter Sauerstoffmangel leidet, der in diesem Ausmaß noch nie dagewesen ist. Die Sauerstoffverarmung ist um 50 % schlimmer als im vergangenen September, als damals bereits ein Rekordwert erreichte wurde.

Die Situation in den dänischen Küstengewässern spitzt sich dramatisch zu. Wenn der Sauerstoffgehalt im Meer sinkt, fliehen Fische und benthische, also am Meeresboden lebende, Tiere. Diejenigen, die nicht rechtzeitig entkommen, sterben oder leiden. Jahr für Jahr verschärft sich dieses Problem, und die Entwicklung zeigt in die falsche Richtung. Das geht aus dem aktuellen Bericht des Nationalen Zentrums für Umwelt und Energie (Nationalt Center for Miljø og Energi) hervor.

Es entsteht eine Unterwasserwüste

Im vergangenen Jahr verzeichnete das dänische Amt für Grünflächenmanagement und Gewässerschutz die schlimmste Sauerstoffverarmung seit 2002. Doch dieses Jahr übertreffen die Werte sogar diese besorgniserregenden Messungen. Im September, der üblicherweise den Höhepunkt der Sauerstoffkrise markiert, war die betroffene Fläche des Meeresbodens um 50 Prozent größer als im Vorjahr.

„Seit 2010 verschlechtert sich die Situation kontinuierlich“, sagt Jens Würgler Hansen, leitender Berater im Fachbereich Ökowissenschaften an der Universität Aarhus und Hauptautor der nationalen Berichte zur Sauerstoffverarmung.

Sein neuester Bericht, der 50. in der Reihe, zeigt alarmierende Trends: Die diesjährige Sauerstoffverarmung liegt nur noch knapp 20 Prozent unter den katastrophalen Werten von 2002, als massenhaft Bodentiere starben.

„Die Lage ist sehr besorgniserregend und erfordert dringend gezielte Maßnahmen“, so Hansen weiter. Der Experte betont, dass wir seit Jahren das nötige Wissen haben, um gegen die Sauerstoffverarmung vorzugehen. Eine Reduktion der Nährstoffzufuhr in die Küstengewässer sei der Schlüssel. Zu viele Nährstoffe fördern das übermäßige Algenwachstum, dessen Abbau den Sauerstoffbedarf weiter steigert.

Besonders betroffen sind erneut das Kattegat und der Große Belt. Schon im zweiten Jahr in Folge kämpft die Region mit schwerer Sauerstoffarmut. Das bedroht reichhaltige Meeresökosysteme, die bislang weitgehend unberührt geblieben waren. Fjorde und Küstengewässer, die durch hohe Sauerstoffverbräuche und geringe Sauerstoffzufuhr besonders gefährdet sind, stehen im Zentrum der „Verwüstung“.

„Die Messungen zeigen, dass immer größere Teile des Meeresbodens von Sauerstoffverarmung betroffen sind“, warnt Hansen. „Das Meer kann nicht länger den Umgang der Menschen mit ihm verkraften. Es stellt sich die Frage, welches Meer wir kommenden Generationen hinterlassen wollen.“

Greenpeace Dänemark fordert konkrete Maßnahmen von der Regierung

Besonders dramatisch: Nicht nur die Fläche der betroffenen Meeresböden wächst, auch das Volumen des sauerstoffarmen Wassers in der Wassersäule nimmt weiter zu. Seit September letzten Jahres ist es um 80 Prozent gestiegen. Die Folge: Der Lebensraum für Fische wird immer kleiner.

In einer Stellungnahme hat Greenpeace Dänemark die dänische Regierung zum Handeln aufgefordert.

„Die Regierung schaut immer noch zu. Sie gibt große Erklärungen über die Rettung unserer Meere ab. Aber anstatt etwas gegen die Krise zu unternehmen, trifft sie weiterhin freiwillige Vereinbarungen mit der Landwirtschaft, die nach unserer jahrzehntelangen Erfahrung nicht funktionieren“, sagt Christian Fromberg von Greenpeace Dänemark.

„In vielen Fjorden und Buchten des Landes hat sich eine erstickende, sauerstofffreie Decke über den Meeresboden gelegt. Selbst Muscheln, Schnecken und Würmer ersticken. Und an mehreren Stellen in unseren Gewässern wird giftiger Schwefelwasserstoff freigesetzt, mit tödlichen Folgen für das gesamte Meeresleben. Das ist so traurig, dass es zum Weinen ist“, so Fromberg weiter.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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