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Erste langfristige Analyse der Spaltenbildung

Neue Spalten in grönländischem Eisschild könnten Meeresspiegel drastisch steigen lassen

Der grönländische Eisschild zeigt alarmierende Veränderungen: Innerhalb von nur fünf Jahren haben sich im zweitgrößten Eisschild der Welt rund 930 Millionen Kubikmeter neue Spalten geöffnet. Die Menge entspricht alle paar Tage dem Volumen der Großen Pyramide von Gizeh.

Grönland Eisschild
Die Eisdecke der grönländischen Gletscher wird in den kommenden Jahren mehr Risse aufweisen und zu einem Anstieg des Meeresspiegels beitragen. (Foto: Annie Spratt)
Die zunehmende Bildung von Gletscherspalten, vor allem in den sich schnell bewegenden Teilen des Eisschilds, könnte eine Rückkopplungsschleife auslösen, die den Eisverlust beschleunigt und langfristig den Anstieg des Meeresspiegels verstärkt.

Seit 1992 hat die grönländische Eisschmelze bereits zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von 10 Millimetern beigetragen. Wissenschaftler schätzen, dass dieser Beitrag bis Ende des Jahrhunderts auf bis zu 30 Zentimeter anwachsen könnte.

Erste langfristige Analyse der Spaltenbildung

Diese Erkenntnisse stammen aus einer neuen Studie, die zwischen 2016 und 2021 von Forschern der University of Florida, der University of Durham, England, und anderen Institutionen durchgeführt wurde. Es ist die erste umfassende Analyse der Gletscherspalten auf dem gesamten grönländischen Eisschild über mehrere Jahre. Dadurch konnten die Forscher verfolgen, wie sich die Spalten innerhalb kurzer Zeiträume entwickeln und verändern.

Die Herausforderung bei der Untersuchung bestand darin, die schwer zugänglichen und gefährlichen Regionen des Eisschilds zu analysieren.

„Man kann das nicht alleine machen, weil Gletscherspalten gefährlich sind“, erklärt Dr. Emma MacKie, Geowissenschaftlerin an der University of Florida und Mitautorin der Studie.

Auch die manuelle Auswertung von Satellitendaten erwies sich als zu aufwendig. Daher entwickelte das Forscherteam ein automatisiertes System zur Erkennung und Messung von Gletscherspalten auf Basis dreidimensionaler Satellitenbilder. Diese Daten wurden vom Polar Geospatial Center bereitgestellt.

Regionale Unterschiede, aber ein deutlicher Trend

Die Analyse zeigt, dass die Bildung von Gletscherspalten insgesamt zunimmt, allerdings mit regionalen Unterschieden. In einigen Bereichen auf der Westseite Grönlands wurde im Untersuchungszeitraum sogar ein Rückgang des Spaltenvolumens festgestellt. Doch dieser Rückgang wurde durch einen Anstieg in anderen Regionen mehr als ausgeglichen – in einigen Gebieten nahm das Volumen der Gletscherspalten um bis zu 25 Prozent zu.

„Seit dem Abschluss der Studie beobachten wir, dass auch die westliche Region wieder mehr Risse bildet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zahl der Spalten auf dem gesamten Eisschild in den kommenden Jahren weiter zunimmt“, so MacKie.

Positive Rückkopplung verstärkt Eisverlust

Die Bildung von Gletscherspalten hat weitreichende Folgen. Sie beschleunigt den Eisfluss und führt so zu noch mehr Spaltenbildung – eine potenziell gefährliche Rückkopplungsschleife.

„Dieser Mechanismus sollte unbedingt in die Modelle des grönländischen Eisschilds integriert werden, die wir für die Vorhersage des zukünftigen Meeresspiegelanstiegs verwenden“, fordert MacKie.

Die Studie, die unter anderem von der NASA und der National Science Foundation unterstützt wurde, liefert wichtige Erkenntnisse für die Klimaforschung. Sie verdeutlicht einmal mehr, dass die Entwicklungen auf dem grönländischen Eisschild direkte Auswirkungen auf den globalen Meeresspiegel und damit auf die Lebensräume von Millionen Menschen haben könnten.

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