„Gehört dahin, wo die historischen Wurzeln sind“
Dänemark gibt „verhexte“ Sámi-Trommel (17. Jh.) an Norwegen zurück
Zu Beginn dieser Woche kam die Bestätigung: In einer Pressemeldung vom Montag hat Dänemarks Kulturministerin Ane Halsboe-Jørgensen einen bemerkenswerten Schritt verkündet.
Sie gab bekannt, eine samische Trommel von hoher kulturhistorischer Bedeutung aus dem Bestand des dänischen Nationalmuseums in den Besitz des RiddoDuottarMuseat im norwegischen Karasjok überführen zu wollen.
Das im 17. Jahrhundert gefertigte Instrument, in Skandinavien Runebomme genannt, ist als Leihgabe bereits mehr als vierzig Jahre in dem norwegischen Museum ausgestellt. Aber eben nur als Leihgabe, was sich dank des Beschlusses der dänischen Ministerin nun ändern wird.
„Es ist selbstverständlich, dass die Trommel ihren festen Platz in dem Museum
bekommen soll, zu dem sie eine historische Verbindung hat und in dem sie seit vielen Jahren ausgestellt ist“, teilte Halsboe-Jørgensen wörtlich mit.
Besitzer war angeklagt, mit dem Instrument „böse Magie“ praktiziert zu haben
Das Instrument selbst ist im Zuge der zahlreichen Hexenprozesse von Vardø 1691 nach Kopenhagen gebracht worden, zuvor beschlagnahmt im Norden Norwegens. Oder besser: In Sápmi, dem sich über den Norden der Skandinavischen Halbinsel bis nach Russland auf die Kola-Halbinsel erstreckenden Kulturraum der Samen.
Denn angeklagt war damals ein gewisser Anders Poulsen, die Trommel als samischer Schamane (Noaidi) mit sich geführt und damit „böse und verruchte Magie praktiziert“ zu haben. Da kannte die Anklageschrift kein Pardon.
Auf Poulsen wartete also vermutlich die Todesstrafe, die jedoch nie offiziell vollzogen werden konnte, weil ihn ein Mitgefangener vor der Verurteilung kurzerhand erschlug. Sicherlich nicht ganz der schöne Hintergrund, den das wunderbare Sámi-Instrument verdient hätte.
Durch Ächtung und Schauprozesse überlebten dann auch die meisten Bräuche der Noaidi das 17. Jahrhundert nicht. Die Schamanen standen nicht nur wegen vermeintlich schwarzer Magie am Pranger, sondern auch (und vor allem), weil sie sich als einflussreiche Personen der Christianisierung der Samen widersetzten.
330 Jahre nach Poulsens Inhaftierung ist die Zukunft der Trommel geklärt
Von Beginn bis Ende des 17. Jahrhunderts wurden in der nordnorwegischen Provinz Finnmark etwa 140 Prozesse wegen Hexerei und Schwarzmagie abgehalten, die in 91 Fällen mit der Todesstrafe endeten.
Der Leihvertrag des Sámi-Museums in Karasjok mit dem dänischen Nationalmuseum lief übrigens am 1. Dezember letzten Jahres aus, weshalb eine Entscheidung über den zukünftigen Besitz der Trommel nun unbedingt hermusste.
Zuletzt hatten sich auch diverse norwegische Politiker in dem Fall zu Wort gemeldet und die offizielle Rückgabe der Trommel ausdrücklich begrüßt. „Wir freuen uns, dass die Trommel fester Bestandteil des Sámi-Museums sein wird. Sie ist ein wichtiger Baustein des samischen Kulturerbes“, sagt etwa Norwegens Kommunalminister Bjørn Arild Gram.
Weiterführende Informationen
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Das Sámi-Museum in Karasjok wurde 1972 als erste Kultureinrichtung dieser Art auf norwegischem Boden gegründet. Gezeigt werden über 5.000 Objekte, was das Museum zur größten Ausstellung von samischer Kulturgeschichte in Norwegen macht. Baulich besteht der Komplex aus einem Haupthaus mit Ausstellungen und Magazinen sowie einem wunderbaren Freilichtmuseum.
Sämtliche Ausstellungstexte sind auf Norwegisch und Sami, das sollte man im Vorfeld wissen. Geöffnet hat das Museum dienstags bis donnerstags von 9.00 bis 15.00 Uhr. Das Freilichtmuseum ist allerdings den kompletten Winter geschlossen.
Webseite: www.rdm.no (auf Englisch)
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