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Kanonensystem nicht installiert

Wehrskandal in Dänemark: Neueste Kriegsschiffe patrouillierten jahrelang kampfunfähig

Man muss es wohl so sagen: Putins Angriff auf die Ukraine deckt auch abseits des Kampfgeschehens so manche Schwachstellen in der europäischen Verteidigungsbereitschaft auf. Makel, die mitunter schnell mal den Tatbestand der Peinlichkeit erfüllen können.

Marine Dänemark
Dänische Schiffe auf See während der Übung DANEX24. (Foto: Nick / Dänische Streitkräfte)
Neuestes Beispiel ist die dänische Marine, die sich aktuell mit faustdicken Vorwürfen konfrontiert sieht. Im Raum steht der Verdacht, es mit der Abwehrbereitschaft über Jahre alles andere als genau genommen zu haben. Selbst in wattweichen Friedenszeiten nichts, was gut zu Gesicht stünde.

Konkret: Laut Medienberichten sollen zwei der modernsten Kriegsschiffe der dänischen Marine sage und schreibe 15 Jahre lang ohne kampffähige Kanonensysteme in offizieller Mission unterwegs gewesen sein. So auch im strategisch hochkomplexen Nordatlantik.

Und das, obwohl die an Bord fehlenden Waffen längst gekauft, bezahlt und geliefert worden sind. Als Grund wurde angegeben, beide Schiffe seien für die Installation der Systeme zeitlich nicht entbehrlich gewesen. Und dass es in der zuständigen Werft keinen Platz gab. 15 Jahre lang, wohlgemerkt.

Entsprechend erbost fällt das Urteil mehrerer Parteien aus. „Es ist nicht hinnehmbar, dass dänische Kriegsschiffe außerstande sind, im Bedarfsfall abzuschrecken, weil Systeme fehlen, ohne die die Geschütze nicht funktionieren“, teilte Wehrexperte und Oppositionspolitiker Carsten Bach (Liberale Allianz) mit.

“Müssen über Kriegsschiffe mit Waffen an Bord verfügen, die bei Bedarf funktionieren“

Gefordert wird nun ein neuer Marineplan, der die Verteidigungsfähigkeit Dänemarks in arktischen Gewässern sicherstellen soll. „Die Sicherheitslage in Europa und im Nordatlantik bedeutet, dass wir über Kriegsschiffe mit Waffen an Bord verfügen müssen, die bei Bedarf funktionieren“, fuhr Bach fort.

Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (Venstre) selbst gab den vorliegenden Bericht in Auftrag, nachdem Vertreter des Öffentlichen Rundfunks DR im Januar die Sache mit den nicht schussfähigen Geschützen an Bord der neuesten Arktis-Kriegsschiffe unter dänischer Flagge herausgefunden hatten.

Auch Poulsen zeigte sich konsterniert angesichts dessen, was er in dem Bericht lesen musste. „Es hat zu lange gedauert, die bestellten Systeme zu installieren. Außerdem hat das dänische Parlament nicht alle Informationen erhalten, die im Zusammenhang mit der Verzögerung opportun gewesen wären“, teilte er diese Woche mit.

Er könne, so Poulsen weiter, die ganze Angelegenheit „nur bedauern“. Ob und in welcher Form das Ganze Konsequenzen haben wird, bleibt vorerst abzuwarten. „Es grenzt schon an einen Skandal, was da passiert ist“, setzt Bach – stellvertretend für die Opposition in Dänemark – den Ton. Heikel, heikel.

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